Am 8. April ist Startschuss für das größte Musikfestival Thüringens, und das ist – wie könnte es anders sein – untrennbar mit dem Namen des in seinen jungen Jahren dort beheimateten Musikers verbunden, also dem großen Johann Sebastian Bach. Die schiere Anzahl der authentischen Bachstätten Thüringens ist ein einzigartiges historisches Potenzial und damit auch ein wesentlicher Anziehungspunkt dieser hochkarätigen Veranstaltungsreihe, die sich naheliegenderweise auf die Barockmusik spezialisiert hat, vor allem natürlich auf das Werk des späteren Thomaskantors. Mit Bachhaus und Taufkirche in Eisenach, der Traukirche in Dornheim, den frühen Wirkungsstätten in Mühlhausen, Arnstadt und Weimar sowie den Häusern der Vorfahren in Erfurt und Wechmar verfügt Thüringen über die Mehrzahl der originalen Bach-Orte. Diese eindrucksvollen Schauplätze sind das Podium des Festivals und bilden den authentischen Rahmen für anspruchsvolle Konzerte.
Eine Woche vor Karsamstag, also passend zur Kirchenjahreszeit, werden die Thüringer Bachwochen mit der ‚Johannespassion’ eröffnet. Das „Solomon’s Knot Baroque Collective“ führt das ergreifende Werk am 8. April in der Arnstädter Bachkirche auf. Diese Passion steht auch andernorts im Fokus des Festivals: In der Gothaer Margarethenkirche, in der Eisenacher Georgenkirche und in der Weimarer Stadtkirche St. Peter und Paul soll sie zeitgleich am 9. April erklingen. Zuvor wird sie auch im Rahmen eines „Erzählkonzertes für Kinder“ in Gotha präsentiert. Die noch kapitalere ‚Matthäuspassion’ erklingt am Karfreitag um 15.00 Uhr, also pünktlich zur Sterbestunde Jesu, in der Eisenacher Georgenkirche und wird vom Tölzer Knabenchor und der Hofkapelle München dargeboten.
Auch an den großen Zeitgenossen Georg Philipp Telemann, dessen Todestag sich heuer zum 250. Male jährt, wurde gedacht: das Ensemble ‚Nevermind’ kümmert sich am Ostermontag, 17. April, im Wilhelmsthaler Schloss um die Musik des mit Bach gleichaltrigen Komponisten. Geradezu unvermeidbar ist heuer ein Verweis auf Martin Luther, der ja ebenfalls viele Spuren in Thüringen hinterlassen hat. „Luther in Eisenach“ lautet ein Programmpunkt, ein anderer führt mit „J. S. Bach als Student und Arrangeur“ in die für Luther so schicksalsträchtige Stadt Erfurt und das dortige Augustinerkloster. Das Vokalconsort „Berlin & Elbipolis“ macht sich auf „mit Luther durchs Kirchenjahr“, „Vox Luminis“ kündigt „Luthers Vermächtnis: Der Choral“ an, und der Dresdner Kreuzchor offeriert gar ein „Musikfest für Martin Luther“.
Prominent hört sich die Namensliste der solistisch auftreten Künstler an. Sie reicht vom Pianisten Tzimon Barto und dem Cembalisten Jean Rondeau über die Geigerin Midori Seiler und den Violoncellisten Matt Heimowitz bis zur Blockflötistin Dorothee Oberlinger und zum omnipräsenten Klarinettisten und Komponisten Jörg Widmann. Francesco Tristano wird die ‚Goldberg-Variationen’ auf dem Klavier spielen und sie der Cembalo-Version Jean Rondeaus gegenüberstellen. Ähnlich illustre Namen sind unter den auftretenden Ensembles zu finden. Nennen wir nur „L’Arpeggiata“, „Flautando Köln“, „Ensemble Polyharmonique“, „La Folia“, „Voces8“, „Musica Sequenza“, „Mandelring Quartett“, „Scottish Ensemble“, „Niederländische Bachvereinigung“, „Marais Consort“, „Canadian Brass“ oder das „Concerto Romano“, das mit der Karwochenmusik in der Sixtinischen Kapelle aufwarten wird.
Enden werden die diesjährigen Thüringer Bachwochen am 1. Mai mit dem Abschlusskonzert der „L’Arpeggiata“ in der Eisenacher Georgenkirche und dem Auftritt der Sopranistin Nuria Rial. Doch das ist noch nicht alles, denn anschließend findet das Festival eine transatlantische Fortsetzung. Am 18. Mai heißt es „Die Thüringer Bachwochen in Chicago“, wenn Bach in dieser Weltstadt in der Kathedrale St. James erklingen wird. Einen Tag später lautet die Devise „Die Thüringer Bachwochen in New York“, und der Namensgeber des Festivals darf die Hallen der Kirche St. Vincent Ferrer im „Big Apple“ mit den Klängen seiner Musik erfüllen. Bach in aller Munde, Bach in aller Welt zu Hause – der Thüringer erweist seiner Heimat alle Ehre!
Fotocredits:
Philharmonisches Orchester Würzburg, Foto © Katrin Heyer
Nevermind, Foto © Edouard Bressy