Keine Spielzeit ohne Motto: was mittlerweile allenthalben in Mode zu kommen scheint, praktizieren die Bamberger Symphoniker längst seit einiger Zeit. Ging es in der sich jetzt zu Ende neigenden Saison um „Aufbrüche“ (da es mit dem frisch gekürten Chefdirigenten Jakub Hruša in eine neue Ära aufzubrechen galt) so steht jetzt „Leidenschaft“ als Leitmotiv über der Saison 2017/18, die vor wenigen Tagen von Intendant Marcus Rudolf Axt vorgestellt wurde. „Con passione“ ist ja eine Charakterbezeichnung, die über so manchem Satz steht: auch Beethovens „Appassionata“ oder Hadyns Symphonie mit dem Beinamen „La Passione“ erinnern an Leidenschaften. Eine besondere Bewandtnis hat das neue Motto jedoch mit Blick auf eine Gattung, in der es stets leidenschaftlich zugeht, nämlich in der Oper. Sie wird diesmal mit Arien, Ouvertüren und einer konzertanten Aufführung von Mozarts „Don Giovanni“, der „Oper aller Opern“, im Fokus stehen. Dessen Uraufführung fand bekanntlich in Prag statt, woher die besondere Bindung der Bamberger Symphoniker an dieses Werk rührt.
Passion ist jedoch nicht nur Leidenschaft, es kann auch Leiden bedeuten, so wie in Bachs „Johannespassion“, die am Karfreitag unter der Leitung von Ehrendirigent Herbert Blomstedt erklingen wird. Wider alle herkömmliche Jubiläumsarithmetik haben die Bamberger beschlossen, dem Thomaskantor eine „Lange Bach-Nacht“ zu widmen, und zwar an seinem 333. Geburtstag. Andere Schwerpunkte der kommenden Saison sind deutlich von den Neigungen des neuen Chefdirigenten geprägt. So will Jakub Hruša die Seelenverwandschaft von Johannes Brahms und Antonin Dvorák, dessen Musik er sowieso quasi als „Muttermilch“ eingesaugt hatte, durch entsprechend kombinierte Programme beleuchten. Ein besonderes Anliegen ist es ihm zudem, die Musik von Dvoráks Schwiegersohn Josef Suk bekannter zu machen. Dessen Symphonie Nr. 2 mit dem Titel „Asrael“ ist für Hruša eine tief empfundene Bekenntnismusik, die im Übrigen auch auf dem Programm des Eröffungskonzertes am 28. September stehen wird.
Bei der Programmvorstellung gab es nur erfreuliche Nachrichten zu hören. Über 100 neue Abonnenten sind zu verzeichnen, verlustbereinigt natürlich, und die Auslastung liegt bei rekordverdächtigen 97,5 %. Entsprechend positiv fällt das Echo aus, wenn das Publikum befragt wird. Ob das auch daran liegt, dass zeitgenössische Musik fast nur in kleiner Dosis verabreicht wird, nämlich im Rahmen des „encore!“-Programmes, also kurzer Auftragskompositionen, darf als wohlgemeinter Verdacht formuliert werden. Höchst erfolgreich sind die Bamberger Symphoniker mit ihrem Status als bayerischer Kulturbotschafter ebenso bei ihren zahlreichen Tourneen, die sie erst kürzlich wieder in den fernen Osten und in die USA geführt haben. Das schlägt sich u.a. in der Prominenz der aufgebotenen Dirigenten und Künstler der nächsten Saison nieder. Darunter finden sich Solisten wie Sol Gabetta (Violoncello) und der Portraitkünstler Christian Gerhaher (Gesang) oder Dirigenten wie Jiri Behlolávek und die Wettbewerbssieger Lahav Shani und Kahchun Wong. Alles in allem: Frankens musikalischer Kulturdampfer ist auf verlässlichem Kurs.
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Jakub Hruša, Foto © Andreas Herzau