Nach Saša Staniši?, Regie: Felix Hafner
"Woher kommst du?" "Komplexe Frage! Zuerst muss geklärt werden, worauf das Woher zielt. Auf die geografische Lage des Hügels, auf dem der Kreißsaal sich befand? Auf die Landesgrenzen des Staates zum Zeitpunkt der letzten Wehe? Gene, Ahnen, Dialekt? Wie man es dreht, Herkunft bleibt doch ein Konstrukt!" Saša Staniši? meidet in seinem literarischen "Selbstporträt mit Ahnen" vereinfachende Antworten, selbst dann, wenn auf fast jedem Grabstein um ihn herum sein Nachname steht, wie auf dem Friedhof des kleinen Bergdorfs Oskoruša östlich von Višegrad. Er erinnert sich an einen Ausflug dorthin mit seiner mittlerweile dementen Großmutter Kristina. Während sie ihre Erinnerungen verliert, archiviert er seine.
Geboren wird er in einem Land, das es nicht mehr gibt – der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien. Nach deren Zerfall flieht er mit seinen Eltern nach Deutschland. Als neugieriger Teenager lernt er das Land und seine Sprache kennen und verbringt seine Freizeit an der ARAL-Tankstelle mit anderen, die ebenfalls mehrere Heimaten haben. Der erwachsene Staniši? schreibt Romane und 2019 mit "Herkunft", das mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde, ein Hybrid aus autobiografischer Erzählung und Meta-Roman.