400 Millionen zum Ersten, 400 Millionen zum Zweiten und verkauft für 400 Millionen!
Am 15. November 2017 wurde in New York Auktionsgeschichte geschrieben und das Leonardo da Vinci zugeschriebene Ölgemälde „Salvator Mundi“ nach rund 45 Geboten für den oben genannten Rekordpreis zugeschlagen. Dabei handelt es sich um den Hammerpreis, welcher in der Regel noch um Verkaufsgebühren ergänzt wird, sodass sich für „Salvator Mundi“ schließlich ein Verkaufspreis von 450,3 Millionen US-Dollar ergab. Auf diese Weise manifestierte sich das auf Walnussholz ausgeführte Kunstwerk, welches künftig die Louvre-Dependance Abu Dhabis bereichern wird, nach Angaben des mit der Versteigerung beauftragten Auktionshauses Christie‘s als das teuerste auf einer Auktion veräußerte Kunstwerk.
Zum vorangegangenen Auktionsrekord von 179 Millionen US-Dollar, welcher im Mai 2015 für die „Femmes d’Alger“ Pablo Picassos aufgestellt wurde, besteht eine meilenweite Distanz.
Geschickt war es, einen Alten Meister in eine Auktion zeitgenössischer Kunst zu integrieren, wodurch das Werk Da Vincis besonders hervorstach. Auf anderen Auktionen werden jedoch auch immer wieder neue Rekorde erzielt und die Preise schnellen so geschwind wie die Hände der Bieter bei namhaften Abendauktionen in schwindelerregende Höhen, sodass sie auf rationale Art und Weise nicht mehr zu erklären sind. Das ist das verstörende und zugleich das verlockende am Kunstmarkt.
Zahlreiche Kunstwissenschaftler sowie Ökonomen widmen sich unterschiedlichen Erklärungsansätzen, die besonders bei zeitgenössischer Kunst primär auf das Branding zielen: Bei welcher Galerie ist der Künstler unter Vertrag? Wer hat bereits Werke dieses Künstlers erworben? Welches Auktionshaus bietet die Arbeiten dieses Künstlers an? Es geht um große Namen, die große Summen begründen. Doch ist es nicht auch spannend, solch irrationale Preisentwicklungen nicht rational zu begründen, sondern immer wieder aufs Neue überrascht zu werden, wenn neue Auktionsrekorde erzielt werden oder gar Werke eines in der vergangenen Auktionssaison noch gefeierten Künstlers plötzlich unverkauft bleiben? Dies macht nicht zuletzt einen großen Teil des Zaubers aus, den der Kunstmarkt bereithält.
Während einige Einflüsse auf die Preisbildung Spekulationen bleiben, sind häufig drei Ausgangssituationen primär dafür verantwortlich, dass ein Kunstwerk überhaupt auf den Auktionsmarkt gelangt. Einprägsam stellen sich jene als die drei großen Ds dar: Death, Debt, Divorce. Wer meint, Bietergefechte und Aufrufe in Millionenhöhe seien allein Christie‘s und Sotheby’s in London und New York und einem Publikum, welches auf Werke wie „Salvator Mundi“ bietet, vorbehalten, liegt allerdings falsch. So finden auch in Deutschland spannende Auktionen statt, die frei zugänglich für interessierte Besucher sind. Besonders attraktiv nimmt sich dabei aus, dass jeder Auktion eine meist mehrtägige Vorbesichtigung der zu veräußernden Kunstwerke vorausgeht, die die Möglichkeit bietet, Schätze zu entdecken, die aus Privatbesitz kommen und häufig in einen anderen Privatbesitz überwechseln. So verwandeln die Auktionshäuser sich in Museen auf Zeit und eine flüchtige Gelegenheit bietet sich, Arbeiten zu bestaunen, die der Öffentlichkeit im Regelfall nicht zugänglich sind.
Beispielsweise bietet das Berliner Auktionshaus Grisebach, dessen Repertoire sich von der Kunst des 19. Jahrhunderts über die Zeitgenössische Kunst sowie Photographie bis hin zu sammelwürdigem Kunsthandwerk erstreckt, auch in der herbstlichen Auktionssaison wieder zahlreiche Highlights. Namen wie Emil Nolde, Andy Warhol und Max Beckmann zieren einmal mehr die vor exzeptionellen Werken überquellenden Auktionskataloge, die auch online einzusehen sind. Lohnenswert ist hier stets ein Blick in die Kategorie „Third Floor. Schätzwerte unter 3.000“, die neben Graphiken namhafter Künstler auch wahre Geheimtipps zu erschwinglichen Preisen beinhaltet. Doch auch wer nicht plant, Kunst zu erwerben, kommt hier auf seine Kosten, da es bei den Vorbesichtigungen regelmäßig Glanzpunkte der Kunstgeschichte zu erkunden gilt. Diese finden in Berlin grundsätzlich fünf Tage lang vor Beginn der Auktionen in den Räumlichkeiten der Villa Grisebach statt. Zusätzlich werden ausgewählte Werke auch für Vorbesichtigungen beispielsweise in München zur Verfügung gestellt. Termine sind ebenfalls dem Internetauftritt zu entnehmen.
Überaus relevant für den deutschsprachigen Raum nimmt sich überdies das Dorotheum aus, dessen Sparten sich von Alten Meistern bis zur Zeitgenössischen Kunst erstrecken und welches als das führende Auktionshaus Mitteleuropas gilt. Die Standorte dieses Tradition mit Innovation verbindenden Hauses befinden sich in Österreich, Termine zu Auktionen und Expositionen sind auf der Internetseite gelistet. Insgesamt veranstalten zahlreiche Auktionshäuser interessante Events wie Künstlergespräche, Ausstellungen, Lesungen etc. So lohnt es sich, die aktuellen Termine in der Metropolregion Nürnberg und darüber hinaus durchzusehen und sich auch ohne Kaufabsicht in die schillernde Welt des Kunsthandels entführen zu lassen.
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„Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten!“, Foto © pixabay.com
Das Geld unterm Hammer, Foto © pixabay.com
Bereit zum Bieten, Foto © pixabay.com