Out of Order – Werke aus der Sammlung Haubrok
Erstmals wird eine der wichtigsten deutschen Sammlungen der Gegenwartskunst im süddeutschen Raum präsentiert. Im Neuen Museum Nürnberg startet ab dem 25. Oktober 2019 die groß angelegte, zweiteilige Ausstellung Out of Order, die in zwei aufeinander folgenden Teilen verschiedene Schwerpunkte der Sammlung Haubrok vorstellt. Die erste Laufzeit geht bis zum 6. Januar 2020, Teil 2 der Ausstellung wird vom 17. Januar bis zum 1. März 2020 zu sehen sein.
Das Sammlerpaar Barbara und Axel Haubrok wurde vom Neuen Museum eingeladen, eine sehr persönliche Präsentation für den großen Ausstellungssaal zu erarbeiten. Der Ausstellungstitel Out of Order zeugt dabei vom Witz und der Non-Konformität der Sammler, die besonders „unordentliche“, doppelbödige und hintergründige Positionen im Blick haben. Ausschnittsweise werden die beiden aufeinander folgenden Teile die Sammlungsschwerpunkte Skulptur sowie Malerei, Zeichnung und Fotografie zeigen. Die Präsentationsform der Ausstellung – in Teil 1 nur stehende Readymades und Skulpturen, in Teil 2 nur hängende Bilder – verdeutlicht einerseits den konzeptuellen Ansatz der Sammlung, andererseits entstehen dadurch viele neue Bezüge zwischen den Werken, zumal einige Künstlerpositionen in beiden Ausstellungsteilen präsent sind, so Axel Haubrok.
Die 1990er Jahre werden in der bildenden Kunst mit konzeptueller Schärfe und formalästhetischer Reduktion verbunden. Aber auch mit Freiheit der Formate und Erweiterung des kuratorischen Handelns. In dieser Zeit begann das umtriebige Ehepaar Axel und Barbara Haubrok eine beachtliche Sammlung aufzubauen, deren Fokus auf internationalen Tendenzen der Konzeptkunst liegt. Die Sammler interessieren sich insbesondere für Skulpturen und Objekte in musealer Größe, aber auch für stringente Positionen der Fotografie und des Films, genauso wie der abstrakten Malerei. Minimalistisch, oftmals schwarz-weiß oder monochrom, aber auch charmant und heiter sind die Werke ihrer mittlerweile über 1.000 Arbeiten umfassenden Sammlung. Am charakteristischsten sind dabei jene, hinter denen sich bei formal strenger Sachlichkeit reichlich Humor verbirgt.
Die Sammlung umfasst wichtige Werkkonvolute von Carol Bove, Martin Boyce, Martin Creed, Hans-Peter Feldmann, Isa Genzken, Wade Guyton, Georg Herold, Jonathan Monk, Charlotte Posenenske. Florian Pumhösl, Willem de Rooij, Karin Sander, Wolfgang Tillmans, Christopher Williams, Franz West, Haegue Yang und Heimo Zobernig.
Ein besonderes Veranstaltungs-Highlight bietet das Neue Museum bereits kurz nach der Ausstellungseröffnung an. Am Samstag, den 26. Oktober 2019 um 15 Uhr führt der Sammler Axel Haubrok persönlich durch die Ausstellung.
Michael Wolgemut – Mehr als Dürers Lehrer
Zum 500. Todestag des Nürnberger Malerunternehmers Michael Wolgemut (1434/37–1519) präsentiert das Albrecht-Dürer-Haus eine eigene Ausstellung des Künstlers. Sein übermächtiger Schüler Albrecht Dürer, der von 1486 bis 1488/89 bei ihm das künstlerische Handwerk erlernte, hat lange Zeit über sein Lebenswerk hinweg gestrahlt. Allerdings rückt die Ausstellung die Produktion seiner Werkstatt nun in ein neues Licht. Denn Wolgemut war weitaus mehr als nur Dürers Lehrer.
Michael Wolgemut unterhielt in Nürnberg eine der produktivsten Künstlerwerkstätten der Spätgotik. Aus seinem Atelier ging eine große Zahl von Schnitzaltären mit bemalten Flügeln hervor, welche zumeist handwerksmäßig mit Hilfe von Gesellen ausgeführt wurden. Durch die Kooperation mit zahlreichen Mitarbeitern und Subunternehmern gelang es Wolgemut, einen der führenden Betriebe auf dem überregionalen Markt für Tafelmalerei zu etablieren. Zu den Auftraggebern der von ihm entworfenen Glasgemälde gehörte sogar Kaiser Friedrich III. Auch das neue Medium der Druckgraphik machte er sich zu eigen – für die Schedel'sche Weltchronik schuf er einen Bilderkosmos, der bis heute unsere Vorstellung von Europa um 1500 prägt. Einen einzigartigen Einblick in seinen Werkstattbetrieb bietet ein geschlossen erhaltener Bestand an Handzeichnungen in der Universitätsbibliothek Erlangen.
Die Ausstellung dauert vom 20. Dezember 2019 bis zum 22. März 2020 und ist eine Kooperation mehrerer bedeutender Kulturinstitutionen. Das Albrecht-Dürer-Haus zeigt die Zeichnungen der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg und die druckgraphische Produktion Wolgemuts. Währenddessen können im Germanischen Nationalmuseum, im Museum Tucherschloss, den großen Kirchen in Nürnberg sowie der „Stadtkirche Schwabach St. Johannes d. T. und St. Martin“ Altartafeln und Gemälde besichtigt werden. Der Katalog wird Wolgemuts vielseitiges Gesamtwerk erstmals grundlegend würdigen.