Die neue Spielzeit der Tafelhalle und des Künstlerhauses in Nürnberg verheißt auch in der 31. Saison viel Musik, Tanz und Theater. Vor allem der Tanz kommt dabei nicht zu kurz. Die freie Tanz- und Theaterszene gibt Ton und Move an. Und weil Kunst nie wegschaut, sondern dahin, wo es vielleicht auch manchmal wehtut, widmen sich die Künstler, Tänzer, Schauspieler und Regisseure in der kommenden Spielzeit den aktuellen Problemen und Herausforderungen unserer globalisierten Welt.
Die Herangehensweisen sind dabei so unterschiedlich wie vielfältig. Der libanesische Tänzer und Choreograph Omar Rajeh bringt in seinem Tanztheaterstück „Beytna“ ein choreografisches Festmahl auf die Bühne – weil sowohl Tanzen als auch Essen völkerverbindend ist. Beides zusammen verspricht im besten Falle Wunder zu bewirken, im schlechtesten den Austausch zwischen den verschiedensten Kulturen – zu sehen am 6. Oktober in der Tafelhalle.
Neben konkreten Themen wie dem Hikikomori-Phänomen, welches das Zurückziehen japanischer Jugendlicher in eigene Welten beschreibt, dem sich Susanna Curtis in „Geburtstag – Eine Hikikomori Story“ annimmt (19.10.17, 19.30 Uhr) oder dem stetig wachsenden Schönheitswahn der westlichen Gesellschaft, das Malcolm Sutherland in dem Stück „Under the knife“ zum Thema der Stunde erkoren hat (9.11.17, 20 Uhr), ist das Programm im letzten Quartal des Jahres mit Stücken wie „Murikamification“ (Arch8 / Erik Kaiel, 22.10.17, 17 Uhr), „Da da ist. Wir sind.“ (WildeVerwandteProduktion, 23.11.17, 20 Uhr) oder „If You Could See Me Now“ (Arno Schuitemaker, 16.12.17, 20 Uhr) irgendwo zwischen Surrealismus und Dada verortet und vermag die Beziehung zwischen Körper, Geist, Zeit und Raum auszuloten.
Das neue Jahr beginnt in der Tafelhalle paradiesisch, jedenfalls wenn man dem Titel der ersten Produktion in 2018 Glauben schenken kann. „Paradies 3.0“ ist der dritte und letzte Teil der co>labs tanz/theater/produktionen, eine europäisch-arabische Gemeinschaftsproduktion, die Menschen aus Mexiko, Sibirien, Iran, Libanon und Tunesien zusammenbringt und Fragen nach dem richtigen Miteinander aufwirft und zu beantworten versucht.
Die Konfrontation mit Gegenwart und Zukunft ist auch 2018 Thema im Künstlerhaus. So zeigen Alexandra
Rauh und Gunnar Seidel im März (01.03.18, 19.30 Uhr), wie sehr man im (Des-)Informationszeitalter im Dunkeln tappen kann. „Trigger“ arbeitet dabei mit den wichtigsten Sinnen seines Publikums. Dunkelheit und bloße Textfragmente lassen die Zuschauer gegebenenfalls an ihrer Wahrnehmung zweifeln. „In Franken, bei den Steins – (k)ein Science Fiction TANZtheater“ vom SETanztheater (15.03.18, 20 Uhr) beschäftigt sich hingegen mit Zukunftsvisionen, die immer realer zu werden scheinen und lotet (ganz in der Frankenstein’schen Tradtion) die Beziehung zwischen Mensch und humanoidem Roboter aus. Passend dazu das Stück „Revolution: Alles wird gut!“ vom Brachland-Ensemble: Die These ist zwar gewagt, aber dennoch Mittelpunkt der Produktion, die sich am 22.03.18, 19.30 Uhr mittels Statistiken, Interviews und Live-Videokonferenzen dokumentarisch auf die Suche nach dem Besten im Menschen begibt.
Das gesamte Programm der neuen Spielzeit 17/18 ist unter www.kunstkulturquartier.de/tafelhalle/programm/ einzusehen.
Fotocredits:
„Geburtstag – Eine Hikikomori Story“, Foto © Ludwig Olah