Was sich die fränkischen Symphonieorchester für die kommende Saison ausgedacht haben
Als Motto für die kommende Saison hat sich die Bayerische Staatsphilharmonie alias Bamberger Symphoniker das Stichwort „Leidenschaft“ ausgesucht. „Con passione“ ist ja auch eine Charakterbezeichnung, die in der Musik über so manchem Satz steht. Eine besondere Bewandtnis hat das neue Motto jedoch mit Blick auf eine Gattung, in der es stets leidenschaftlich zugeht: in der Oper. Sie wird diesmal mit Arien, Ouvertüren und einer konzertanten Aufführung von Mozarts „Don Giovanni“ im Fokus stehen. Die Uraufführung dieser „Oper aller Opern“ fand bekanntlich in Prag statt, woher die besondere Bindung der Bamberger Symphoniker an dieses Werk rührt. Wider alle herkömmliche Jubiläums-arithmetik widmet das Orchester dem Thomaskantor eine „Lange Bach-Nacht“ zu dessen 333. Geburtstag. Andere Schwerpunkte verraten deutlich die Handschrift des immer noch recht neuen Chefdirigenten Jakub Hrusa, so beispielsweise die Aufführung der zweiten Symphonie von Dvoraks Schwiegersohn Josef Suk. Die Prominenz der aufgebotenen Künstler spricht für sich: Sol Gabetta (Violoncello) ist schlichtweg weltberühmt, genauso wie der geradezu begnadete Portraitsänger Christian Gerhaher. Unter den Dirigenten sind neben dem Orchesterchef die Wettbewerbssieger Lahav Shani und Kahchun Wong zu nennen. Man muss sehr traurig darüber sein, dass Altmeister Jiri Behlolávek kürzlich verstorben ist und sein vorgesehenes Dirigat in Bamberg nun ausfällt.
Das Philharmonische Orchester des Landestheaters Coburg bietet in der kommenden Saison ein solch dichtes Programm an, dass wir uns auf die Veranstaltungen im Großen Haus beschränken müssen. Es geht los gleich am 16. September mit einer Stunde Klassik unter dem Titel ‚Concertino’, gefolgt zwei Tage später vom ersten Sinfoniekonzert. Am 4. November gibt es ein „Mitmachkonzert - Zukunftsmusik“, am 13. des Monats das 3. Sinfoniekonzert. Zwischendurch erfolgt ein Ausflug nach Sonneberg, wo das 2. Sinfoniekonzert im Gesellschaftshaus „abgeliefert“ wird. Nach einem Weihnachtskonzert und einem weiteren Concertino werden im Januar das 4. Sinfoniekonzert sowie Prokofjews „Peter und der Wolf“ aufgeführt. Das 5. Sinfoniekonzert im März ist abermals aushäusig, nämlich im Kongresshaus Rosengarten, das sechste findet im Juni wieder im Großen Haus statt. Erwähnen wollen wir noch „Compose Strawinsky“ im April und ein Kinderkonzert, das von allerlei Wasserwesen handelt. Das letzte Sinfoniekonzert mit großformatigen Werken Anton Bruckners findet am 9. Juli in der Reithalle statt. Alles in allem ein imposantes Programm!
Die Hofer Symphoniker starten am 29. September unter dem Motto „Romantisch.Lyrisch.Emotional“ und mit Werken von Chopin und Lutoslawski in ihre Aboserie. Das zweite Konzert steht unter dem Motto „Erinnerung.Abschied“ und findet am 20. Oktober statt, das dritte am 10. November unter dem Stichwort „Musikalisches Glaubensbekenntnis“, denn Felix Mendelssohn-Bartholdys Reformationssymphonie steht dann auf dem Programm. Das vierte ist festlich und Weihnachten gewidmet, während die Neujahrskonzerte „Magic Movie Moments“ versprechen. Im Januar geht es unter der Devise „Botschaften“ weiter, im Februar locken die „Bilder einer Ausstellung“. Das 7. Symphoniekonzert droht im März mit „Natur.Gewalt“, das achte verspricht im April „Heimat.Hoffnung.Sehnsucht“. Im Mai stehen dann „Russische Märchen“ an, im Juni „Eine Alpensinfonie in Bildern“, während das 11. und letzte Symphoniekonzert „Tasten und Tatzen“ ankündigt – kein Wunder, denn immerhin geht es dann um den „Karneval der Tiere“ von Saint-Saens und Poulencs Konzert für zwei Klaviere und Orchester.
Die Staatsphilharmonie Nürnberg verabschiedet sich von ihrem GMD Marcus Bosch mit „Leuchttürmen“. So ist das Programm überschrieben, das acht Philharmonische Konzerte und allerlei Sonderprogramme vorsieht, die von „Phil&Young“ und „Phil&More“ über ein Neujahrskonzert und das Konzert zur Blauen Nacht bis zum ION-Konzert und einem Summer Open Air reicht. Ein besonderes Augenmerk bei den Sinfoniekonzerten liegt auf zwei 100. Geburtstagen: Bernd Alois Zimmermann und Leonard Bernstein heißen die Jubilare. U.a. wird Zimmermanns letztes Orchesterstück „Stille und Umkehr“, das 1970 als Auftragswerk der Stadt Nürnberg zum Dürer-Jahr entstand, „zurückgeholt“ nach Nürnberg, von Bernstein erklingt „Kaddish“. Das zurückliegende Dvorák-Projekt schlug eine Brücke zur Partnerstadt Prag, nun wird das ergänzt durch eine „reale Partnerschaft“ mit der Partnerstadt Krakau, deren Philharmonisches Orchester in Nürnberg auf Gegenseitigkeit gastiert. Mit Brahms’ „Ein deutsches Requiem“ und Beethovens „Missa Solemnis“ stehen große Oratorien auf dem Programm.
Nach dem Abschied vom „alten“ Chefdirigenten ist bei den Nürnberger Symphonikern nun der Blick auf den Nachfolger gerichtet. Kahchun Wong, umjubelter Preisträger beim Dirigentenwettbewerb 2016 der Bamberger Symphoniker, wird zwar erst ab September aus Singapur kommend sein Amt antreten, aber sich schon jetzt dem Nürnberger Publikum in einem „Vorstellungskonzert“ präsentieren. Nicht weniger als 20 Symphoniekonzerte umfasst das Programm der kommenden Saison, dazu dreimal „Symphoniker plus“ und diverse Sonderkonzerte wie z.B. das Cross-Over-Projekt „Symphoniker meet Max Mutzke“ oder ein weihnachtlicher „Salto musicale“ mit Volker Heißmann. Angebote wie „Nachmittag extra“ oder „Junge Ohren“ vervollständigen das Programm ebenso wie gegen Saisonende der „Musiksommer im Serenadenhof“.
Wie immer lädt das Theater der Stadt Schweinfurt auch in der kommenden Saison zu symphonischen Highlights ein und bietet eine ganze Palette erstklassiger Konzerte an. Dafür bürgen fast ausschließlich die Bamberger Symphoniker, die nicht weniger als sieben Mal (!) auftreten. Zu erwähnen ist jedoch auch das Gastspiel der Philharmonie Südwestfalen, die mit dem Schlagzeug-Superstar Martin Grubinger auftritt.
Das Philharmonische Orchester Würzburg bietet in der kommenden Saison sechs Sinfoniekonzerte an, zudem abendliche Serenaden im Rathaushof und Soireen im Ratssaal. Eine musikalische Klammer um dieses Jahr setzen das erste Sinfoniekozert und das Konzert „Neue Welten“ am 31. Mai, denn Russland und Amerika heißen die Antipoden, vertreten durch Tschaikowsky und Dvorák mit der „Symphonie aus der Neuen Welt“. Großformatige Herausforderungen stehen mit den Aufführungen von Beethovens „Missa solemnis“ und Mahlers 5. Symphonie an.
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Philharmonisches Orchester Würzburg, Foto © Katrin Heyer