Gleich zwei Großereignisse schiebt das Nürnberger KunstKulturQuartier im Sommer 2019 an. Nach der erfolgreichen Sanierung öffnet im September die Kunsthalle Nürnberg wieder ihre Türen und präsentiert zu diesem Anlass die internationale Gruppenausstellung Hidden Beauty während die Kunstvilla mit der Ausstellung „Gesammelte Werke – Fünf Jahre Kunstvilla“, die am 14. Juli beginnt, zum 5-jährigen Bestehen ein kleines Jubiläum feiert.
Verborgene Schönheit entdecken
Die Erwartungen sind hoch, wenn die Kunsthalle Nürnberg nach der energetischen Sanierung und mehr als einem Jahr Schließzeit den Ausstellungsbetrieb im September 2019 wieder aufnimmt. In die Erneuerung der Dächer und Beleuchtung sowie der Klimatisierung des 1913 errichteten, denkmalgeschützten Gebäudes wurden 3,3 Millionen Euro investiert. Rund 40 Firmen waren an der Maßnahme beteiligt und mehrere Tonnen Material wurden für Dämmung, Energie, Lüftung, Licht, Sicherheit und Sonnenschutz verbaut. Deutlich verändert zeigen sich nun die markanten, teils rekonstruierten Oberlichtdecken, deren neue Glasflächen den Blick in den Himmel freigeben.
5 Jahre Kunstvilla – 10 Jahre Sammlung – 1 Fest
Im Mai 2014 wurde mit der Eröffnung der Kunstvilla eine über Jahrzehnte beklagte Lücke in der Nürnberger Museumslandschaft geschlossen. Endlich besitzt die Stadt ein Museum, das sich dem Sammeln und Ausstellen der Kunst in und aus Nürnberg von 1900 bis in die Gegenwart widmet. Innerhalb von fünf Jahren hat sich die Kunstvilla positioniert und ihr Publikum gefunden. Die anfänglichen Urteile waren vernichtend: Die regionalen Sammlungsbestände der Stadt wurden auch von fachlicher Seite als nicht musealisierbar und die historistische Villa für ein Kunstmuseum als schlichtweg ungeeignet betrachtet. Entgegen allen Unkenrufen begann die Stadt das Vorhaben einer Museumsgründung in der außerhalb des Altstadtkerns in der Marienvorstadt gelegenen Villa aus jüdischem Hopfenhändlerbesitz. Während die Villa generalsaniert und zum Museum umgebaut wurde, fanden bereits erste Ausstellungen im Ausweichquartier Kunsthaus statt. Das Eingreifen in das Ausstellungsgeschehen noch vor der eigentlichen Eröffnung der Kunstvilla erhöhte die Sichtbarkeit der Institution. Der Inventarisierung des bei der Stadt bereits vorhandenen Kunstbestands folgten ab 2009 die ersten Stiftungen von Privatsammlern und Förderern. Die Sammlungstätigkeit der Kunstvilla nahm rasch Fahrt auf. Von Anbeginn stand das zielgerichtete Sammeln im Fokus. Nicht Ansammeln war und ist die Devise, sondern eine Erweiterung auf der Basis einer genauen Kenntnis der regionalen Kunstgeschichte ab 1900, die in weiten Teilen noch erarbeitet werden muss. Innerhalb von zehn Jahren konnte der Sammlungsbesitz dank großzügiger Stiftungen und im Rahmen von Ankäufen aus den eigenen Ausstellungen fast verdoppelt werden.
Die Ausstellung „Gesammelte Werke – Fünf Jahre Kunstvilla“ wird am Sonntag, dem 14. Juli 2019 um 11 Uhr mit einem großen Jubiläumsfest eröffnet. Neben Kurzführungen durch das Haus unter dem Motto „Fünf Jahre – fünf Werke“ findet im Außenbereich eine kreative Mitmachaktion statt, in der Postkartenmotive von Lieblingswerken aus der Sammlung gerahmt werden können. Auf dem Bücherflohmarkt werden Kunstbücher zu Schnäppchenpreisen angeboten. Für lukullische Genüsse sorgen das vom Förderverein Die Kunstvilligen organisierte reichhaltige Kuchenbüffet und ein Bratwurststand. Als besonderer Höhepunkt wird ab 16 Uhr der Hammer geschwungen: im Rahmen einer Charity-Auktion heißt es dann „eins, zwei, drei, meins“: Es werden insgesamt fünfzig Grafiken unterschiedlicher Künstlerinnen und Künstler versteigert. Der Erlös kommt der Sammlung der Kunstvilla zugute. Mit der Ausstellung zeigt das Museum zum kleinen Jubiläum vom 14. Juli bis zum 6. Oktober eine umfassende Auswahl der Sammlungszugänge. Viele stammen aus Privatbesitz und werden erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Während der Laufzeit der Ausstellung „Gesammelte Werke – Fünf Jahre Kunstvilla“ findet ein attraktives Begleitprogramm statt, das sonntägliche Überblicksführungen (15 Uhr) ebenso wie Spezialführungen umfasst (mittwochs, 18:30 Uhr). Am Tag des offenen Denkmals am 8. September 2019 führt der renommierte Architekturhistoriker Sebastian Gulden durch das Haus unter dem Titel „Die Kunstvilla als repräsentativer Bau des Historismus“ (11, 13, 15 Uhr). Am 11. September 2019 um 18:30 Uhr und am 6. Oktober 2019 um 15 Uhr können die Besucherinnen und Besucher eine Zeitreise durch fünf Jahre Kunstvilla unternehmen.
Ebenfalls zum fünften Mal findet mit der Ausstellungseröffnung das alljährliche Museumsfest statt. Und noch ein Jubiläum gilt es zu feiern: Die Kunstvilligen, die die Kunstvilla bei vielen Aktivitäten tatkräftig unterstützen, begehen ebenfalls ihren fünften Geburtstag. Vor Kurzem konnte der 100. Kunstvillige aufgenommen werden. Es hat sich ein Unterstützerkreis etabliert, der stellvertretend für das Publikum steht, das die Kunstvilla inzwischen innerhalb der Stadtgesellschaft und darüber hinaus gefunden hat. Aus einer Vision wurde eine Erfolgsgeschichte.
Ellen Seifermann (Kunsthalle) und Dr. Andrea Dippel (Kunstvilla)