Es ist wieder soweit. Alle Jahre wieder am ersten Wochenende der bayerischen Sommerferien ist nicht nur bei den Schülern beste Laune angesagt. Auch in Nürnberg heißt es, die Stimmung in Richtung Siedepunkt zu bewegen: Zum 44. Mal ruft das längst legendäre Bardentreffen in der Altstadt. Vom 26. bis zum 28. Juli tanzt und swingt die Kaiserstadt, was das Zeug hält. Es ist so etwas wie die Fünfte (oder nach dem Volksfest vielleicht auch sechste) Jahreszeit in Nürnberg. Egal, wohin man in der Altstadt blickt: Bühnen, Straßenmusiker und Menschen überall. Und das Beste daran. Wie alle Jahre ist der Eintritt zum Bardentreffen frei. Das diesjährige Motto verspricht – einmal mehr – eine spannende Konstellation zu werden. Nachdem sich im Vorjahr alles um Rap, und damit eine doch noch recht junge Stilart der Musik, drehte, steht in diesem Jahr das Akkordeon im Blickpunkt. Verbrieft ist das Spielgerät mit den unzähligen putzigen Spitz- und Dialektnamen seit fast 200 Jahren schon tief verwurzelt in der Musikindustrie, die damals noch weit von einer solchen entfernt war. Und doch hat sich das Akkordeon mit seinen unzähligen Spielmöglichkeiten weltweit als eines der beliebtesten Musikinstrumente etabliert. Ob in volksmusischen Kreisen oder auch in der Weltmusik: Immer wieder tauchte die Harmonika als begleitendes oder auch dominierendes Instrument auf. Das sollte sich bis heute nicht ändern. Und das wollen die Macher des Nürnberger Bardentreffens, mit über 200000 Besuchern jährlich eines der größten deutschlandweiten Festivals, entsprechend würdigen. Mit einigen, hierzulande nicht unbedingt bekannten, Künstlern und Bands, die mit ihrem Akkordeon mitunter schier unglaubliche Dinge anstellen. Am Hauptmarkt, hinter der Lorenzkirche, auf der Insel Schütt und an vielen weiteren Plätzen stehen große Bühnen. Für Straßenkünstler aus der ganzen Welt sind Plätze und Gässchen die Bühne, auf der sie sich einer breiten Öffentlichkeit präsentieren: Es ist angerichtet für ein weiteres spannendes Musikwochenende in Nürnberg. Zwanzig der fast 100 organisiert auftretenden Künstler haben dabei ein Akkordeon im Gepäck und wollen ihr Spielgerät noch näher an das Publikum heranbringen. Schließlich lebt die Harmonika noch immer so ein bisschen ein Schattendasein. Dabei ist sie längst nicht mehr nur ein Instrument der volkstümlichen Musik. An allererster Stelle darf dabei die englische preisgekrönte britische Formation Will Pound and Eddy Jay genannt werden. Akkordeon-Zampano Eddy Jay machte sich in Rundfunk und Theater einen Namen, gastierte im legendären Studio 56 am Broadway. Er ist ein Meister seines Instruments, entlockt diesem geradezu orchestrale Klänge. Sein Kompagnon Will Pound wird von Fachpresse und Kritikern als einer der besten zeitgenössischen Mundharmonika-Virtuosen weltweit betitelt – vor zwei Jahren lud Robbie Williams Pound ins Studio, um auf seiner neuen Scheibe die Mundharmonika beizusteuern. Höchst virtuos fliegt das orchestral klingende Duo durch die Musikstile und weiß dabei auch den größten Stubenhocker von seinem Stuhl zu reißen. Die Meister von der Insel sind freilich nur das i-Tüpfelchen eines einmal mehr hervorragend disponierten Konzertwochenendes. Insgesamt 90 Künstler geben sich in Nürnberg die Ehre an sämtlichen Spielarten des Akkordeons, das vielleicht als eines der virtuosesten einsetzbaren, traditionellen Instrumente der zweiten Reihe gilt. Von Jazz über Ska bis hin zu Reggae-Rhythmen werden die Besucher am letzten Juli-Wochenende allerhand ungewohnten Spielarten lauschen können. Mit so manch überraschenden Akteuren, die – das darf man im Vorfeld gerne behaupten – die Plätze vor ihren Bühnen zu echten Epizentren kleiner Volksfeste werden lassen. Einer davon ist der französische Klangvirtuose Vincent Peirani. Der 39-jährige ist im Jazzbereich längst etabliert, nicht umsonst heimste er vor vier Jahren sogar den ECHO ein, hat sich damit endgültig in die Belle Etage der Musikszene nach vorne gehievt. Dort angekommen ist auch Kimmo Pohjonen, ein finnischer Großmeister an der Harmonika: Von traditionellen Klängen bis hin zu rockigen Elementen findet sich im Programm des 54-jährigen, in Szenekreisen auch als „Jimmy Hendrix der Quetsche“ bekannt, allerhand experimentelles Spiel. Er ist nicht das einzige spannende Nordlicht im Programm. Ebenfalls aus Finnland kommt die 2007 mit ihrem Titelsong zum European Songcontest erstmals einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gewordene Johanna Juhola, die sich dem heimischen Tango widmet, diesen mit Pop und Jazz untermalt – und damit eine herrliche Brücke in südamerikanische Gefilde bildet. Die Brücke zum letztjährigen Festivalmotto des Rap, die baut Eko Fresh. Der Hip-Hop-Pionier aus Köln steht zusammen mit der rheinischen Kabarettgruppe Die Mampen auf der Bühne und wird dem Akkordeon huldigen. Wie das zusammenpasst? Recht einfach erklärt: Nedim Hazar, Mitglied der Mampen, ist der Vater Eko Freshs. Und ist nicht nur als DJ erfolgreich, sondern nebenbei ein begnadeter Akkordeon-Virtuose.