Oliver van den Berg (*1967 in Essen; lebt und arbeitet in Berlin) wurde durch Skulpturen und Installationen bekannt, die von technischen Instrumenten wie Flugschreibern, Radargeräten oder Sternenprojektoren ausgehen. Diese übersetzt er in Skulpturen mit technoider Anmutung. Seine Vorbilder aus diversen Gebieten der Technik, der Raum- und Luftfahrt ebenso wie der Kriegsführung, werden ihrer Funktion und auch ihrer Materialität beraubt. Oft verwendet Oliver van den Berg für seine Skulpturen Nadelhölzer und damit ein traditionelles, bildhauerisches Material. Der Fokus der bildhauerischen Arbeit Oliver van den Bergs kreist stets um die Themen Abbildung, Wiederholung und Nachahmung. Zugleich stehen seine Skulpturen immer auch für eigene Formschöpfungen, denn sie sind unitäre Aneignungen und individuelle Neuinterpretationen. Objekte verändern sich, wenn sie beispielsweise ihre technische Funktion verlieren oder sich ihre Materialität wandelt. Plötzlich stellen die Objekte neue Fragen.
Das für die Ausstellung in der Kunsthalle Nürnberg titelgebende Werk Blinder Passagier (2004) ist hinsichtlich der Farbigkeit, Lackierung sowie Oberflächenbeschaffenheit die täuschende Kopie eines Flugschreibers. Doch durch seine hölzerne Materialität wird die Funktion als Informationsspeicher unterlaufen. Der Flugschreiber wird zu einer hermetischen Blackbox, die keinerlei Information und Erkenntnis bereithält.
Der gigantische Sternenprojektor ist das Abbild eines Gerätes, das in Planetarien genutzt wird, um den Sternenhimmel aus der Erdperspektive darzustellen. Als Nachbau aus Birkenschichtholz wird Oliver van den Bergs Sternenprojektor zu einem eindrucksvollen Körper im Raum, dessen skulpturale Qualität in den Fokus tritt. Statt als Bildprojektor zu dienen, ist er nun selbst Abbild und Gegenstand der Betrachtung. Die Kunsthalle Nürnberg präsentiert mit der Ausstellung Oliver van den Berg. Blinde Passagiere eine breite Auswahl seiner Werke aus den vergangenen zwei Jahrzehnten.
Die Ausstellung „Oliver van den Berg – Blinde Passagiere“ wird vom 4. März bis zum 4. Juni 2023 in der Kunsthalle Nürnberg, Lorenzer Str. 32, 90402 Nürnberg gezeigt. Weitere Informationen und Öffnungszeiten unter https://www.kunstkulturquartier.de/kunsthalle.