Noch bevor die Geschichte der Antikunst um das Kapitel Punk ergänzt wurde, lärmten die Ramones aus New York, vier Schulfreunde aus Queens, seit 1974 gegen die arrivierte Woodstock-Generation, die selbst Teil des Establishments geworden war, deren Musiker sich in immer bombastischeren Inszenierungen selbst um die Inhalte ihres Schaffens brachten.
Genau in diese Wunde legten die Ramones den Finger, schleuderten ihrem Publikum ein stakkatohaftes „one, two, three, four“ entgegen – und ließen ihm zwischen den Songs nicht einmal Zeit zum Klatschen. Dabei trugen sie kaputte Jeans, ausgetretene Leinenturnschuhe, und knappe Lederjacken, kauten ständig Kaugummis und ließen sich mit ironischem Schmunzeln die Haare wachsen.
Die Ramones haben sich diesen ironischen Gestus immer bewahrt. Das zeigt auch ein neues Buch von Danny Fields. Es ist eine Art Bilderbuch über die Ramones, das der ehemalige Ramones-Manager nun zusammengestellt hat. Fields, 1941 in New York City geboren, ist eine der zentralen amerikanischen Punk-Figuren. Er war der Manager von MC5, von den Stooges oder auch von Jonathan Richman and The Modern Lovers.
„My Ramones“ lautet der schlichte Titel des Fotobuchs über die Gruppe, deren Gründungsmitglieder inzwischen alle verstorben sind. Der Titel macht Sinn, denn auch wenn einige der Fotografien aus dem Buch weltbekannt geworden sind, so hat das Ganze auch etwas sehr Persönliches und Unverstelltes.
Über 250 Fotografien versammelt „My Ramones“, die allesamt in der Frühphase zwischen 1975 und 1977 bei Auftritten oder auch im Alltag, auf der Straße oder im Plattenladen entstanden sind. Begleitende Kommentare und Erinnerungen sowie Augenzeugenberichte von etwa Michael Stipe erinnern an eine Band, deren Trumpf Einfachheit war. Wer die Ramones noch nicht für sich entdeckt hat, der nehme dieses Fotobuch zur Hand, blättere darin und höre das Debütalbum. In angemessener Lautstärke.
Danny Fields: My Ramones, Verlag Reel Art Press, 176 Seiten, 39,95 €, ISBN 978-1-909526-55-6