Vor 2000 Jahren ist mit P. Ovidius Naso ein ro¨mischer Dichter verstorben, der wie kaum ein anderer das neuzeitliche Bild von der Antike und ihrer Welt der Mythen gepra¨gt hat. Mit Ovids Werken, insbesondere den „Amores“ und „Heroides“, erreicht zudem die römische Liebeselegie ihren Höhepunkt. Die als Hommage an den Dichter gedachte Ausstellung „OVID. AMOR FOU“ im Martin von Wagner Museum in Würzburg stellt entsprechend die Liebe und die von ihr beherrschten Liebenden ins Zentrum der Betrachtung. Der doppeldeutige Titel »Amor fou« spielt auf den ro¨mischen Gott an als willkürlichen und damit oft Unheil anrichtenden Stifter der Liebe und gleichzeitig auf die von ihm verursachte Inbrunst der Verliebten, die den Verstand außer Kraft setzt.
Ovid charakterisiert Amor als „wilden Knaben“, der dank der Macht seiner Pfeile danach strebt, sich und der Liebe die ganze Welt Untertan zu machen. Niemand ist vor dem blinden und unberechenbaren „Wüten“ des Liebesgottes sicher, auch nicht der Dichter selbst. Eindrucksvoll schildert Ovid in seinen Metamorphosen den furor amoris (die leidenschaftliche Liebe) am Schicksal berühmter Liebespaare, die ihre intensive Liebe häufig mit dem Tode bzw. mit dem Verlust ihrer menschlichen Existenz bezahlen. In seiner „Liebeskunst“ und den „Heilmitteln gegen die Liebe“ möchte Ovid jedoch im Gegensatz zu den Gesetzmäßigkeiten der Mythologie die Flügel Amors stutzen und dessen Einfluss durch reflektiertes und planvolles Handeln der Liebenden kontrollieren. Gleichwohl lässt sich die Liebe nur bis zu einem gewissen Grad steuern. Um das verlockende Feuer der Leidenschaft überhaupt zu entfachen, rät letztlich auch der Dichter ganz bewusst dazu, sich den Täuschungen des Liebeszaubers hinzugeben.
In der Ausstellung „OVID. AMOR FOU“ im Martin von Wagner Museum, die vom 14. März bis 15. Juli 2018 zu sehen ist, werden die Rezeption der vielfältigen Spielarten der rasenden, nicht immer beiderseitigen Liebe und Ovids ’Liebesrezepte’ dazu erstmalig in einer umfassenden Schau präsentiert. Im Vordergrund steht die neuzeitliche Auseinandersetzung mit Ovids Dichtung in Form von Gemälden, Zeichnungen und Werken der Druckgraphik aus dem Sammlungsbestand des Martin von Wagner Museums. Komplettiert wird dieser Streifzug durch die Wirkungsgeschichte des Autors von einem Blick auf mögliche Quellen der Inspiration aus der griechischen Kunst.
Fotocredits:
Kat. 20 C. v d. Broeck Pyramus und Thisbe, Foto © Martin Wagner Museum Würzburg