Zwei Jahre der Pandemie liegen hinter den Menschen. Wie es weitergeht, darüber zu spekulieren, ist müßig. Eines ist (derzeit) klar: Kunst und Kultur wurden seitens der Politik in der Sommersaison die Türen geöffnet. Was den wenigsten Leuten im Frankenland bewusst ist: Nicht nur, was Unterfranken mit seinen Weingegenden und Mittel- und vor allem Oberfranken mit seinen Bierregionen in ganz Deutschland in der Belle Etage mitspielen lässt, zählt der nördliche Landstrich Bayerns zu den elitären Gegenden der ganzen Republik. Auch was das Thema Konzertveranstalter und Locations angeht, tummelt sich das Frankenland in den höchsten und dichtbediedelsten Regionen der Republik. Grund genug, für Art. 5 III, bei den Firmen nachzufragen, wie das Stimmungsbild nach zwei überaus harten Jahren ist und wie der Blick in die Zukunft aussieht. Aus zeitlichen und personellen Gründen konnten dabei leider nicht alle ihre Stimme transportiert werden. Dennoch: Große und kleine, lokale und überregionale Veranstalter haben sich die Zeit genommen und stellten sich den Fragen. Dabei überraschten sie mit der ein oder anderen Aussage und Detailwissen, das dem geneigten Konzertgänger nicht unbedingt bewusst war.
Kaspar Schlösser (Jazzforum Bayreuth): Das Erlebnis Live-Musik hat natürlich in den Lockdown-Phasen extrem gefehlt. Aber in den beiden Sommern 2020 und 2021 war ja auch vieles möglich – und das haben wir mit neuen Konzepten genutzt. Wirtschaftlich waren die beiden Jahre für uns – im Gegensatz zu vielen anderen – unproblematisch. Wir haben keine eigenen Räumlichkeiten und die ganze Arbeit wird ehrenamtlich geleistet.
Matthias Mayer (Motion Bayreuth): Wie für alle Konzertveranstalter hat die Pandemie auch für uns einen tiefen Einschnitt bedeutet. Zum Glück haben wir aber auch in der Pandemie eine Menge Konzerte veranstaltet und auch zwei neue Festivals ins Leben gerufen – man tut, was man kann.
Joachim Schulz (Posthalle Würzburg): Wie für die meisten Menschen waren die Corona-Einschränkungen prägend! Für mich persönlich ging es zuallererst um massive existenzielle Ängste. Themen wie Kurzarbeit spielten in meinen Gedanken bis März 2020 keine Rolle, plötzlich mussten wir in den Lockdown und in die Kurzarbeit. Alle anderen Kosten liefen aber weiter. Mitte Mai 2020 wusste ich noch nicht, ob ich den Monat überstehe. Das war schon sehr herausfordernd und zehrend.
Cindy Lang (Theaterbühne fifty-fifty Erlangen): Die letzten beiden Jahre waren überaus schmerzlich für die komplette Branche und somit auch für unsere kleine Theaterbühne. Die ständigen Änderungen der Verordnungen und Absagen unserer Veranstaltungen, die Unsicherheit und die geringe Wertschätzung der Kultur im Allgemeinen hat sehr an den Kräften gezehrt.
Wolfgang Heyder (Veranstaltungsservice Bamberg): Natürlich war es bitter für alle Beteiligten, dass in diesem Zeitraum alle Veranstaltungen und Konzerte entweder komplett abgesagt werden mussten oder wenn überhaupt, dann unter massivsten Einschränkungen in allen Belangen stattfinden konnten. Was sich letztendlich dann für uns positiv entwickelt hat ist, dass viele der Konzerte die in den beiden Jahren in den Vorverkauf gingen und auch gut verkauft waren, in diesem Sommer tatsächlich nun stattfinden konnten, wenn auch mit wirklich schmerzhaften Kostenentwicklungen verbunden, die wir nun mit aller Kraft abfedern müssen.
Holger Watzka (E-Werk Erlangen): Konzerte sind ein ganz wesentlicher Teil der Identität unseres Hauses und die große Leidenschaft unserer Mitarbeiter*innen. Der Entzug einer Leidenschaft, eines Teils einer Bestimmung tut weh, es in Worte zu fassen ist schwierig. Die Zeit ohne Konzerte war einfach ein sehr merkwürdiger Zustand der Unvollkommenheit. Die Konzerte und all das, was drumherum passiert hat sehr gefehlt.
Matthias Schmid (Z-Bau Nürnberg): Ohne die Soforthilfen hätten sehr viele Veranstaltungsorte schließen müssen, das muss man so ehrlich sagen. Wir sind sehr dankbar darüber, wenngleich der bürokratische Aufwand uns auch vor ganz schöne Aufgaben gestellt hat und immer noch stellt.
Kaspar Schlösser (Jazzforum Bayreuth): Wir hatten keinen Plan B – und noch niemals Outdoor veranstaltet. Aber schon Anfang April 2020 hat zusammen mit dem städtischen Kulturreferat und weiteren Kulturpartnern die Arbeit angefangen. Wir haben zusammen die Bayreuth Summertime mit fast 200 Veranstaltungen auf die Beine gestellt – u.a. mit einem siebentägigen Open-Air-Jazzfestival im Sommer 2020. Und wir haben unser Pianojazz-Festival Pijazzo konzipiert, das genauso wir die Bayreuth Summertime eine dauerhafte Veranstaltungsreihe wurde.
Matthias Mayer (Motion Bayreuth): Unsere Strategie war von Anfang war, im Rahmen der Möglichkeiten auch weiterhin Kultur anzubieten. Veranstalter ist man ja aus Leidenschaft und zwei Jahre stillsitzen geht da gar nicht. So haben wir von Konzerten im Autokino – eine sehr zwiespältige Erfahrung – bis hin zu neuen Festivals wie dem Open Air auf der Bayreuther Seebühne zahlreiche Angebote geschaffen, immer im Rahmen dessen, was die Verordnungen zuließen.
Joachim Schulz (Posthalle Würzburg): Wir hatten das Glück das die Universität Würzburg die Halle als Standort für Präsenzprüfungen benötigte. In der Kombi mit den Förderungen hatten wir so die Chance das Ganze durchzustehen. Andere Konzepte wie Autokonzerte, Strandkorbkonzerte spielten wir durch und kalkulierten sie. Zum Glück entschieden wir uns dagegen, da die Halbwertszeit dieser Konzepte sehr kurz war. Aber wir veranstalteten Abstandskonzerte in der Halle, hatten dann bis zu 200 Besuchern auf einer Fläche für 3.000 Besucher. Der Aufwand und die Kosten hierfür waren immens.
Cindy Lang (Theaterbühne fifty-fifty Erlangen): Wir haben natürlich über Alternativen nachgedacht und es auch mit einem Streaming-Event aus dem fifty-fifty versucht, allerdings waren Aufwand und Nutzen nicht vereinbar und wir haben es bei dem Versuch belassen, da ein Live-Erlebnis nicht ersetzbar ist. Besonders im Kabarettbereich, auf den das fifty-fifty spezialisiert ist, ist ein Ausweichen auf digitale Medien unseres Erachtens nicht umsetzbar. Unsere Kulturbühne wird von jeher für die familiäre Atmosphäre und den persönlichen Kontakt zu einem Stammpublikum geprägt. Das ist in dieser Form nicht zu gewährleisten.
Wolfgang Heyder (Veranstaltungsservice Bamberg): Jegliche Plan-B-Szenarien waren natürlich für uns absolut kein Ersatz für die vielen ausgefallenen Veranstaltungen. Seien es nun virtuelle Konzerte, Veranstaltungen mit enorm reduzierter Kapazität oder auch die angesprochenen Strandkorbkonzerte. Sie haben ein bisschen dazu beigetragen, dass sich die Szene zeigen konnte und die Livekultur nicht aus dem Gedächtnis und Bedürfnisempfinden der Menschen verschwindet, aber sie waren allesamt wirtschaftlich völlig uninteressant. Die Restart-Programme, die wir im Bamberger Raum im niederschwelligen Bereich durchführen konnten, waren sicherlich ein guter Neustart und haben vielen Kulturschaffenden und insbesondere den teilnehmenden Bands die Möglichkeit gegeben, nach der langen Pause wieder einmal auf und hinter die Bühne zu kommen und einfach gesehen und gehört zu werden.
Holger Watzka (E-Werk Erlangen): Wir haben immer sofort das umgesetzt was möglich war. Bestuhlte Konzerte unter Einhaltung von Abstandsregeln Open Air, aber auch Konzerte im Innenraum mit Maske und Abstand. Unser Konzept war immer: Was wir machen dürfen, können und auch selbst für verantwortbar halten machen wir! Wir haben immer flexibel agiert, unsere Konzepte stets an den Stand der Pandemie und der Bestimmung angepasst.
Matthias Schmid (Z-Bau Nürnberg): Wir haben natürlich versucht die Zeit, in der ein normaler Veranstaltungsbetrieb nicht möglich war, sinnvoll zu gestalten. Anfangs haben wir unsere Social Media Kanäle genutzt, um unserem Publikum weiterhin Lebenszeichen zu senden. Es gab dann auch vereinzelt Streaming-Konzerte und Live-Sessions bei uns im Haus und als es möglich war, unter Einhaltung strenger Hygienekonzepte wieder zu öffnen, haben wir das auch dankend angenommen. Es gab zwar keine Strandkörbe, aber wir hatten zahlreiche Open-Air-Shows in unserem Biergarten – mit Mindestabstand und fest zugewiesenen Sitzplätzen für die Besucher*innen. Mit den sogenannten „G-Regeln“ war es uns dann irgendwann auch möglich den Indoor-Betrieb wieder aufzunehmen. Hier gab es rechtlich teilweise unterschiedliche Vorgaben für Kultur- / Konzertveranstaltungen und dem regulären Clubbetrieb, was für uns beispielsweise bedeutet hatte, dass wir am selben Tag eine Veranstaltung durchführten, bei der generelle Maskenpflicht galt, bei einer anderen dann aber beispielsweise „2G+“ und die Maskenpflicht entfiel. Hier den Überblick über die sich ständig ändernde Rechtslage für den Veranstaltungsbetrieb zu behalten, war für unser gesamtes Team eine große Herausforderung, die wir aber gut meistern konnten.
Kaspar Schlösser (Jazzforum Bayreuth): Man merkt schon, dass noch eine große Zurückhaltung herrscht. Die Zuschauerzahlen könnten besser sein bzw. liegen unterhalb der Werte vor der Pandemie. Andererseits haben wir in der Jazz-Nische ein treues Kernpublikum, so das wir eigentlich zufrieden sind. Wichtig ist: Es gibt Konzerte und die Menschen kommen. Manche brauchen vielleicht einfach noch ein bisschen mehr Sicherheit.
Matthias Mayer (Motion Bayreuth): Was für viele überraschend ist: Die eigentlichen Probleme in der Kulturbranche beginnen erst jetzt, da die Hilfsprogramme auslaufen und die Besucher zu großen Teilen noch nicht zurückkommen. Derzeit bewegen sich viele Kulturveranstaltungen zwischen 40 und 60 Prozent Auslastung, was für viele Kulturveranstalter ein dickes Minus bedeutet. Der Eindruck, dass es „allmählich wieder losgeht“ im Sinne von „die Probleme sind zu Ende“ täuscht daher etwas. Das ist für das Publikum, das anwesend ist, natürlich nicht immer ersichtlich, denn sie nehmen das Programm ja in der Tat äußerst dankbar an.
Joachim Schulz (Posthalle Würzburg): Wir wären gerne gleich in die Vollen, mussten aber schnell feststellen das die Publikumsreaktionen sich verändert haben. Vieles was wie selbstverständlich vor der Pandemie funktioniert hatte, funktioniert heute nicht mehr. Vor allem bei unserem Kernbereich, bei Konzerten haben wir aus diversen Gründen einen massiven Publikumsrückgang.
Cindy Lang (Theaterbühne fifty-fifty Erlangen): Die ersten Anläufe haben sich aufgrund der Kapazitätsbeschränkungen und der Nachweiskontrollen als sehr schwierig und wenig wirtschaftlich gestaltet. Oft mussten aufgrund der Einschränkungen Veranstaltungen abgesagt werden. Seit dem Frühjahr beobachten wir darüber hinaus eine äußerst verhaltene Nachfrage. Dies begründet sich nicht nur durch die Pandemie, sondern mehreren Faktoren, die zusammenkommen: Neben Unsicherheiten bezüglich Covid 19 spielt sicher auch die Ukraine-Krise, die Inflation und auch eine „Entwöhnung“ des Publikums eine Rolle. Veranstaltungen zu besuchen steht für viele nicht mehr im Fokus. Zusätzlich gibt es durch die lange Periode ohne Kultur nun auch ein gewisses Überangebot an Veranstaltungen. Anders als musikalische Großveranstaltungen bleiben da gerade kleine Bühnen und unbekanntere Künstler auf der Strecke.
Wolfgang Heyder (Veranstaltungsservice Bamberg): Für uns war das erklärte Ziel, dass wir die über 100 Veranstaltungen überhaupt durchführen konnten, was auch weitgehend bis auf
wenige Ausnahmen geglückt ist und vom Publikum durchaus positiv aufgenommen wurde. Die Zahlen sprechen da sicherlich für sich, viele Konzertbesucher haben ihre Tickets während der Pandemie behalten, das ist ein großes Kompliment für die Künstler und auch für uns und denen wollten wir dann auch ihre versprochenen Veranstaltungen liefern. Es gab auch Veranstaltungen, die wir während der Pandemie in den Vorverkauf gegeben haben, wo das Publikum deutlich zurückhaltend reagiert hat. Aber je näher die Veranstaltung kam, umso mehr haben sich die Vorverkäufe dann zumindest in die richtige Richtung entwickelt, wenngleich es auch zur Kostendeckung an vielen Stellen nicht gereicht hat. Das muss man offen sagen.
Jan-Peter Dinger (E-Werk Erlangen): Grundsätzlich haben wir immer die Devise verfolgt, dass wir soviel Programm wie möglich auf die Bühne bringen wollen. Immer mit Blick auf die jeweils aktuellen Verordnungen und Abstandsgebote. Die Herausforderung lag meist darin, überhaupt Künstler*innen nach Erlangen zu holen, denn sobald die natürlichen Tourneeverbünde, also das Reisen von Stadt zu Stadt, wegfallen, sind die Bands schlicht nicht mehr verfügbar. Die vielen unterschiedlichen Verordnungen von Bundesland zu Bundesland hat das Ganze noch erschwert. Das Feedback der Gäste war meist positiv und als die Beschränkungen und Abstandsregeln fielen, hatten wir recht schnell die ersten ausverkauften Konzerte und Partys im Haus. Was man dabei aber schon festhalten muss: Nicht alles lief und läuft gleich gut. Gerade die sehr gut verkauften Veranstaltungen waren meist verschobene Shows, die schon lange gut verkauft waren. Zudem liefen gerade auch im Sommer und freiem Himmel die Highlights sehr gut, wenn man z.B. unser Festival auf der Kulturinsel Wöhrmühle ansieht. Derzeit schauen wir mit großer Sorge in den Herbst und Winter. Die vielen neu angesetzten Konzerte verkaufen sich bundesweit derzeit nicht gut – gerade kleinere, unbekanntere Künstler*innen haben es jetzt besonders schwer, ausreichend Publikum zu generieren.
Matthias Schmid (Z-Bau Nürnberg): Wir haben im Großen und Ganzen versucht uns an die allgemeine Rechtslage hinsichtlich der Pandemie zu halten und den Veranstaltungsbetrieb daran angepasst. Man muss jedoch dazu sagen, dass sich die Vorgaben teilweise recht schnell änderten und für eine Venue unserer Größe klappt eine Aufnahme des Betriebs nur mit einer gewissen Vorplanung. Deswegen konnten wir nicht immer pünktlich zum Stichtag der neu in Kraft tretenden Regelungen öffnen, sondern haben dies in einem Tempo umgesetzt, welches für uns als Team gut zu stemmen war. Unserem Publikum können wir nur von ganzem Herzen danken. Das sich ständig ändernde Hygienekonzept wurde stets gut angenommen und egal, ob es Konzerte mit Maskenpflicht oder Clubveranstaltungen mit langen Schlangen (die aufgrund der Kontrolle des G-Status zustande kamen) waren – die allermeisten hatten sich damit gut arrangiert und waren froh, dass es wieder ein Nachtleben gab.
Kaspar Schlösser (Jazzforum Bayreuth): Ja und nein. Diejenigen, die kommen, die dürsten danach. Aber ein paar haben wir wohl auch an die Netflix-Couch – hoffentlich vorübergehend – verloren.
Matthias Mayer (Motion Bayreuth): Das hängt sehr vom Publikum ab. Ein Teil fiebert jedem Konzert entgegen, ein Teil hat seine Freizeitgewohnheiten komplett verändert und besucht kaum noch Veranstaltungen. In diesem Sommer profitierten viele ausverkaufte Konzerte noch von alten Ticketverkäufen von vor der Pandemie, während neu angesetzte Veranstaltungen sich eher schwer taten.
Joachim Schulz (Posthalle Würzburg): Das hängt von der Zielgruppe ab. Umso jünger umso wahrscheinlicher das die Show auch funktioniert. Leider sind aktuell zu viele Shows nicht kostendeckend, da die Besucher fehlen. Die Vorsicht spielte am Anfang noch eine Rolle, heute verspürt man sie kaum noch.
Cindy Lang (Theaterbühne fifty-fifty Erlangen): In unserem Kabarettsektor ist die Nachfrage leider noch sehr verhalten. Die bereits genannten Faktoren machen das Publikum sehr vorsichtig und es kommt weiterhin zu zahlreichen Absagen aufgrund zu wenig verkaufter Karten.
Wolfgang Heyder (Veranstaltungsservice Bamberg): Ich würde hier ganz klar differenzieren: Bei allem, was indoor stattfindet, da sind viele Menschen noch sehr vorsichtig und zögerlich, was sich sowohl in den Kartenverkäufen zeigt, als auch vor und während der Konzertbesuche in Gesprächen und Nachfragen zu Abstands- und Hygieneregelungen. Während der Open Air Saison war die Euphorie ungleich größer und überall sehr deutlich zu spüren: Man hatte insgesamt den Eindruck, die Menschen genießen das sehr ungezwungen.
Holger Watzka (E-Werk Erlangen): Ja die Menschen sind teilweise immer noch verunsichert und vorsichtig. Wir haben auch den Eindruck das leider ein Teil des eher älteren Publikums ein Stück weit das Interesse an Kultur, Konzerten oder Kino verloren hat. Zu Hause bleibt oder es nur noch bis in einen Biergarten schafft. Wir hoffen das bleibt nicht so, weil das Ausbleiben des Publikums stellt natürlich ein Problem für uns und alle Kulturschaffenden dar. Es gibt aber auch sehr euphorische Reaktionen weiterhin und das Gefühl das die Leute es dann sehr genießen wenn sie mal wieder ein Live-Konzert besuchen.
Matthias Schmid (Z-Bau Nürnberg): Unser Programm ist sehr vielschichtig, weswegen mir eine pauschale Antwort hier schwer fällt. Wenn wir Hip-Hop-Konzerte oder Clubveranstaltungen haben, gibt es bei den Besucher*innen wenig Schnittmenge zum Publikum eines Metal-Konzertes, einer Lesung oder einer Theateraufführung. Was man aber schon sagen kann: es gab zunächst sehr viel positives Feedback auf die Regel, dass man die Veranstaltungsräume nur zu einem gewissen Prozentsatz auslasten durfte. So hatten alle mehr Platz und nach einer so intensiven Phase unter dem Motto „Social Distancing“, ist dieses Bedürfnis auch komplett nachvollziehbar. Wir haben uns während der Lockdowns natürlich oft die Frage gestellt, ob es künftig weniger ausgelassen zugehen würde und eine gewisse Zurückhaltung beim Publikum auch dauerhaft bestehen bleibt. Ein generelles Fazit kann ich hier aber nicht treffen.
Was ist eigentlich die größte Veränderung im Konzertsektor im Vergleich zu den Zeiten vor der Pandemie?
Kaspar Schlösser (Jazzforum Bayreuth): Die Menschen entscheiden sich später und spontaner. Demzufolge geht Planbarkeit durch Vorverkauf zurück.
Matthias Mayer (Motion Bayreuth): Vieles ist spontaner geworden, weil Planungssicherheit fehlt. So kommt es schon mal vor, dass man erst sechs Wochen vor dem Termin noch ein größeres Konzert vereinbart. Das war früher undenkbar. Aber es gibt auch einen verstärkten Zusammenhalt zwischen Künstlern und Veranstaltern – man sitzt halt doch im selben Boot.
Joachim Schulz (Posthalle Würzburg): Alle warten ab was passiert! Nur die wirklichen Top-Themen funktionieren aktuell noch und selbst da mussten einige Veranstalter schon Federn lassen. Nachdem jetzt im Sommer gefühlt alle Künstler unterwegs waren, wird sich der Veranstaltungskalender deutlich ausdünnen. Es kommen kaum noch neue Themen hinzu.
Cindy Lang (Theaterbühne fifty-fifty Erlangen): Das fifty-fifty hat in seinem über 30-jährigen Bestehen immer versucht, auch unbekannteren Künstler und Newcomern der Kabarett- und Comedyszene eine Plattform zu bieten. Hier ist das Publikumsinteresse leider gänzlich abgebrochen, was wir sehr schade finden. Die Gäste sind vorsichtiger und anspruchsvoller geworden.
Wolfgang Heyder (Veranstaltungsservice Bamberg): Ich denke, es ist zu früh, bereits jetzt zu bilanzieren oder sich an Prognosen zu wagen, welche Veränderungen im Verhalten der
Menschen im Hinblick auf Konzertereignisse stattfinden werden. Auch im Hinblick auf die gesamtgesellschaftliche Situation kann man hier ja noch keinerlei Einschätzung treffen. Was aber ganz offensichtlich ist: Im Bereich der Kosten hat ein regelrechter Quantensprung stattgefunden, was sicher nicht nur an Corona liegt, sondern auch an anderen, teils globalen, Krisen (Ukraine, Energie), die uns natürlich hier auch sehr beeinflussen. Und nicht zuletzt auch an gesetzlichen Veränderungen, die bei den Veranstaltern, ob national oder regional, noch für große Unsicherheit sorgen, was die zukünftigen Planungen betrifft. Kalkulieren ist gerade ein schwieriges Pflaster – der Markt ist in Bewegung und wir werden schauen müssen, wo wir uns am Ende wiederfinden.
Holger Watzka (E-Werk Erlangen): Die Veränderungen, die langfristigen Folgen werden wir wohl erst im Laufe des nächsten Jahres sehen denke ich. Im Moment sind die Folgen das zu wenig Besucher*innen zu den Konzerten und Festivals kommen. Ein weitere Veränderung sind die steigenden Kosten und der Fachkräftemangel. Hier trifft es die Branche besonders hart und die Weitergabe der steigenden Kosten an das Publikum wird leider nicht endlos funktionieren.
Matthias Schmid (Z-Bau Nürnberg): Das Vorverkaufs-Verhalten hat sich geändert. Dafür gibt es viele Gründe und alle ergeben auch total Sinn. Wenn du zuhause eine Schublade voller Tickets für Konzerte hast, die jedoch schon drei mal verschoben werden mussten, dann überlegst du dir freilich, ob du weiter Konzertkarten im Vorverkauf holst oder eher abwartest, ob die Tour dann wirklich stattfindet und die Abendkasse nutzt. Viele Bands mussten auch Termine kurzfristig absagen, weil sich Band- oder Crewmitglieder mit Corona infizierten. Für Ticketbesitzer*innen war dies dann wiederum mit einem Rücktausch der Karten verbunden, was ja auch irgendwie nervig ist. Auf der anderen Seite ist der Vorverkauf für Bands, Agenturen, Crews, Venues etc. natürlich essentiell wichtig, um etwas Planungssicherheit zu haben. Wenn du als Band beispielsweise einen Nightliner gebucht hast, eine komplette Technik-Crew bereitsteht und alle finanziell davon abhängig sind, dann ist das Risiko oftmals zu hoch, um nur auf gute Zahlen an der Abendkasse zu hoffen. Deswegen liest man auch immer wieder von Veranstaltungen, die vorsorglich abgesagt wurden, weil die Beteiligten die Gefahr eines solchen Minusgeschäftes nicht eingehen können – insbesondere nicht, nach einer für viele Menschen aus der Veranstaltungs-Branche finanziell schon sehr belastenden Corona-Zeit. Ein mir neues Phänomen ist auch die relativ hohe „No-show-Quote“ – also die Zahl jener, die zwar eine Karte im Vorverkauf erworben haben, jedoch nicht zum Konzert kommen. Auch hierfür gibt es viele Gründe, beispielsweise, dass jemand Tickets für unterschiedliche Konzerte, an unterschiedlichen Terminen gekauft hatte, diese aber nun aufgrund von zahlreichen Verschiebungen am selben Tag angesetzt wurden. Mitunter herrscht ein krasses Veranstaltungs-Überangebot und die Leute können sich ja nicht zerreißen. Und klar, wenn man sich 2020 eine Karte gekauft hat, kann es auch einfach sein, dass man die ganzen Verschiebungen irgendwann gar nicht mehr verfolgt und deshalb einfach überhaupt keinen Schimmer hat, dass das Konzert 2,5 Jahre später dann doch plötzlich stattfindet.
Kaspar Schlösser (Jazzforum Bayreuth): Ach, da ist schon viel angekündigt worden, man überbietet sich ja gerne in Sachen Panikmache. Ich glaube nicht, dass Massenlockdowns noch durchsetzbar sind.
Matthias Mayer (Motion Bayreuth): Die negativen Auswirkungen der Sommerwelle sind wie beschrieben schon ohne politische Ankündigungen allgegenwärtig – Diskussionen über Besucherbegrenzungen und eine Rückkehr der Maskenpflicht verstärken dies natürlich.
Joachim Schulz (Posthalle Würzburg): Ich glaube tatsächlich das der Herbst größtenteils ohne Einschränkungen stattfinden wird. Das Restrisiko einer Infektion wird inzwischen auch von den meisten Menschen akzeptiert. Wir würden uns aber selbstverständlich den Begebenheiten fügen, wenn es behördliche Auflagen geben sollte.
Cindy Lang (Theaterbühne fifty-fifty Erlangen): Leider sind wir diesbezüglich ausgesprochen pessimistisch. Die negativen Auswirkungen werden unseres Erachtens noch lange nachwirken. Mit einer erneuten Verschärfung der Maßnahmen wird vermutlich auch der Herbst von Besucherrückgängen geprägt sein.
Wolfgang Heyder (Veranstaltungsservice Bamberg): Es ist aus unserer Sicht schon sehr offensichtlich, dass die Menschen, insbesondere was Indoor-Events betrifft, noch sehr vorsichtig reagieren. Die Unsicherheit ist groß, auch was eventuell kommende Pandemiemaßnahmen betrifft, da wurden wir in den vergangenen Jahren doch stark gebrandmarkt. Ich bin aber optimistisch, dass die Konzerte ohne massive Einschränkungen stattfinden können, zumal der Blick in die Nachbarländer zeigt, dass die Pandemie dort vielerorts nicht mehr existent ist.
Holger Watzka (E-Werk Erlangen): Eine Maskenpflicht im Innenraum und steigende Infektionszahlen könnten leider vernichtende Folgen für die Konzertbranche haben, aber auch für viele andere Kulturorte und Sparten. Wenn auf die Zurückhaltung und Verunsicherung was Konzerte in Clubs und Hallen angeht im kommenden Herbst dann Einschränkungen kommen wird das Publikum noch mehr wegbleiben. Dann wird es erneute Auffanghilfen brauchen in 2023, der Markt wird hier nichts mehr regulieren können...
Matthias Schmid (Z-Bau Nürnberg): Die Pandemie hat uns bisher gelehrt, dass solche Aussagen im Vorfeld nichts wert sind. Wenn es im Herbst / Winter eine neue Virus-Mutation gibt, dann nützt einem so eine Prognose ja nichts, dann muss da reguliert werden, wo ein Ansteckungsrisiko besonders hoch ist – und dass das bei einer Party oder einem Konzert der Fall sein kann, ist doch logisch. Uns bleibt also nur abzuwarten, wie sich die Sachlage weiter entwickelt und sollten die Corona-Zahlen wieder dramatisch werden, ist es ja auch in unserem Sinne einer Ausbreitung des Virus entgegenzuwirken.
Kaspar Schlösser (Jazzforum Bayreuth): Die entscheidende Frage wird sein, ob die Menschen genügend Geld für unser Angebot zur Verfügung haben – und in der Unsicherheit bereit sind, es auszugeben. Wir haben uns jedenfalls bewusst entschieden, Mitgliedsbeiträge und Eintrittspreise nicht zu erhöhen, auch wenn sich die Ausgabenseite natürlich bewegt. Das ist unser kleiner Beitrag gegen die Inflation und unser Dank für die Treue über zwei Pandemiejahre.
Matthias Mayer (Motion Bayreuth): Natürlich überlegen sich viele Konzertinteressierte zweimal, ehe sie ein Ticket kaufen, wenn sie nicht wissen, ob sie im Winter über die Runden kommen. Gleichzeitig fehlt auch in unserer Branche Personal, was zu Teuerungen führt, die eigentlich auf die Tickets umgelegt werden müssten. In der jetzigen Situation ist dies aber kaum machbar.
Joachim Schulz (Posthalle Würzburg): Ja, sehr! Eine Show zu produzieren kostet aus diversen Gründen zwischen 25 bis 40 % mehr als noch vor der Pandemie, Gleichzeitig bleiben, wie ausgeführt, ein großer Anteil an Besuchern zu Hause. Da funktioniert vieles nicht mehr, was vor der Pandemie noch rentabel war. Das Geld sitzt nicht mehr so locker und viele sorgen sich. Kultur ist dementsprechend ein Luxusgut, auf welches man eher verzichten kann, als auf ein Dach über den Kopf oder etwas zu essen. Ich erwarte noch deutliche Rückgänge. Das wird die Kulturbranche maßgeblich verändern.
Cindy Lang (Theaterbühne fifty-fifty Erlangen): Das Publikum wählt aufgrund der genannten Faktoren sehr viel genauer aus, wofür es sein Geld ausgibt. Kulturelle Veranstaltungen werden da verständliche Weise meist hintenangestellt.
Wolfgang Heyder (Veranstaltungsservice Bamberg): Hier ist definitiv noch keine endgültige Einschätzung möglich, da ja die meisten Sommerveranstaltungen schon vor zwei, zweieinhalb Jahren im Verkauf waren. Wir müssen jetzt sehen wie sich diese neue Situation, was die Krisenszenarien betrifft, auswirken könnte. Für mich wird die entscheidende Frage sein: Wie kann man die Kostensituation in den Griff kriegen, ohne die Eintrittspreise eklatant zu erhöhen? Daran arbeiten wir jetzt.
Jan-Peter Dinger (E-Werk Erlangen): Ja, wir haben das Gefühl, dass wir aus den Krisen gar nicht mehr rauskommen. Gerade noch und vielleicht schon bald wieder die Beschränkungen rund um Corona, dann seit Frühjahr 2022 die extreme Personalnot in der gesamten Veranstaltungsbranche und jetzt, bzw. ab dem neuen Jahr 2023 die extrem steigenden Energiekosten. Während der Bund und das Land gleich zu Beginn der Corona-Krise sehr schnell und sehr umfassende Fördermittel bereitgestellt hatten, sieht es jetzt noch eher mau aus. Die Neustart-Programme laufen zum Jahresende erstmal aus, ähnlich sieht es mit anderen Förderungen aus. Dabei ist schon heute klar, dass die Verteuerungsrate auch für die Kultur extrem sein wird. Der Strompreis verteuert sich mal eben um rund 300%, das Gas mindestens ums Doppelte, Fremdpersonal wie Techniker, Stagehands und Securities aber auch Infrastruktur, wie z.B. Bühnen sind viel teurerer geworden und die Liste könnte man endlos fortführen. Man kann diese gestiegen Kosten nicht einfach 1:1 auf die Ticketpreise umlegen. Die Menschen – unsere Gäste - haben ja selbst mit der Inflation zu kämpfen. Wenn wir nun die Karten deutlich teurer machen würden, werden wir Publikum verlieren und die Spirale der Krise geht weiter nach unten. Daher brauchen wir jetzt dringend ein klares finanzielles Signal vom Bund, welche Hilfsmittel aufgelegt werden.
Matthias Schmid (Z-Bau Nürnberg): Auf jeden Fall! Energie-Krise und Inflation besorgen uns sehr – wenn man sich die stetig steigenden Fixkosten anschaut, die wir als Veranstaltungsort dieser Größe Monat für Monat zu bewältigen haben, dann wird einem schon Angst und Bange. Dazu kommt natürlich auch der Blick auf die Ukraine und die humanitäre Katastrophe, die sich dort wegen Russlands Angriffskrieg abspielt. Das sich sowas allgemein auf die Stimmung der Gesellschaft auswirkt, ist nicht zu leugnen.
Kaspar Schlösser (Jazzforum Bayreuth): Ja, teils sicher. Aber letztlich haben jetzt alle nur noch für diesen Sommer geplant und man könnte sich zerteilen. Besser beurteilen kann man das im Herbst, für den die Vorsichtigen vielleicht kein Programm geplant haben...
Matthias Mayer (Motion Bayreuth): Das ist tatsächlich so und aus Sicht der Besucherinnen und Besucher ja auch nachvollziehbar.
Joachim Schulz (Posthalle Würzburg): Das ist so, dies ist einer der Gründe warum aktuell die Nachfrage nach Kulturveranstaltungen so nachlässt.
Cindy Lang (Theaterbühne fifty-fifty Erlangen): Das können wir so bestätigen. Es sind noch zahlreiche Tickets für Nachholtermine abgesagter Veranstaltungen im Umlauf, das ist sicherlich ein Hauptgrund dafür, dass Neukäufe gegen Null gehen.
Wolfgang Heyder (Veranstaltungsservice Bamberg): Die Erfahrung können wir, unter anderem aus zahlreichen Gesprächen an den Abendkassen der Open Air Veranstaltungen, klar teilen. Es ist sicherlich aber auch ein wichtiger Punkt, dass während der Pandemie viele Kunden ihre Tickets in Gutscheine eingetauscht haben und nun diese Gutscheine auszahlen lassen haben oder für Neukäufe eingesetzt haben. Eine Regel lässt sich da aber aus meiner Sicht nicht festmachen, da es auch immer wieder Veranstaltungen gibt, national und regional, wo viele Neukäufe getätigt werden. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte.
Holger Watzka (E-Werk Erlangen): Ja, wir denken auch das einige Menschen noch einen recht vollen Konzertkalender haben mit verlegten Konzerten. Wir werden sehen wie sich das weiterentwickelt und ob die Lust auf neue Konzerte entsteht oder zurückkommt....
Matthias Schmid (Z-Bau Nürnberg): Die Antwort deckt sich weitestgehend mit der auf Frage 5.
Kaspar Schlösser (Jazzforum Bayreuth): Ja, wir haben projektbezogene Unterstützungen in Anspruch genommen. Neustart Kultur II und der Sonderfonds Kultur der Bundesregierung haben es uns ermöglicht, die Durststrecken unter limitierten Bedingungen mit Programm zu füllen. Was man wohl sagen muss: Beides war nicht geeignet, um Liquiditäts-Notfälle zu bekämpfen. Dafür fließt das Geld einfach zu langsam.
Matthias Mayer (Motion Bayreuth): Diese Unterstützung war sehr hilfreich, hat aber nicht alle erreicht. Während Konzertagenturen wie wir oder viele Spielstätten dank der stattlichen Hilfen gut über die Runden gekommen sind, sind Soloselbständige und kleinere Künstlerinnen und Künstler fast völlig auf der Strecke geblieben.
Joachim Schulz (Posthalle Würzburg): Ja, absolut! Es war ein Glücksfall und die einzige Chance zu überleben. Die Förderungen waren – nachdem sie dann anliefen – ausreichend.
Cindy Lang (Theaterbühne fifty-fifty Erlangen): Die staatlichen Unterstützungen waren selbstverständlich hilfreich, da ein Überleben kultureller Einrichtungen ohne diese nicht möglich gewesen wären. Als gemeinnütziger Verein freuen wir uns generell auch, mit der Stadt Erlangen einen großen Unterstützer an unserer Seite zu haben.
Wolfgang Heyder (Veranstaltungsservice Bamberg): Letztendlich waren wir mit den staatlichen Coronahilfen zufrieden. Wir haben sie, wo es möglich war, auch in Anspruch genommen. Was aber nach wie vor deutlich sichtbar ist, ist die sehr bürokratische Abwicklung solcher Hilfen, so dass sich wichtige Auszahlungen teils enorm verzögern und Entscheidungen sich langfristig hinziehen.
Jan-Peter Dinger (E-Werk Erlangen): Die diversen Förderprogramme, sei es in Bayern die Spielstättenförderung, die Neustart-Förderung des Bundes oder die Überbrückungshilfen haben uns extrem gut geholfen. Man muss dies wirklich so deutlich sagen. Dabei wissen wir, dass die Fördermittel nicht für alle Kulturtreibende passgenau waren und insbesondere auch viele Künstler*innen nicht ausreichend Unterstützung erfahren haben. Dies lag aus unserer Sicht sicherlich auch daran, dass die Fördermittelbeantragung und -abrechnung durchaus mit hohen bürokratischen Hürden behaftet waren. Klar, es geht ja auch um Steuergeld, dass sinnvoll vergeben werden will, aber nicht jede Kulturinstitution war hierfür gut aufgestellt. Wir hatten durch unsere Größe das Glück, dass wir Mitarbeiter*innen dafür schulen konnten, die sich seit Tag 1 der Krise mit den diversen Förderprogrammen auseinandersetzen. Daher hatten wir uns auch lokal für einige andere stark gemacht und unsere Erfahrungen weitergegeben.
Matthias Schmid (Z-Bau Nürnberg): Ohne die Soforthilfen hätten sehr viele Veranstaltungsorte schließen müssen, das muss man so ehrlich sagen. Wir sind sehr dankbar darüber, wenngleich der bürokratische Aufwand uns auch vor ganz schöne Aufgaben gestellt hat und immer noch stellt.
Kaspar Schlösser (Jazzforum Bayreuth): Zuversichtlich!
Matthias Mayer (Motion Bayreuth): Wir machen das, was wir in den letzten zwei Jahren gemacht haben: Wir tun das, was wir können und dürfen. Wir werden versuchen, auch unter schwierigen Bedingungen tolle Konzerterlebnisse zu schaffen. Denn diese sind das beste Gegenmittel gegen Kulturverdrossenheit und für viele auch ein kleiner Lichtblick in schwierigen Zeiten.
Joachim Schulz (Posthalle Würzburg): Leider düster! Wir werden es diesen Herbst/Winter schon meistern, es werden aber von den schon lange bestätigt und im Vorverkauf befindlichen Shows einige wegfallen, da sie sich schlicht nicht mehr rechnen. Dazu kommt die Problematik mit dem fehlenden Fachpersonal und die durcheinander geratenen Lieferketten. Hierdurch haben wir Versorgungsengpässe. Dazu die pandemiebedingte Unsicherheit, mit welchen Auflagen oder Schließungen wir rechnen müssen und letztendlich mit der Teuerung vor allem von Strom und Gas. Auch hier wissen wir heute noch nicht, mit welchem Gaspreis wir ab Oktober rechnen dürfen, ob wir uns das Heizen überhaupt leisten können oder ob wir wenn es zu Engpässen kommen sollte, überhaupt noch Gas beziehen können. Alles in Allem eine unglaubliche Unwägbarkeit.
Cindy Lang (Theaterbühne fifty-fifty Erlangen): Wir haben ein abwechslungsreiches Programm aus Kabarett-, Comedy und Musik geschnürt und hoffen auf einen allmählichen Aufschwung in der neuen Saison. Wir sind allerdings recht skeptisch, ob all diese Termine mit etwaigen Neuauflagen und einer weiterhin schwierigen Gesamtsituation stattfinden können.
Wolfgang Heyder (Veranstaltungsservice Bamberg): Grundsätzlich ist unser Naturell positiv und optimistisch. Wir haben das Ziel, die Veranstaltungen im Herbst und Winter so gut wie möglich durchzuführen und weitere Absagen und Verschiebungen zu vermeiden. In erster Linie, um die Livekulturszene weiterhin tatkräftig zu unterstützen. Somit gilt das natürlich auch für unsere eigene Location, den Kulturboden Hallstadt, den wir für Herbst und Winter mit zahlreichen attraktiven Veranstaltungen bestückt haben.
Jan-Peter Dinger (E-Werk Erlangen): Siehe oben :) Es wird sehr sehr spannend – in vielerlei Hinsicht. Wir haben einen vollgepackten Veranstaltungskalender mit vielen hochkarätigen Programmpunkten, aber auch vielen Geheimtipps und niederschwelligen Angeboten. Die Frage wird sein: Wie gut wird der Zuspruch sein, welche Auflagen werden folgen, ob Corona oder Energieeinsparungen. Was mir dabei ganz wichtig ist: „Liebe Gäste kauft bitte Tickets für Konzerte und Partys, die ihr gut findet, denn nur so kann die Kultur auch diesen Winter überleben und dann auch weiterplanen“. Man geht dabei in unserem Fall überhaupt kein Risiko ein, sollten Shows abgesagt werden, gibt es das Geld zurück!
Matthias Schmid (Z-Bau Nürnberg): Gespannt!