In der Kunsthalle Schweinfurt mit ihren Beständen zur „Deutschen Kunst nach 1945“ steht Peter Casagrande auf seiner Suche nach der Befreiung vom Gegenstand in der Tradition des Informel. Mit der Ausstellung „Das große Format“ gelingt es erstmals seit der Eröffnung, den größten Raum der Kunsthalle Schweinfurt in eine einzigartige Bühne für ein einzelnes Kunstwerk zu verwandeln. Der 1946 geborene und in Italien und Süddeutschland lebende Künstler hat über mehrere Wochen die weitläufige und weitestgehend neutrale Architektur der sogenannten großen Halle als Atelier genutzt, wobei ihn vor allem die imponierende 9 Meter hohe und 29 m breite Rückwand der ehemaligen Schwimmhalle faszinierte. Er schuf hier – in seinem temporären Atelier – in den vergangenen Wochen sein bisher größtes Kunstwerk, das stolze 70 m² umfasst.
Neben diesem singulären großen Format werden in der Ausstellung weitere großformatige Werke gezeigt. Überdimensionalität und Raum sind ganz offensichtlich die Themen im Werk des Malers. Seine Formate sind groß, raumgreifend und öffnen optisch eine dritte Dimension im Raum. Seine Kompositionen sind der Versuch, ein Raumkontinuum im Bild zu fassen. Folglich gibt es kein oben und unten, eher ein Streben in alle Richtungen. Der kaskadenartige und lasierende Aufbau seiner auch quer über den Bildraum verlaufenden Farbflächen verstärkt den Eindruck einer stoffartigen Gemäldestruktur, die gleichzeitig von enormer Tiefe ist. Sie erinnert an atmosphärische Erscheinungen sowie Stimmungen und weckt dadurch Assoziationen zum sakralen Raum etwa in Form von Deckengemälden oder Altarbildern aus dem Barock. Peter Casagrande betitelt seine Gemälde nicht. So gestattet er dem Betrachter größtmögliche Interpretationsfreiheit.
Ausstellung „Das große Format – Aufbrüche und Verwerfungen“ von Peter Casagrande vom 28. April bis 3. September 2017 in der Kunsthalle Schweinfurt; Konzert in der Ausstellung am 4. Mai 2017, 19 Uhr mit Gerald Eckert (Violoncello / Elektronik) und Beatrix Wagner (Flöte), Kartenreservierung unter 09721-514721
Fotocredits:
Peter Casagrande: Das große Format – Aufbrüche und Verwerfungen, Foto © Peter Leutsch