Es ist ein einschneidender Wechsel. Nach 33 Jahren verabschiedet sich Theaterleiter Werner Müller am Stadttheater Fürth in den wohlverdienten Ruhestand. Von einer reinen Gastspielbühne hat er das Haus in ein breit aufgestelltes Theater mit hochkarätigen Gastproduktionen und einem eigenen Repertoirebetrieb mit einem kleinen, festen Ensemble verwandelt. Außerdem mit dem Community Projekt „Brückenbau“ eine intensive Verbindung zur Bevölkerung geschaffen.
Seine Nachfolgerin, Silvia Stolz, Jahrgang 1980, übernimmt das neobarocke Juwel in der Fürther Königstraße im fliegenden Wechsel mit laufender Spielzeit. Sie hat eine klassische Theaterbiografie und somit schon einige berufliche Stationen hinter sich. Nach einer Zeit Nepal nach dem Abitur studierte sie Dramaturgie, Theaterwissenschaft und Psychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität und der Bayerischen Theaterakademie August Everding in München und schloss mit einem Dramaturgie-Diplom ab. 2007 ging sie als Dramaturgin nach Ingolstadt, 2009 als Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Konzertdirektion Landgraf nach Titisee-Neustadt. 2012 wechselte sie als Kulturmanagerin nach Gifhorn, von 2016 bis 2018 leitete sie die Kommunikationsabteilung des Landestheaters Schwaben in Memmingen, wo sie auch als Dramaturgin wirkte und bis zum 30.9.2023 war sie Intendantin und Geschäftsführerin des Stadeums, einem großen Kulturzentrum in Stade. Nach ihrer ersten Fahrt vom neuen Zuhause ins Theater treffe ich sie im Foyer. Wir kennen uns von früheren Theaterbegegnungen und knüpfen mit dem freundschaftlichen Du an. Draußen dämmert es. Für die Jahreszeit ist es noch sehr sommerlich, das Haus noch im Dornröschenschlaf vor der Saisoneröffnung.
(Sie lacht) Stand heute: Ich weiß nicht mal, wo man hier gutes Sushi to go holen kann. Frag mich in sechs Monaten noch mal. Obwohl ich so oft schon umgezogen bin, hatte ich schon wieder vergessen, wie anstrengend das ist. Aber wenn es geschafft ist, ist es dann auch wirklich ein unglaublich gutes Gefühl. Alles mal wieder aussortiert zu haben. Befreiend.
Eigentlich bin ich ein Pflänzchen, das man überall hinpflanzen kann. Und trotzdem ist jeder Wechsel mit Melancholie verbunden. Denn man lässt auch tolle Menschen zurück. Aber meist überwiegt die Vorfreude aufs Neue und lässt einen loslassen. Ich merke aber schon, dass es mit zunehmendem Alter schwieriger wird. Deswegen gehen auch viele aus dem Beruf, weil sie merken, dass sie nicht unbegrenzt oft neuanfangen können.
Fürth ist eine Besonderheit auf der Theaterlandkarte, denn es operiert im sogenannten Säulenmodell, was eine Mischung aus produzierendem, koproduzierendem Haus und Gastspieltheater meint. Das passt perfekt zu meiner Biografie und ich weiß, dass ich hier viele meiner Kompetenzen einbringen kann. Neben Gastspielen endlich auch wieder eigene Produktionen zu gestalten, ist eine ersehnte Veränderung für mich nach Stade. Und nach Bayern zurückzukommen, war eine gute Zugabe. Denn hier habe ich familiäre und freundschaftliche Verbindungen. Es fühlt sich ein bisschen wie nach Hause kommen an.
Meine Doktorarbeit beschäftigt sich mit Gastspielhäusern und schließt eine Forschungslücke, denn dazu hat noch niemand wissenschaftlich gearbeitet. Und das finde ich schwierig, weil eben doch 25% aller Theaterbesuchenden in Deutschland, Theater im Gastspiel erleben. Und mit 500 Institutionen über Deutschland verteilt, ist es die weitverbreitetste Einrichtung in diesem Land. Im Sinne der kulturellen Vielfalt und Teilhabe, ist es mir unverständlich, warum das Thema überhaupt noch nicht bearbeitet wurde. Wir haben ja in der deutschen Theaterlandschaft mit diversen Krisen zu tun, da müssen wir strukturell ran. Und da ist eben eine These, dass es unerlässlich ist, neben der institutionellen Förderung, die wir in diesem Land vor allem haben und neben der Produktionsförderung, auch Distribution und Mobilität zu fördern, um dann mehr kulturelle Teilhabe im demokratischen Sinn zu ermöglichen. Wir haben grob 70% Bürger:innen, die auf dem Land leben und 30% in den Städten – 90% der Förderung gehen aber in die großen Metropolen. Kulturpolitisch kein demokratischer Ansatz, deshalb der Titel der Arbeit: Die Arbeit der Distribution als kulturpolitische Aufgabe.
Ich behaupte, dass hier sehr viel Theater mit sehr wenig Mitteln geschaffen wird. Und das ist eben diese unschlagbare Stärke der Kombination aus Eigen-, Koproduktionen und Gastspielen. Und natürlich die pädagogischen Angebote und die Bürgerbühne, die man in diesem Zusammenspiel nicht vergessen darf.
Ja, unbedingt. Ist ja der Wahnsinn, wie viele Bürger:innen hier teilnehmen, bzw. teilhaben. Nur die Koproduktionen mit beispielsweise anderen Stadttheatern kommen noch zu kurz. Da sind manche Intendanten immer noch nicht so offen.
Ja genau, dann wird eine Produktion sechsmal gespielt und ist weg, dabei könnte sie an anderen Häusern noch gut laufen. Das Argument ist dann ja immer die einheitliche künstlerische Linie, aber das ist nicht zielführend. Vielfalt in einer vielfältigen Stadtgesellschaft ist doch die Aufgabe. Hier in Fürth ist es nur durch die Kombination aus Eigenproduktionen und Gastspielen möglich, mit den wenigen Angestellten diese Bandbreite an Genres auf die Beine zu stellen. Diese Struktur finde ich sehr wichtig, um ein breites Angebot machen zu können und was Werner Müller da über Jahrzehnte aus einem ursprünglichen Gastspielhaus heraus geschaffen hat, finde ich schon beeindruckend. Denn eigentlich fand in den letzten Jahrzehnten ja eher das Gegenteil statt, nämlich der Ensemble- und Spartenabbau. Mich wundert allerdings immer, dass doch so wenig Häuser diese Möglichkeiten nutzen.
Genau. So lernt man es aber an der Uni nicht. Also an der Theaterakademie in München, wo ich studiert habe, war das keine Option, so zu denken. Da zählte nur das Eigene.
Und wie die sich widersprechen! Die eine hat eben den künstlerischen Schwerpunkt, die andere den wirtschaftlichen und bestenfalls kommen beide in einer Produktion/an einem Abend zusammen. Aber wir wissen, dass das häufig eben leider nicht so ist. Und deshalb muss ich versuchen, sich die beiden Stimmen innerhalb eines Spielplans synergetisch ergänzen zu lassen.
In der Leitungsfunktion muss man diesen strukturellen Kampf natürlich noch stärker aushalten, weil man ja selbst Verantwortung hat. Wenn ich ‚Rechnitz‘ von Jelinek in Stade mache, weiß ich, dass da max. 50 Leute kommen. Aber die sind ja wichtig! Man muss das alles langfristiger sehen, die Gewinn- und Verlustrechnungen. Auch die 50, die einen guten Abend hatten, kommen wieder. Und sie sprechen es vielleicht herum. So etwas kann man nicht nur am Geld bemessen. Treue, Bindung, Weiterentwicklung des Publikums sind auch rentabel.
Ist okay. Darfst du. Ich versuche das glaube ich wirklich stark zu trennen. Bei Produktionen, die mir künstlerisch wichtig sind, mache ich keine Abstriche. Das meint, ich setze eben den Gedanken, dass sich da was rechnen muss schon gar nicht an. Und bei den, ich nenne sie jetzt mal Kompensations-Veranstaltungen, da schlucke ich dann halt teilweise Kröten, um Gewinn zu erwirtschaften, der den anderen Produktionen dann aber wieder zugutekommen kann.
Schönes Wort. Die finde ich größtenteils aber gar nicht so schlimm. Ich hatte in Stade zum Beispiel so Stehkonzerte, da stand ich jetzt nicht hinter jeder Band. Aber die wurden total gut angenommen und da freue ich mich dann eben über die vielen Menschen, die eine gute Zeit haben und ein Kulturerlebnis nach ihrem Geschmack in meinem Haus genießen. Das ist ja auch Teilhabe und einfach ein anderes Publikum. Und in einem so vielfältig aufgestellten Haus wie es Stade war, Fürth aber auch ist, muss man den Anspruch haben, möglichst viele anzusprechen. Und dann finde ich es auch gar nicht schlimm, die Cash-Cow-Kröte mal zu schlucken, weil die ihren Benefit einfach woanders hat. Wer bin ich denn, Leuten ihren Spaß an gewissen Programmen zu verderben, die Geld einspielen, was ich dann wieder in Kunst stecken kann, die mir mehr am Herzen liegt? Man darf sich halt selber nicht verraten. Und notfalls kann man ja auch noch vermieten. Dann schreibt man drüber: Veranstalter xy. Findest du nicht? Was macht deine Therapie?
Das stimmt leider beides. Das ist oft wirklich schwierig, dann die Gewichtung klarzumachen oder das, worauf der Fokus liegt, deutlich gezogen zu bekommen. Auch in Spielzeitheften. Ein ständiger Spagat.
Wir leben ja gerade schon in einer Zeit, die irgendwie einen grauen Schleier hat. Deswegen finde ich es wichtig, positive Narrative auf die Bühne zu bringen. Und ich bin eine Verfechterin von Geschichten, großen Geschichten, emotionalen Geschichten, die auch Gefühle übertragen. Ich denke, kein Medium kann Krisen besser verarbeiten, als das Theater, wo sich ja immer im Moment entscheidet, wie es weitergeht. Wir müssen Fragen stellen. Wer sind wir? Wo wollen wir hin? Was liegt uns am Herzen? Und uns mit den drängenden Themen beschäftigen. Mit den Eigenproduktionen ist es mir auch wichtig, Narrative vor Ort aufzuspüren, das Bühnengeschehen regionaler anzubinden, vielleicht auch an spannende Orte zu gehen. Das Fürther Stadttheater ist ein wunderschönes Haus, aber es hat wahrscheinlich genau aufgrund seiner Schönheit schon auch eine Zugangsbarriere. Für mich ist Theater immer Gegenwartskunst, deswegen ist es wichtig Gegenwartsdramatik zu spielen und Regiehandschriften zu zeigen, die am Puls der Zeit sind. Paritätisch zu denken, ist mir auch sehr wichtig.
Es ist immer noch schwer, wenn man sich jetzt zum Beispiel allein nur das Rollenangebot anschaut. Klar, ist man heute dramaturgisch freier, kann anders besetzen, aber der Kanon ist auf die Schnelle nicht aufzuholen. Und wenn Schauspielerinnen älter werden, wird es schwierig.
Ja, genau. Aber das darf ja nicht der einzige Weg sein. Das ist dann manchmal doch sehr bemüht und nicht passend. Und Geschichten von Frauen werden damit trotzdem nicht erzählt. Es bleibt schwierig. Ich merke das vor allem, weil es mir so wichtig ist, das Ganze paritätisch zu denken. Da kommt man schon schnell an die Grenzen. Im ganzen Bereich der klassischen Musik zum Beispiel, da ist es ja besonders deutlich. Wie viele Dirigentinnen hat es denn? Da ist es wirklich am schlimmsten. Und wenn man Diversität dann weiterdenkt, bezüglich Herkunft z.B., wird es ja nicht einfacher. Als Theater schaffen wir es noch nicht, weder bei den Mitarbeitenden noch beim Publikum die Stadtgesellschaft in Gänze zu repräsentieren. Selbst wenn man da migrantische Themen in den Fokus nimmt, kommt kaum jemand. Theater scheint nicht auf dem Schirm zu sein.
Deutschland hat einfach seit hunderten von Jahren eine absolute Theaterkultur. In anderen Ländern steht das nicht so im Vordergrund. Und wenn ich dann als Kind aus angenommen Syrien hier herkomme und vielleicht irgendwie das Weihnachtsmärchen sehe – das könnte noch funktionieren – aber dann muss das Interesse weitergepflegt werden. Und, wer nicht als Kind kommt, kommt später eher selten, das wissen wir ja.
Ja, finde ich schon spannend, was beispielsweise das Staatstheater Augsburg macht. Nürnberg hat ja inzwischen auch eine eigene Spielstätte dafür – ich hab es noch gar nicht geschafft, mir was anzuschauen. Die Vernetzung von der Bühne in die digitale Welt und umgekehrt reizt mich und sie hat ihre Berechtigung. Künstlerisch bin ich aber auch hin- und hergerissen. Oft dominiert das Formale, die Technik noch zu stark den Inhalt. Das finde ich in der Gewichtung nicht richtig. Ich habe beispielsweise mal eine Performance mit Augmented Reality gesehen, da konnte man sich ganz viel zusätzlich aktiv ansehen und selbst gestalten, da hab ich mich nur noch darauf konzentriert und vom eigentlichen Inhalt gar nichts mehr mitbekommen. Also noch geht es manchmal nicht zusammen. Ich bin aber gespannt auf die Entwicklung. Und wir werden bestimmt das ein oder andere ausprobieren. Aber ich denke, je weiter die technologische Entwicklung fortschreitet, desto wichtiger wird der Kern von Theater. Je mehr unser tatsächliches Leben von KIs beeinflusst wird, je weniger wir sicher sagen können, wo etwas herkommt, desto größer die Sehnsucht nach Authentizität und das ist die Chance des Theaters: Da sehe ich alles. Die Quelle, den Menschen vor mir. Das wird künftig wieder wichtiger werden.
Und ich fange nach dreiunddreißig Jahren Werner Müller an. Dreiunddreißig Jahre, das ist alles andere als gewöhnlich im Theaterbetrieb. Hier zieht man im Schnitt alle fünf Jahre um. Da Vorläufe gerade bei Gastspielen oft längerfristig sind, hat das eine Jahr natürlich als Vorbereitungszeit nicht ausgereicht. Und deswegen ging es nicht anders. Und ich hatte bis Ende September 2023 ja einfach auch noch die Verantwortung für ein Haus in Stade. Das musste gut zu Ende gebracht werden. Es ist also wirklich aus unterschiedlichen Gründen eine außergewöhnliche Situation, in die ich hier komme. Ach und, Werner Müllers Vertrag läuft offiziell auch noch bis Ende Dezember. Wir haben gerade also genaugenommen zwei Intendant:innen in Fürth. Ab 1. November bin ich aber die offizielle Ansprechpartnerin im Haus.
Nein. Es ist ausschließlich seine Planung. Ich wurde häufig, gerade aus der Politik angesprochen, warum ich denn nicht die Hälfte machen möchte, aber das fand ich wiederum merkwürdig so mitten in der Saison, mitten im Abo. So denken wir ja nicht am Theater.
Ja, ein Vorteil könnte das Kennenlernen des Publikums sein. Klar habe ich auch im letzten Jahr schon Vorstellungen gesehen, aber es waren immer knapp 650 Kilometer nach Stade. Es hielt sich also auch in Grenzen. Jetzt habe ich wirklich die Möglichkeit hier anzukommen, das Publikum und auch das Nicht-Publikum in Ruhe kennenzulernen, ein Gefühl für die Region zu bekommen und die Atmosphäre aufzunehmen.
Das könnte sein, aber dafür müsste sich in der grundlegenden Mentalität noch einiges verändern. Für viele Kolleginnen und Kollegen wäre das glaube ich richtig schlimm, so anfangen zu müssen, weil es ja eben nicht die eigene Handschrift ist und ein gewisses Geltungsbedürfnis so vielleicht nicht befriedigt werden kann. Aber du hast schon Recht, unabhängig von persönlichen Befindlichkeiten, wäre das schon der menschlichere Weg. Wobei sich so das Intendantenkarussell noch schneller drehen könnte als ohnehin schon. Und ich will nicht schon wieder umziehen.
Das ist vielleicht doch etwas voreilig. Aber ja, ich wünsche mir einfach, dass wir uns hier wohlfühlen.
Ja, wäre auch mein Gefühl. Wobei die durchschnittlichen 5 Jahre sind schon auch sehr wenig. Das ist nicht nachhaltig und gut fürs System, alles so schnell wieder umzukrempeln. Es ist ja schon so, wenn man neu kommt, schaut man wirklich einmal auf alles, auf jedes Detail mit einem Blick von außen. Dinge, die immer so gelaufen sind, können so überhaupt erst wieder infrage gestellt werden. Das hat schon auch seinen Sinn. Auch die rechtlichen Belange, z.B. ganz banal Sicherheitskonzepte, Verträge etc. Das ist wichtig. Wenn man ganz lange für eine Institution verantwortlich ist, müsste man sich das schon massiv vornehmen. Und wir sind nun mal alle Menschen, haben alle Stärken, Schwächen und blinde Flecken, da muss schon mal jemand von außen kommen. Veränderung ist wichtig. Für jedes Unternehmen. Airbus wechselt den Staffelstab alle drei Jahre – das machen die sicher nicht aus purem Vergnügen.
In meinem Fall ist es gerade auch aus zeitlichen Planungen ein wenig so. Und ich könnte gar nicht so viel künstlerisches Personal austauschen, selbst wenn ich wollte. Ich glaube aber schon, dass es eine Mischung braucht aus neuem Blick und bewährter Erfahrung. Ich denke, ein Haus beim Wechsel komplett leerzufegen ist schlecht, aber einen Kopf halte ich auch für zu wenig. Wenn du alleine an ein neues Haus kommst, ist es erstmal viel schwieriger, die Leute von deinem Weg zu überzeugen. Wenn du also ein paar Leute mitbringst wird das besser funktionieren. Denn sie nehmen die anderen sicher mehr mit. Für dich als Intendant:in ist es also schon effizienter im Sinne von Vermittlungs- und Kommunikationsaufwand. Das sagt aber ja niemand. Die Argumentation ist ja immer eine rein künstlerische und das ist das Problem. Das künstlerische Argument wird vorgeschoben. Aber es gibt ja dank des Ensemblenetzwerks inzwischen auch Vorschläge zu Übernahme-Quoten und ich teile diese Bemühungen. Ich sehe nicht unbedingt den künstlerischen Nachteil darin, auch wirklich viele zu behalten.
Ja. Und wir müssen uns immer wieder sagen: mit dem NV-Bühne haben wir am Theater immer noch den schlechtesten Tarifvertrag überhaupt mit großen Unsicherheiten, privaten Unfreiheiten und Abhängigkeiten. Aber wir brauchen doch gute Leute und müssen auch als Arbeitgeber attraktiv bleiben. Eine Lösung wäre, da waren wir vorhin schon, aus dieser Überproduktionsspirale herauszukommen. Die hat ja während Corona eigentlich nie aufgehört. Mehr Gastspiele, Kooperationen, mehr Distributionsförderung, um das Haus intern zu entlasten. Dann kann man mehr Freiheiten im Arbeiten schaffen und das wäre attraktiv und zwar nicht zum Nachteil des Künstlerischen und des Publikums.
Und hier zeigt es sich: Das System ist so nicht mehr zukunftsfähig. Wir müssen umdenken. Dieses Durchhalten auf Hochtouren. Das will ich für mein Team nicht. Klar gibt’s Spitzen, aber man muss gesund arbeiten können.
Auf jeden Fall!
Das ist leider noch zu früh, weil alles noch nicht intern geklärt ist. Aber die Eröffnungspremiere für 24/25 steht dafür schon fest!
Auf „Dear Evan Hansen“, ein Musical. Das lief am Broadway phänomenal und wurde mit sechs Tony Awards ausgezeichnet. Es waren viele hinter den Rechten her und ich bin stolz, dass wir das für Fürth klarmachen konnten. Es wird eine Kooperation mit Musical Frühling in Gmunden sein, deren Arbeit ich sehr schätze. Und da sind wir jetzt mit den Auditions schon fast durch. Es ist – und das ist mir besonders wichtig – ein Musical das jung und alt anspricht. Es spielt in der Schule, verhandelt aber Themen, die uns alle angehen. Mit toller Musik. Premiere wird am 11.10.2024 sein – erst nach der Fürther Kärwa natürlich.
Ich werde endlich wieder Motorrad fahren. Das hat im Norden gar keinen Spaß gemacht. Da war schon ein Kreisverkehr das Highlight. Ich freue mich also auf die Fränkische Schweiz. Und man wird mich bestimmt im Stadtpark joggen sehen und: Mein Partner und ich reisen gerne. Aber da trifft man mich dann natürlich nicht. Und so viel mehr gibt es neben dem Theater gar nicht. Da hat eben nicht so viel Platz. Aber natürlich: Mit einem Glas Rotwein, Käse und Freund:innen kann man mich außerhalb schon auch antreffen. Eigentlich mache ich das am liebsten.
Ich wünsche mir natürlich, dass meine erste Spielzeit ab Herbst 24 gut aufgenommen wird von den Fürther:innen und Nürnberger:innen und Erlanger:innen und überhaupt in ganz Franken.
So klassische Vorsätze mache ich mir nie. Ich nehme mir viel vor. Vor allem habe ich mir jetzt ja auch beim Neustart hier schon so viel vorgenommen: Die Mitarbeitenden alle genau kennenzulernen, gut zu kommunizieren, viel in den Austausch zu gehen, alles mitzubekommen. Mir geht es um die Haltung und die gibt’s nicht mit dem Glockenschlag am 1. Januar.