Der Maler Jonathan Kroll stellt im Kronacher Kunstverein zwei Werkserien vor: Porträts und Stillleben, die durch die Elemente Tradition, Identität und Realität miteinander verwoben sind. Die Inspiration zu seinen Arbeiten bezieht Kroll vor allem aus der Auseinandersetzung mit Arbeiten des Goldenen Zeitalters der niederländischen und spanischen Malerei. Der Titel der Ausstellung: „Windmühlen.“
„Die Idee, Windmühlen als Titelthema zu verwenden, entstand dadurch, dass ich mich selbst - oder den Künstler im allgemeinen - als Don Quijote sehe. Meine Bilder sind dabei meine verschiedenen imaginären Bestien oder Riesen, die ich auf meiner ständigen Suche nach Abenteuern selbst erschaffen habe”, sagt Jonathan Kroll.
Inspiration und Ausgangspunkt seiner Malerei seien u.a. Arbeiten des niederländischen Malers Frans Hals (ca. 1580 - 1666) und des Spaniers Diego Velázquez (1599 - 1660). Insbesondere in den Niederlanden galt das 17. Jahrhundert als das Goldene Zeitalter, in dem ca. 700 Maler jährlich etwa 70.000 Gemälde produzierten. Insgesamt entstanden so mehrere Millionen Gemälde. Kein Wunder also, dass heute nahezu in jedem Museum für alte Kunst niederländische Gemälde zu sehen sind - und sich gelegentlich auch Fälschungen darunter befinden, wie das Frans Hals zugeschriebene und für zehn Millionen Dollar versteigerte Werk “Portät eines Mannes”. Auch diese Arbeit, dient Jonathan Kroll als Inspiration, aber auch als ambivalenter Stoff für Auseinandersetzung mit der Frage: Was ist wahr und was ist falsch?
“Keines meiner ’spanischen’ oder ‘niederländischen’ Werke unternimmt den Versuch, ihr Ausgangsmaterial zu reproduzieren. Mein Ziel ist es auch nicht, eine ‘echte’ Fälschung herzustellen. Ich habe auch nicht den Anspruch, jemanden zu täuschen. Ich interessiere mich vielmehr für einen anderen Raum. Einen Raum, den das Ausgangsmaterial öffnen kann und der irgendwo dazwischen liegt. Viele Künstler sahen Frans Hals oder Diego Velázquez als Quelle für Inspiration oder Interpretation”, führt der Künstler aus.
“Meine Stillleben bilden in mehrfacher Hinsicht einen Kontrapunkt zu diesen Werken. Sie sind viel realistischer und ruhiger gemalt. Sie sind serieller Natur”, erläutert Jonathan Kroll. “Sie waren für mich eine Möglichkeit, einen Neuanfang zu machen – eine Art persönliches Gleichgewicht in der Malerei zu finden.”
Vita: Jonathan Kroll, geboren 1968 in Milwaukee, Wisconsin (USA); 1988 - 1992 Otis Art Institute, Los Angeles; Master-Programm am Center College of Design, Pasadena. Jonathan Kroll hat seine Arbeiten in zahlreichen Ausstellungen in den USA und in Europa gezeigt. Als Musiker ist er Gründungsmitglied und Songwriter der Gruppe Chokebore. Der Künstler lebt und arbeitet in Berlin.
Jonathan Kroll: „Windmühlen“. Die Ausstellung ist bis 26. Mai 2024 in der Galerie des Kronacher Kunstvereins, Siechenangerstraße 13, zu sehen. Eine Führung ist am 2. Mai 2024, 18:00 Uhr, vorgesehen. Der Künstler wird selbst eine Einführung in seine Arbeiten geben. Eintritt frei.