Die Gelder für Kultur sind vielerorts knapp, so auch in der geschichtsträchtigen Klassikerstadt Weimar. Das wurde dieser Tage, in denen das über die Grenzen bekannte und seit 1990 alljährlich stattfindende Kunstfest Weimar auf der Kippe steht, besonders deutlich. Wenige Tage vor einem Pressegespräch am gestrigen Mittwoch, bei dem der künstlerische Leiter Christian Holtzhauer und der Generalintendant des Deutschen Nationaltheaters Weimar (DNT) Hasko Weber (u. a.) das diesjährige Programm vorstellten, wurde bekannt, dass der gesamte Haushalt der Stadt überarbeitet werden müsse und künftige Kürzungen nicht auszuschließen seien. Auf den Prüfstand käme dabei auch das Kunstfest, das neben einem nicht geringen Teil an Eigenfinanzierung zu großen Teilen von der Stadt Weimar und dem Land Thüringen gefördert wird. Würde die Stadt ihre Zuschüsse einstellen, so würden auch die Zuschussgelder des Landes in Höhe von 650.000 Euro wegfallen. Für 2019 bedeutete dies ein jähes Ende für das Kunstfest.
Eine Entscheidung zu diesem Thema sollte am Mittwochnachmittag in der anstehenden Stadtratssitzung fallen, die Haushaltsdebatte und damit verbundene Auswirkungen auf das viel diskutierte Kunstfest, das unter die freiwilligen (Kultur-)Ausgaben der Stadt Weimar fällt, wurden nun aber auf September vertagt. Die Prüfung müsse immer wieder von Neuem erfolgen, jedes Jahr werde deshalb neu gerungen, ob eine weitere Finanzierung möglich ist oder nicht. Der finanzielle Druck scheint groß, umso mehr wünscht sich Oberbürgermeister Stefan Wolf mehr Zuspruch vom Land Thüringen.
So viel Uneinigkeit erweckt den Eindruck eines politischen Kräftemessens oder eines „Rumreichens des schwarzen Peters“, wie es Holtzhauer formulierte. Und das Ringen um das Kunstfest Weimar, das vom DNT veranstaltet wird, hat bereits Tradition, schon mehrfach stand es in den vergangenen Jahren auf der Kippe. Dieser immerwährende Konflikt schwebte auch über der gestrigen Pressekonferenz im Weimarer Lichthaus Kino. Generalintendant Hasko Weber bemängelte auch, dass er bei den bisherigen Verhandlungen völlig außen vorstand. Wohl nicht zuletzt deshalb schienen alle Kunstfest-Beteiligten dieser Diskussion inzwischen überdrüssig zu sein. Eigentlich sollte der Fokus der gestrigen Veranstaltung schließlich auf dem Vorstellen des neuen Festivalprogramms liegen und nicht, wie zunächst geschehen, auf politischen Interna.
Der diesjährige Themenschwerpunkt liegt anlässlich des 100. Geburtstags von Peter Weiss, der einer der wichtigsten Fürsprecher von sozialer und politisch engagierter Kunst war, und der aktuellen politischen Ereignisse in Europa auf der Frage, wie Migration unsere Gesellschaft verändert und wie die Kunst dazu Stellung beziehen kann. Wie schon in den vergangenen Jahren, werden wir auch heuer vorab ausführlich über das Kunstfest berichten. Schon jetzt können wir jedoch sagen, dass die 17 Festivaltage vom 19. August bis 4. September mit ihren 100 Veranstaltungen bunter nicht sein könnten. Es wird Tanz- und Theatergastspiele, Konzerte, Lesungen, außerdem genreübergreifende Kunstprojekte im öffentlichen Raum geben, davon etliche in Ur- oder deutscher Erstaufführung.
Die Gelder für dieses Jahr sind zumindest einmal sicher, wie es weitergeht, bleibt vorerst offen. Für eine Stadt, die sich den Slogan „Kulturstadt Europas“ auf die Fahne geschrieben hat, wäre ein Wegfall des beachtenswerten Kunstfestes aber womöglich das falsche Statement.
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Theaterplatz Weimar, Foto © 2mcon