...um damit in die musikalische Weltelite vorzustoßen. Oder einer, der es eben erleichtert, dorthin zu kommen. Schließlich merkt man sich dererlei Zungenbrecher nach anfänglichen Problemen dann doch. Dachte sich der ehemalige Frontmann der britischen Altrocker von Supertramp auch. Und stieg empor in den Rockhimmel. Dort ist er auch heute noch angesiedelt. Nicht wie andere posthum. Er rockt weiterhin im Erdenbereich. Und wie! Am 23. April gastiert er mit seiner Band in der Nürnberger Meistersingerhalle.
Vierzig Jahre nach dem Supertramp-Meisterwerk „Crime of the century“ - mit dem Klassiker „Dreamer“ - geht Hodgson erneut auf Tournee durch Europa. Dreimal lässt er seine Klänge auch in Deutschland erschallen. Der 66-jährige Supertramp-Gründer, Texter und Komponist von Welthits wie eben „Dreamer“, „Logical Song“, „Give A Little Bit“ - um nur einige der absoluten Gassenhauer, die seiner Feder entsprangen, zu nennen, gilt dabei als einer der relaxtesten Künstler der alten Garde. Mit seiner hohen Tenorstimme erklomm er einst die Spitze. Und das Markenzeichen ist bis heute geblieben. Glockenklar ertönt sein Organ, auch wenn der in Portsmouth geborene Hodgson inzwischen längst am Rentenalter klopft. Doch Ruhestand ist nichts für den Oldtimer mit der unvergleichlichen Aura. Wenn er mit seinen silbergrauen, langen Haaren auf der Bühne sitzt (oder alternativ auch steht und rockt), seiner Gitarre feine Klänge entlockt und in aller Nostalgie Supertramp-Klassiker durch das Mikrofon trällert: Dann weiß man - Rodger Hodgson IST Supertramp. Während sein einstiger kongenialer Partner und Supertramp-Mitbegründer Rickie Davis seit der viel zu frühen Trennung 1983 die Namensrechte hält, hält Hodgson das alleinige Recht genialster Kompositionen und einer unnachahmlichen Stimme, die die Band einst ausmachte. Während anderen ihr Ego das Heiligste ist, ist dem in Oxford aufgewachsenen Hodgson sein Publikum das Wichtigste. Ellenlange Dialoge - durchaus witzig und charmant und vor allem den jeweiligen Gastgebern huldigend - sind in seinem kurzweiligen Bühnenprogramm an der Tagesordnung. Der Gentleman alter Schule weiß, was sich gehört. Und er lässt sich dabei nicht lumpen. An der Seite vierer Mitstreiter gibt es Supertramp-Klassiker zu Hauf auf die Ohren der immer noch gut geschulten Zuhörerschaft. Dabei ist es immer wieder die heutzutage fast noch reifer als zu Hochzeiten wirkende Stimme des omnipräsenten Frontmannes, die sich fast schon ungewollt immer wieder in den Fokus drängt. Man kommt nicht um das brilliante Organ des Rodger Hodgson vorbei - so bitter das für seine Bandmitglieder ist. Die lässt er allerdings nicht im Regen stehen. Immer wieder werden feine Soloeinlagen eingestreut, um auch der fein arrangierten Begleitband ihren (verdienten) Applaus zuteil werden zu lassen. Verdientermaßen. Den Mittelpunkt aber bildet der charismatische Songwriter, der den Progressivrock einst weiterschrieb. Kurioserweise wurden und werden Supertramp just in diesem Genre allerdings nicht als eine der Großen Bands gezählt. Vielmehr siedelten viele Musikkenner die Pioniere im Bereich des Poprock an. Sei es drum: Den Erfolgen der Engländer tat dies keinen Abbruch. Schon als 19jähriger traf Hodgson, viele Jahre seiner Jugend in Internaten verbringend und dort die Gitarre als besten Freund entdeckend, auf Rickie Davis. Und eine Erfolgsgeschichte nahm ihren Lauf. Die dauerte immerhin 14 Jahre an. Dann kamen die musikalischen Ziele der beiden Alphatiere nicht mehr überein. Während sich Davis und Supertramp (nicht unerfolgreich) eher in die jazzige R‘n‘B-Richtung weiterentwickelten, ging Hodgson auf Solopfade. Noch immer erfolgreich. Während Supertramp aktuell nach der bekanntgewordenen Krebserkrankung von Rickie Davis zu einer Zwangspause verdammt ist, tourt der einstige Frontmann weiterhin regelmäßig. Ohne den einst üblichen Bombast, eher geerdet. Was der Konzertatmosphäre keinen Abbruch tut. Im Gegenteil: Mit seiner wunderbaren Stimme betört er (im übrigen das immer noch größtenteils weibliche) Publikum und lässt einen hinabschweben in eine Zeitreise der Musik. „Es ist Musik, die fortschreitet. Sie nimmt eine Idee und entwickelt sie, statt sie einfach zu wiederholen. Pop-Songs bestehen aus Wiederholung, Riffs und Einfachheit. Progressive Musik nimmt ein Riff, kehrt sein Inneres nach Außen, stellt es auf den Kopf, spielt es dann wieder andersherum und erkundet so sein Potenzial“, so beschrieb Emerson, Lake and Palmer-Mitglied Keith Emerson den Progressiv-Rock, dessen Vorreiter er war, einst. Besser kann man Rodger Hodgson eigentlich kaum charakterisieren. Vor allem kehrt er das Innere immer wieder nach Außen. Und zwar immer wieder neu. Auch zu hören auf der „Crime of the century“-Deluxe Edition, die im Handel seit kurzem in mehreren Formaten erhältlich ist, ob als zweier-CD Set oder für echte Nostalgiker als Dreier-LP Set. Neben der remasterten Fassung des Originalalbums ist ein phantastisches Konzert aus dem Londoner Hammersmith Odeon aus dem Jahr 1975 in hervorragendem Sound zu hören. Immer wieder neu. Und doch so bewährt. Einfach super(tramp).
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Roger Hodson am Piano, Foto © Pressefoto