Kultfaktor. Das ist es wohl, was die Rother Bluestage am ehesten punktgenau charakterisiert. Seit 1992 schon versammeln die Veranstalter in dem schmucken Mittelalterstädchen südlich von Nürnberg die Elite des Blues in all seinen Facetten – jährliche Highlights sind dabei garantiert. Auch in diesem Jahr wieder begrüssen die beiden federführend verantwortlich zeichnenden Silke Rieger und Monika Ammerer-Düll zwischen dem 16. und 24. März einen absolut hochkarätigen und viele vielversprechende und alteingesessene Künstlerinnen und Künstler in der schnuckligen Kulturfabrik, dem Schwanensaal, der Galaxy-Bar und dem Gasthaus Zur Linde.
Wer noch keine Tickets hat, der geht leer aus: Wenig überraschend war das absolute Highlight der diesjährigen Spielsaison ratzfatz ausverkauft. Mit dem 72-jährigen Amerikaner Keb'Mo gastiert am 23. März einer der Künstler, die die Macherinnen seit Jahren schon auf ihrer Wunschliste ganz oben positioniert haben. Fünf Grammy Awards, 14 Blues Foundation Awards und unzählige weitere Auszeichnungen darf einer der dienstältesten Blues-Größen nach fast 50 Jahren auf den Bühnen der Welt sein Eigen nennen. Doch wie geschrieben: Die Tickets sind weg. Für alle weiteren Gigs gibt es noch mehr oder minder viele Eintrittskarten zu erwerben. Und es stehen einige mit Spannung erwartete Acts auf der Line-Up-Liste. Auch regionale und deutschlandweite Koryphäen.
Schon am Eröffnungstag darf eine erste lokale Sängerin ihr Publikum verzücken. Die Nürnberger Sängerin und Pianistin Julia "Jules" Fischer wird mit ihrem "Mercy Piano" das Festival in der Linde am 16. März um 20.30 Uhr als Opener beehren. Dabei sieht sie sich hochkarätiger „Konkurrenz“ ausgesetzt: Um 20 Uhr schon spielt das britische Power-Rock-Trio „The Brew“ in der Kulturfabrik. Die vom Rocks Magazin als „einer der mitreißendsten Live-Acts der Gegenwart“ bezeichnete Band hat den Brückenschlag zwischen 70er-Jahre-Rockmusik und zeitgenössischen Acts perfektioniert und imponiert auf der Bühne mit energetischer Dynamik.
Tags darauf dürfen sich die Anhänger der Bluestage auf eine Rückkehrerin freuen: Nach fünfjähriger Abstinenz kehrt die New Yorker Blues Hall of Fame-Sängerin und Songwriterin Sari Schorr zu den Bluestagen zurück. Die ausgebildete Opernsängerin mit der glasklar und doch so rauchig wirkenden, tief ins Mark dringende Stimme hat sich ihren Platz in den Analen des Blues längst gesichert. Den harten Weg aus der Bronx in die großen Hallen der Welt: Den hat sie sich längst freigeräumt. Und vergisst ihre Wurzeln dabei nicht. Roth darf sich freuen. Auf einen geerdeten Superstar, der sein im Februar veröffentlichtes Album im Gepäck hat.
Am 20. März wartet eine Lady auf ihr Publikum, der eine ganz große Zukunft vorausgesagt wird. „Mein Geheimtipp“, sagt Macherin Silke Rieger. Das Rother Planungsteam hat etwas, wie kaum ein Zweiter: Ein Gespür für aufstrebende Talente. „Von ihr wird man noch viel hören", sagt sie. Die Rede ist von Justina Lee Brown. Die in Slums der nigerianischen Hauptstadt Lagos aufgewachsene und seit Jahren in der Schweiz beheimatete Künstlerin ist eine, die von der Pike auf lernte. Musik gab ihr die Kraft, Armut und die harten Umstände zu überstehen. In jungen Jahren erlangte die stimmgewaltige Sängerin in Afrika bereits Berühmtheit und gewann 2009 den Women in Entertainment Award in London als Best African Voice. Der Beginn einer grandiosen, noch in den Kinderschuhen steckenden Karriere. Unzählige Preise heimste sie inzwischen ein und überzeugt auf der Bühne mit schier unglaublicher Präsenz. Nicht minder wenig präsent ist Big Daddy Wilson. Wilson Blunt, wie der in North Carolina geborene und in Diensten der US-Army nach Deutschland versetzte und hier seine musikalische Ader entdeckende und jammenderweise seinen Durchbruch schaffende Künstler, bürgerlich firmiert, ist längst ein Liebling der Blues-Anhänger. Mit seiner italienischen Band The Goosebumps Bros steht er im Schwanensaal auf der Bühne. Und wird eben diese Gänsehaut auf viele Besucherarme zaubern. Big Daddy Wilson ist das, was man einen Sänger mit Seele nennt. Er und seine Mitstreiter nehmen ihr Publikum mit auf eine besondere und facettenreiche musikalische Reise durch die vielen Nuancen der schwarzen Musik, die von Roots-Blues bis zu klassischem Soul, von Folk bis zu zeitgenössischen Urban Grooves reicht.
Und dann wäre da noch ein besonderer Auftritt einer deutschen Band, die den Sprung über die Bundesgrenzen hinaus imposant geschafft hat. Am 19. März sind „The Bluesanovas“ in der Kulturfabrik zu Gast. Fünf Münsteraner. Die erhielten vor zwei Jahren einen Ritterschlag der exorbitanten Art und Weise. Niemand geringeres als „Mr. Slowhand“ Eric Clapton rief die Band. Als Support-Act für dessen Deutschland-Tournee engagierte der Altmeister die Retro-Blues-Rocker. Und die zahlten das Vertrauen mit grandiosen Performances zurück. Mit ihrem neuen Sänger Till Seidel, in der Szene als hervorragender Gitarrist bekannt und vernetzt, wollen die Bluesanovas den nächsten Schritt tun. Und auch erstmals in Roth brillieren. Mit neuem Album im Gepäck.
Das komplette Programm der Rother Bluestage lesen Sie unter dem Link hier.