Das Jahr 2018 wird für die Musica Bayreuth ein wahres Festjahr, kehrt sie doch nach dessen Wiedereröffnung ins Markgräfliche Opernhaus zurück, den wichtigsten Aufführungsort in den über 50 Jahren ihres Bestehens. Vom 7. April bis zum 16. Juni möchte sie für ihre 57. Saison eine zweite, kleine Festspielzeit einläuten und das barocke Prunkstück mit Leben füllen. German Brass, die „Königin der Blockflöte“ Dorothee Oberlinger, der Gründer der Musica, Viktor Lukas, Claudio Monteverdis Halbgott Orpheus und Johann Adolph Hasses Opernheld Siroe, das vom ARD-Wettbewerb preisgekrönte Quatuor Arod und der Jazz-Vorzeigekünstler Michael Wollny, sie alle werden einen Platz in der barocken Pracht des wiedereröffneten Opernhauses einnehmen.
Markgrafenflair wird übrigens auch außerhalb des Opernhauses geboten, z.B. in der Stiftskirche Himmelkron, wo die „Octavians“ dem A-capella-Gesang aus vier Jahrhunderten nachspüren. Die junge deutsch-französisch-ungarische Philharmonie ist mit Anton Bruckners 7. Sinfonie E-Dur im Programm dabei und beendet damit ihre diesjährige Tournee in der Stadtkirche Bayreuth. Ein Kontrastprogramm zu der ganzen barocken Opulenz wird in der Panzerhalle geboten: Hier stehen die „MozART group“ mit Klassik-Kabarett und „Cell of Hell“ mit Klassik-Rock auf der Bühne.
Die Eröffnung am 7. April mit der deutsch-französisch-ungarischen Philharmonie sieht neben der Bruckner-Sinfonie Maurice Ravels „Pavane pour une infante défunte“ und J.S. Bachs dritte Orchestersuite D-Dur vor. Die Aufführung unter der Leitung Nicolaus Richters ist zugleich das Abschlusskonzert nach Auftritten in Strasbourg, Paris und Berlin. Die elf Musiker von German Brass gastieren am 26. April im Opernhaus und nehmen die Zuhörer mit auf eine Reise durch das umfangreiche Repertoire von Barock, Klassik, Romantik und Moderne. Natürlich dürfen die mitreißenden Sounds von Größen wie Frank Sinatra, Glenn Miller oder Ray Charles ebenso wenig fehlen wie populäre Filmmusiken.
Ein „Berliner Konzert“ – allerdings mit Fokus auf Potsdam – unter dem Motto „Rokoko“ präsentieren Dorothee Oberlinger und ihr Originalklang-Ensemble „1700“ am 5. Mai ebenfalls im markgräflichen Prunktheater. Dabei kommt der Blockflöte natürlich eine tragende Rolle zu, doch auf ungewöhnliche Besetzungen wird man sich freuen dürfen. Am selben Ort folgt am 12. Mai ein Auftritt, der in Bayreuth zur Pflicht gehört, nämlich das Konzert des Lucas Consort, eines seit mittlerweile über 50 Jahren (!) bestehenden Kammerorchesters unter der Leitung seines Namensgebers Viktor Lucas.
Die halbszenische Aufführung der Oper „Siroe, König von Persien“ von Johann Adolf Hasse steht am 18. Mai auf dem Programm der Musica Bayreuth. Auf die gefeierte Sopranistin Julia Lezhneva sowie den herausragenden Countertenor und musikalischen Leiter des Abends, Max Emanuel Cencic, wird man sich im Opernhaus freuen dürfen. Eine Exkursion führt am 26. Mai nach Himmelkron, wo in der dortigen Markgrafenkirche das Vokaloktett „Octavians – a capella“ auftritt. Das nur mit Männern besetzte, mehrfach preisgekrönte Ensemble kann dank seiner Countertenöre ein Spektrum vom hohen Sopran bis zum tiefsten Bass intonieren.
Zwei weitere Veranstaltungen im Opernhaus folgen am 2. und 4. Juni. Zunächst zeigen die vier jungen Franzosen des „Quatuor Arod“, benannt nach einem feurigen Pferd aus „Der Herr der Ringe“ und Gewinner des ARD-Wettbewerbs 2016, wie unkonventionell und mitreißend klassische Kammermusik sein kann. Mit Michael Wollny und dessen Trio steht zwei Tage später der international erfolgreichste deutsche Jazz-Pianist auf der Bühne, der zugleich für seine Innovationslust bekannt ist. Mit Eric Schaefer und Christian Weber entwickelt Wollny seine Melangen und erreicht eindringliche Stimmungen, die das Publikum vom ersten Ton an einfangen.
Dicht gedrängt gehen die Termine im wiedereröffneten Opernhaus weiter, zunächst mit Aufführungen von Claudio Monteverdis „Orfeo“ am 6. und 7. Juni. Diese Barockoper wird produziert vom J.K.Tyl Theater Pilsen, im italienischen Original aufgeführt und in historisch orientierter Aufführungspraxis interpretiert. Die „MozART group“ spielt am 8. Juni in der Panzerhalle Bayreuth, wo auf die Zuhörer eine musikalische Achterbahnfahrt durch alle Epochen, Gattungen und Stile wartet, zelebriert von vier polnischen Spitzenmusikern. Am selben Ort führt tags drauf ein originelles Quartett aus drei Cellisten und einem Schlagzeuger in die „Cell of Hell“ und zelebriert eine Verbindung aus harten Sounds und feinen Tönen.
Zurück im Opernhaus lautet am 15. und 16. Juni die Devise „Bach dansé“. 25 junge Musiker und 17 junge Tänzerinnen vom Straßburger Konservatorium laden zum Ausklang der diesjährigen Musica Bayreuth die barocken Komponisten Bach und Händel zum Tanz. Deren Orchestermusiken liefern den O-Ton für klassischen Tanz – ein bezaubernder Festivalausklang!
Fotocredits:
Octavians, Foto © Matthias Pick