Wer einen seit Jahrzehnten so erfolgreichen Sänger wie Christoph Prégardien zu einem Liederabend einlädt, kann nach wie vor darauf vertrauen, großen Zuspruch seitens jenes Publikums zu erfahren, das dem Kunstlied verfallen ist, zumal den Liedern Franz Schuberts. Dessen Zyklus „Die Winterreise“ stand auf dem Programm des vorletzten Konzertes des Bamberger Musikvereins. Als Begleiter hat sich der Sänger seit einiger Zeit den jungen, aus Belgien gebürtigen Pianisten Aaron Wajnberg ausgesucht.
Wer aufgrund von Prégardiens Alter vermuten könnte, der Künstler habe womöglich seinen Zenith überschritten, sah sich in Bamberg angenehm enttäuscht. Dem Auftaktlied „Fremd bin ich eingezogen“ gönnte der Sänger einige metallische Schärfungen und machte zugleich hellhörig mit seinem nach wie vor sanft-schönen Piano in der hohen Lage. Dramatisch, aber stets souverän beherrscht, geriet ihm die „Erstarrung“, tiefgründig die „Rast“ und kontrastreich der „Frühlingstraum“.
Schon bis hierhin zeigte sich, dass Christoph Prégardien mit Aaron Wajnberg eine Begleiterauswahl getroffen hat, wie man sie sich nur wünschen kann. Der Pianist assistiert dem Gesang feinfühlig und findet gleichwohl oft genug den Mut zu eigenen Akzentsetzungen. Der eisige Ausklang mit dem „Leiermann“ wird zum Höhepunkt eines Liederabends, dem sich noch ein kurzes Melodram als Zugabe anschließt. Große Beeindruckung!