Egal, wo man hinkommt, Burgen ziehen den Blick unweigerlich an. Auch die Burg Abenberg im mittelfränkischen Landkreis Roth ist schon von weitem zu sehen, liegt an der Burgenstraße sowie auch am Jakobsweg, markante Wegmarken also. Imposant erhebt sich die Höhenburg über der gleichnamigen Stadt. Ihre Geschichte geht bis ins 11. Jahrhundert zu Graf Adalbert II., dem Erbauer der ersten Burg aus Holz, zurück. Ehe die Stadt Abenberg die Burg in den 1980er-Jahren kaufte, säumten zahlreiche Eigentümer den Weg, darunter Graf Rapoto I., der die ersten Steinbauten anlegte, durch Heirat die Hohenzollern, damals Burggrafen von Nürnberg, das Fürstbistum Eichstätt, ab 1806 das neue Königreich Bayern sowie Karl Josef Zwerschina oder Kammersänger Anton Schott, beide als Privateigentümer. Heute kümmert sich der Zweckverband Burg Abenberg um das Baudenkmal und füllt es mit kulturellem Leben.
Das neu konzipierte Burgmuseum, eher eine interaktive Ausstellung, lässt Geschichte und Burgleben erlebbar werden. Seit März 2024 ist es eröffnet und lädt kleine und große Besucher:innen dazu ein, sich die Burg Abenberg zu erschließen. Und das im wahrsten Sinn des Wortes. Als eine Art Eintrittskarte bekommt man leihweise einen Schlüssel, mit dem man sich die einzelnen Informationstürchen öffnen und Abläufe starten kann. Los geht es gleich mit einer Ahnentafel. Informationen zu den Personen gibt es, sobald man seinen magischen Schlüssel einsetzt. Ein wenig Zeit sollte man mitbringen, denn es lohnt sich, die Sprachinformationen anzuhören oder auch die Beschriftungen zu lesen. Wie Burgenforscher:innen öffnet man Klappen, sperrt Türen auf oder setzt Filme und Musik in Bewegung. Neugier und Forschertrieb werden in jedem Fall geweckt. Die Informationen sind kompakt geschnürt, sollen den Zugang zu dieser ganz eigenen Burgenwelt erleichtern. Der Ansatz spricht alle Altersgruppen an, ist daher auch für Familien gut geeignet. Der Rundgang führt durch unterschiedliche Räume, die sich thematisch einzelne Facetten herausgreifen, etwa das Rittertum oder auch den Minnegesang. Große und Kleine können sich ihre eigene Burganlage bauen. Dazu steht etwa eine große Truhe mit Stein-Bauklötzen, inklusive einer „Bauplatz“-Fläche zur Verfügung. Anschließend dürfen sich Besucher:innen auch zum Ritter verkleiden.
Bunte Fenster weisen in einem Raum in unterschiedliche Richtungen. Beim Öffnen fällt der Blick etwa auf den Rosengarten oder den Turnieranger, aber auch in Richtung Stadt. Immer wieder wird die Burg Abenberg auch in ihrem Zusammenspiel mit der Stadt sowie der Region gespiegelt. So wird auch deutlich, dass es Abenberg nicht geben würde, hätten sich um die Burg nicht Menschen angesiedelt.
Durchaus kritisch setzt sich das Konzept auch mit dem romantisch gefärbten Blick auf das Mittelalter und das Burgenleben auseinander. Der Traum vom Mittelalter als eher trügerisches Idealbild, im Wandel der Zeit? Dass die Faszination groß ist, zeigt auch das rege Interesse, das das alljährliche Feuertanz-Festival auf dem burgeigenen Turnieranger auslöst.
Zur Eröffnung des Burgmuseums wurde im Obergeschoss auch eine Ausstellung eingerichtet, die den künstlerischen Blick auf die Burg Abenberg zeigt, darunter, neben zahlreichen Gemälden auch eine geklöppelte Burgansicht. Wer zu dieser Technik mehr erfahren möchte, hat im Klöppelmuseum gleich nebenan die Möglichkeit dazu. Man erfährt vieles über diese alte Handwerkstechnik, über die große Kunst der Spitzenherstellung, aber auch ihren direkten Bezug zu Stadt Abenberg. Faszinierend, wie filigran einzelne Muster und Gegenstände hergestellt werden. Klöppeln erlernen können Interessierte ab acht Jahren zudem an der Klöppelschule Abenberg.
Der neu angelegte Rundweg von der Burg zur Stadt greift die Verbindung beider Bereiche auf. Beginnend beim Haupthaus, das neben dem Museum auch das Büro der Museumsleitung beherbergt, führt der Weg zunächst durch den Innenbereich der Anlage, zu den einzelnen Türmen, etwa dem Luginsland oder dem Schottenturm, sowie auch zur ehemaligen Burgscheune mit dem Klöppelmuseum. Vorbei am Klosterblick, der Vorburg oder auch der Burgkapelle, gelangt man zum historischen Steinbruch. Weiter geht es, unter anderem zur Pfarrkirche St. Jakobus, dem Stillaplatz bis zum Ostturm, einem Stadtmauerturm aus der Zeit um 1300, der heute als Wohnhaus genutzt wird. Zurück geht es dann über die Judengasse bis hinauf zum Turnierplatz beziehungsweise zur Burg. Etwa eine Stunde dauert der Rundweg, ist allerdings geländebedingt nicht durchgängig barrierefrei. Umland, Stadt und Burganlage treten miteinander in einen Dialog. Die Zufahrt zur Burg selbst ist auch mit dem Auto möglich, ein Parkplatz steht zur Verfügung. Auch der Zugang sowie die Ausstellung selbst sind barrierefrei möglich. Wie Museumsleiterin Kerstin Bienert, die maßgeblich auch bei der Erarbeitung des neuen Museumskonzeptes beteiligt war, betont, soll der Rundweg auch mit Aktionen belebt werden. Auch gibt es museumspädagogische Angebote für Kindergeburtstage, Kindergärten oder auch Schulen. Information gibt es unter www.burg-abenberg.de.