Die richtige Raumgebung für die so wichtige Pflege der Kammermusik zu finden ist in Bamberg gar nicht so einfach. Das Kleinod des Kaisersaals fällt mangels Heizung quasi ganzjährig aus. Der ursprünglich auf Wunsch des Musikvereins Bamberg extra für die Kammermusik hinzugefügte kleine Saal der Konzerthalle, also der Hegelsaal, wurde vor einigen Jahren in einer Nacht-und-Nebel-Aktion akustisch hingerichtet. Seitdem müssen sich die beiden arrivierten kammermusikalischen Konzertreihen (des Musikvereins und der Symphoniker) im eigentlich viel zu großen Keilberthsaal einrichten. Sie tun dies auf unterschiedliche Weise….
Um so begrüßenswerter ist es, dass sich mittlerweile ein ganzes Biotop kleiner und kleinster Aufführungsorte an historischen Orten entwickelt hat. Als besonders charmanter Neuzugang darf das barocke Aufseßhöflein gelten, in dessen elegantem Festsaal sich ab Februar 2016 eine kleine, aber exquisite Kammermusikreihe zu etablieren anschickt. Das Barockschlösschen draußen in den östlichen Bamberger Gärtnerfluren hatte bekanntlich verheerende Zeiten hinter sich bringen müssen, bevor Andrea und Stephan Fiedler, die neuen Eigentümer seit 2011, das marode Anwesen unter großen Anstrengungen und mit hohem Aufwand zu alter Herrlichkeit zurückzuführen wussten. Für das Eigentümerpaar ist die Restaurierung des Schlösschens jedoch erst abgeschlossen, wenn sichergestellt ist, dass der Festsaal regelmäßig von schönen Klängen erfüllt wird.
Die neue vierteilige Konzertreihe wird nicht als Saisonprogramm angeboten, sondern als Zyklus von Jahresanfang bis -ende. Eine „Ankerkünstlerin“ ist zugleich der personelle Rote Faden der Reihe: Die Geigerin Valerie Rubin, Professorin für Violine an der Hochschule für Musik in Nürnberg, tritt mit ihrem Ensemble „the rubin chamber players“ in verschiedenen Besetzungen auf, wobei die namengebende Künstlerin auch im wörtlichen Sinne stets die „erste Geige“ spielt. Auftakt ist am 20. Februar, wenn Valerie Rubin zusammen mit Martin Timphus (Viola) und Marcos Fregnani (Querflöte) Werke für diese Triobesetzung interpretieren wird. Am 30. April folgt die Besetzung Violine/Gitarre (mit Klaus Jäckle), am 1. Juli wird als Formation das klassische Streichquartett im dritten Konzert zu hören sein. Der vierte und letzte Kammermusikabend des ersten Jahrgangs im Aufseßhöflein findet im Herbst statt.
Das Projekt steht unter dem Motto „Zeitreise in die Vergangenheit“, so wie ja auch der Ort die Besucher um 300 Jahre zurück in die Vergangenheit versetzt: Philipp Friedrich von Aufseß hatte sich das Sommerschlösschen in den Jahren 1723 bis 1728 vor den Toren der Stadt errichten lassen. Geplant ist, die Konzertreihe zukünftig in flexiblen Besetzungen vom Duo bis zum Sextett zu realisieren, jedenfalls immer der Größe und Aura des Raumes angepasst. Aber das ist noch nicht alles: damit die Atmosphäre auch nach dem Verstummen der letzten Töne noch einnimmt, sollen die Abende mit Plaudereien bei einem Glas Champagner und kleinen Leckereien ausklingen.
Angaben Foto:
V. Rubin und M. Timphus im Aufsesshöflein