Man muss schon einiges vorweisen können, um des höchsten Preises würdig zu sein, den die Stadt Bamberg auf kulturellem Gebiet zu vergeben hat. Für Dr. Tanja Kinkel gilt das, denn sie gehört zweifelsohne zu jenem kleinen Personenkreis, der „sich durch sein literarisches, musikalisches, bildnerisches oder sonstiges künstlerisches Schaffen und Wirken verdient gemacht hat und dem künstlerischen Anspruch, der mit dem Namen E.T.A. Hoffmann verbunden ist, gerecht wird“ (so der auszugsweise Wortlaut der Kulturpreissatzung).
Tja, Bamberg hat mit dem Namensgebers seines Kulturpreises großes Glück gehabt, denn der war ja bekanntlich eine Dreifachbegabung, so dass sich Bildende Künstler ebenso wie Musiker oder Literaten angesprochen fühlen dürfen.
Tanja Kinkel ist ein Bamberger Gewächs von hohem Originalitätsgrad, denn in der Stadt wuchs sie auf, machte ihr Abitur am dortigen Kaiser-Heinrich-Gymnasium, fiel schon früh auf durch ihre ersten literarischen Versuche – die allerdings gleich einen hohen Reifegrad besaßen – und blieb ihr bis heute engstens verbunden. Ihre Dissertation schrieb sie über die Frage der Macht in den Werken Lion Feuchtwangers und avancierte 1997 zum Dr. phil. an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Zitieren wir aus der Begründung der Kulturpreisjury: „Die 1969 in Bamberg geborene Schriftstellerin Tanja Kinkel begeistert durch ihr literarisches Schaffen seit Jahren eine große Leserschaft im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus. Zum Spektrum ihres Werks gehören historische Romane, Fantasy-Romane, Thriller, Kinderbücher und vieles mehr. Als promovierte Literaturwissenschaftlerin versteht sie es, ihre literarischen Entdeckungsreisen in ferne Zeiten und Welten mit gründlichen Recherchen zu verbinden… Neben ihrem eindrucksvollen und vielstimmigen literarischen Werk, das längst in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde, hat Tanja Kinkel sich auch kulturpolitisch engagiert: u.a. durch die Gründung der Kinderhilfsorganisation „Brot und Bücher e.V.“ vor mehr als 25 Jahren oder durch ihr Engagement für das Bamberger Literaturfestival BamLit. Als Präsidiumsmitglied des PEN-Clubs Deutschland gelang es ihr im Jahr 2016, die Jahrestagung des PEN-Clubs in ihre Heimatstadt Bamberg zu holen. Ihre vielfältige literarische und literaturvermittelnde Tätigkeit wird dem künstlerischen Anspruch, der mit dem Namen E.T.A. Hoffmann verbunden ist, gerecht.“
Zu Tanja Kinkels erfolgreichen Werken zählen Titel wie „Die Löwin von Aquitanien“ (1991), „Die Puppenspieler“ (1993), „Die Söhne der Wölfin“ (2000), „Götterdämmerung“ (2003), „Säulen der Ewigkeit“ (2008) oder „Manduchai, die letzte Kriegerkönigin“ (2013). Das jüngste Buch, das aus ihrer Feder erschienen ist, trägt den Titel „Grimms Morde“ (2017). Die Autorin ist bekannt dafür, dass ihren Büchern stets sehr akribische Recherchearbeiten zugrunde liegen. Insofern eignet ihnen auch – über das fiktive Geschehen hinaus – eine gehörige Portion Bildungsroman. Die feierliche Verleihung des E.T.A.-Hoffmann-Preises an Tanja Kinkel findet am Donnerstag, 25. Oktober, im Großen Haus des nach dem Dichter benannten Theaters statt.
Fotocredits:
Tanja Kinkel, Foto © Finepic, München