Zum Schweben gehören ebenso physische wie metaphysische Phänomene. Sich in die Luft zu erheben, ist ein uralter Traum der Menschheit in allen Kulturen. Sowohl in westlichen wie in östlichen Religionen gehören schwebende Menschen zum Grundvokabular des Glaubens. Diese Fähigkeit wird als Levitation bezeichnet. In der christlichen Überlieferung wird über zahlreiche schwebende Mönche und Heilige berichtet, von Joseph von Copertino bis Franz von Assisi, von Katharina von Siena bis zu Simon Magus. In östlichen Religionen wird von Yogis und Bramanen, Mönchen und Fakiren erzählt, die sich im Schneidersitz schwebend vom Boden erheben.
Aber auch talentierte Illusionisten wie Harry Houdini, David Copperfield oder die Kanadier Jones & MacLeod, die die biblischen Wunder von Jesus nachstellen, etwa das Auf-dem-Wasser-gehen, gehören in diesen Kontext. In der surrealistischen Malerei wurden häufig schwebende Gegenstände dargestellt und auch in der gegenstandslosen Malerei werden oft schwebende Effekte angestrebt. Ebenso ist in der Prosa und Lyrik das Schweben genauso oft ein Thema wie in Science-Fiction-Filmen, vom „Raumschiff Enterprise“ bis zu „Matrix“, von „E.T.“ bis zu „Aladin“. Insgesamt Konturieren die Zusammenhänge des Schwebens das Überlappen von Physik und Psyche. Sie sind Hinweis auf den Wunsch und die Sehnsucht, physikalische Gegebenheiten mental zu beeinflussen. Schweben ist insofern ein Topos der Hybris und Häresie, aber auch des technischen und wissenschaftlichen Fortschritts. Wir wollen teilhaben an Existenzformen, die unser normales Leben übersteigen.
Diese Ausstellung zum zehnjährigen Jubiläum des Luftkunstmuseums Amberg versteht sich als kulturgeschichtliche Inszenierung der erwähnten Aspekte und wird diese mit Bildern und Objekten, Installationen und Filmen zeigen.
Weitere Informationen und Online-Anmeldung im Netz unter www.luftmuseum.de/besucherinfos
Copyright Foto:
Nina Kulagina, Foto © Pressefoto