Schwerelos. Dieser Begriff bringt das Gefühl, dass die filigranen Drahtgebilde des Künstlers Günter Haese übermitteln auf den Punkt. Die feingliedrig-zarten und doch mit einer gewissen Anmut strahlenden „Raumgrafiken“ Haeses stellen äußerst reizvolle und rätselhafte Gebilde dar. Die Konstruktionen des Künstlers werfen ein völlig neues Licht auf die sonst blockhaftstatische Auffassung von Skulptur. Haese verbindet konstruktive Präzision technischer Apparaturen mit den individuellen Wuchsformen natürlicher Organismen. „Mir geht es nicht um Volumina oder Masse“, so Haese 2014 „sondern um das Ausbalancieren von Schwere und Leichtigkeit, von Verdichtung und Durchlässigkeit der Materialien. Es ist der Versuch, zeichnerische Momente in den Raum zu übersetzen.“
Der 1924 in Kiel geborene und 2016 verstorbene Künstler entdeckte 1962, nach seinem Studium an der Kunstakademie Düsseldorf, Messingdraht als plastisches Material für sich. 1963 gewinnt er den Kunstpreis Junger Westen, bevor er ein Jahr später Soloschauen im Ulmer Museum und im Museum of Modern Art in New York erhält. Es folgen Einladungen auf die documenta III in Kassel (1964), die Biennale in Venedig (1966), die Biennale von São Paulo sowie zahlreiche internationale Ausstellungen und Ehrungen.
Im Lothar Fischer Mueum in Neumarkt werden rund 25 Werke aus dem Nachlass des Künstlers gezeigt, ergänzt um wenige Arbeiten aus Privatbesitz. Neben den Plastiken sind auch frühe Monotypien zu sehen, in denen Günter Haese seine „Raumzeichnungen“ vorbereitet. Während der Ausstellung wird ein Film zu seiner Person gezeigt, sowie ein Katalog mit einem Text von Reinhard Spieler und einem Ateliergespräch mit Günter Haese aus dem Jahr 1966 erscheinen.
Die Ausstellung „Schwerelos – Raumplastiken aus Draht“ läuft vom 27. März bis 12. Juni 2022 im Museum Lothar Fischer, Weiherstraße 7a, 92318 Neumarkt in der Oberpfalz. Öffnungszeiten und weitere Informationen sind unter www.museum-lothar-fischer.de zu finden.