
Vieles ist neu bei den Meininger Kleinkunsttagen, nicht minder vieles bleibt aber, wie es die Freunde des charmanten Festivals gewöhnt sind.
Die bahnbrechendste Neuigkeit verkündeten die für das thüringische Festival Verantwortlichen schon weit im Vorfeld: Sowohl zeitlich, als auch was die Veranstaltungsorte betrifft, hat sich einiges verändert. So starten die Kleinkunsttage nicht wie gewohnt erst im Frühjahr, sondern bereits zum Jahresbeginn – und sie enden nicht schon im April, sondern werden bis Juni stattfinden. Die strenge zeitliche Taktung des Festivals wird damit erheblich entzerrt, zudem ermöglicht es dem Veranstalter der Kleinkunsttage, ein Mehr an Veranstaltungen anzubieten. Da hilft auch eine weitere Änderung. Neben dem Volkshaus und den Kammerspielen Meiningen gibt es eine weitere Veranstaltungsstätte: Die Dampflok Erlebniswelt ist erstmals mit an Bord. Und wie könnte man den Neuling besser integrieren als mit Inka Meyers Programm „Zurück in die Zugluft“? Auf der Suche nach dem verlorenen Spaßfaktor im Leben nimmt die Kabarettistin ihr Publikum mit auf die Entdeckungsreise. Und allen Fans von Kultfigur Otto Waalkes sei auf den Weg gegeben: Meyer ist die Tochter eines ostfriesischen Orientexperten. Wer den trockenen Humor der norddeutschen Bevölkerung schätzt, der wird in der Erlebniswelt ganz auf seine Kosten kommen.
Traditionell das Highlight der Kleinkunsttage ist einmal mehr die Verleihung des thüringischen Kleinkunstpreises. Alljährlich wird der mit 5555,55 Euro dotierte Preis im Rahmen des Festivals verliehen. 2024 trat Lars Redlich in die großen Fußstapfen von Debütpreisträgerin Bettina Wegner, Bodo Wartke, Olaf Schubert und Eva Karl-Faltermeier – um eine exemplarische Aufzählung großartiger prämierter Künstlerinnen und Künstler vorzunehmen. Wie gehabt wird der Preisträger des Vorjahres die Preisübergabe vornehmen. Am 20. März 2025 ist es Martin Frank, der sich über die Aufnahme in die Liste der so grandios anmutenden Menschen freuen darf. Die Übergabe erfolgt im Volkshaus.
Eine weibliche Kombo, die sich 2020 über die Auszeichnung freuen durfte, ist ebenfalls am Start: Am 8. März gastiert das wundervolle Duo Suchtpotenzial mit seinem Erfolgsprogramm Bällebad im Volkshaus. Julia Gamez-Martin und Ariane Müller rocken seit inzwischen zehn Jahren die Republik. Das selbsternannte musikalische Antidepressivum überrascht dabei immer wieder mit großartigem Humor, trocken dargebotenen Gags und natürlich auch einem nicht ganz surrealen Blick auf die Geschehnisse in der Welt und den eigenen Haushalten. Und natürlich auch auf die wirklich wichtigen Dinge des Lebens. Also Penis-Neid. Oder Mett-Tourette. Und Kartoffelsalat. Wer die beiden Künstlerinnen noch nicht erlebt hat, dem sei der Besuch des Volkshauses dringendst ans Herz gelegt.
Den Auftakt der Kleinkunsttage darf am 16. Januar der österreichische Schauspieler Stefan Leonhardsberger bestreiten. Im Alleingang. Also fast. Schließlich erwartet die Gäste in den Räumlichkeiten der Kammerspiele ein herrlich schwarzhumoriger Winterthriller. Autor Peter Klambauer, ebenfalls aus Österreich, hat ein Stück kreiert, in dem zehn Personen dabei sind. Aber nur ein einziger Darsteller, der diese zehn Menschen verkörpert. Das Verschwinden einer 15-jährigen Teenagerin und die Suche ihres Vaters nach ihr entwickeln sich zu einem obskuren Wirrwarr von Wendungen mit vielen überraschenden Entwicklungen. Auch hier gilt: Es wird sehr, sehr viel gelacht und gestaunt werden.
Nicht minder amüsant wird es am 24. Januar im Volkshaus. Das dramaturgisch hervorragend initiierte Stück „Davon geht die Welt nicht unter“ wird vom Theater Putbus dargeboten. Der nächste nordische Geniestreich quasi. Das 2024 im bei Rügen zu verortenden Putbus uraufgeführte Stück um die Schnelllebigkeit des Künstlerdaseins in den 1920er-Jahren mit urkomischen Dialogen, temporeichen Szenewechseln und tiefgründigem Kabarett wird seitens der Journale über den grünen Klee gelobt. Man darf gespannt sein.
Bevor im April der großartige Hagen Rether und im Juni der grandiose Urban Priol die Abschlussveranstaltungen bestreiten, haben die Verantwortlichen des Festivals noch das ein oder anderen Highlight für die interessierte Bevölkerung und seine Gäste in Meiningen. Am 27. Februar wartet dabei eine der vielleicht humoristischen Programme der Neuzeit. Inspiriert von diversen Quizsendungen präsentieren Tim Thoelke – welch grandioses Wortspiel! – und Annegret Schenkel „Riskier dein Bier“. Da die Gäste selbst als Darsteller mit auf die Bühne kommen, um sich in einer Quizrunde bis ins Finale vorzubuzzern, sind die Entwicklungen der Show alles, nur nicht vorhersehbar. Was klar ist: Wer gewinnt, geht mit 124 Flaschen Rhöner Bier nach Hause. Bis dahin gilt es, die Vorrunde zu überstehen und im Finale drei Masterfragen zu beantworten. Spaßfaktor: Sehr hoch. Und garantiert.
Etwas verrückt. Das darf man über die Reisegruppe Ehrenfeld vermutlich sagen, ohne dafür Widerspruch zu kassieren. Das Kabarett-Duo ist eines, das sich als passionierte Tour-Radler definiert. Sie steuern ihre Termine mit – Achtung! – dem Fahrrad an. Man kann es als ambitioniert ansehen. Oder eben auch als verrückt. Was neben der versprochenen Panflötenfreiheit auf der Bühne auch da gewiss ist: ein buntes Potpourri an Gags, Themen und Schenkelklopfern.
Das komplette Programm der Kleinkunsttage können Sie nachlesen unter www.meininger-kleinkunsttage.de/.