Das Jahr 2025 wirft seine Schatten voraus in der Stadt Nürnberg. Der Titel der Kulturhauptstadt Europas wird nach Deutschland vergeben. Die Norisstadt ist eine derer, die sich gerne mit dieser Auszeichnung schmücken würden. Und sie hat im Vorfeld so einiges dafür getan, dass die Chancen hierfür nicht gering sind. Ein Puzzleteilchen in dem strategisch stark ausgerichteten System der Kulturlandschaft: Das Silvestival.
Alle zwei Jahre bittet das Kulturamt der Stadt Nürnberg zum Tanz in das neue Jahr. Aber was heißt schon zum Tanz? Nürnberg zeigt sich von seiner besten Seite, die Veranstaltung reiht sich nahtlos ein in die Riege des Bardentreffens, der blauen Nacht und vieler anderer Schmankerl.
Das Silvestival verdichtet zehn bis fünfzehn fußläufig miteinander verbundene Spielorte in der Altstadt zu einem außergewöhnlichen Festival und stößt damit auf ein wunderbar neugieriges Publikum. Die Veranstaltungsorte zwischen Historischem Rathaussaal, Heilig-Geist-Haus, Katharinenruine, Klarissenplatz und dem Aufsess-Saal des Germanischen Nationalmuseums laden zwischen 20:30 und 4 Uhr zur originellen Horizonterweiterung ein. Dabei geht es nicht nur um Musik, Essen, Trinken und das Feuerwerk. Es geht darum, verschiedenste Aspekte der Kunstszene auf kleinstem Raum ineinander verwoben zu präsentieren und die Sinne für Neues zu öffnen. Wie so oft stehen dabei regionale Künstler im Fokus der Macher. Garniert mit dem ein oder anderen nationalen oder auch ausländischem i-Tüpfelchen haben die Akteure aus dem Nürnberger Raum die Möglichkeit, den Jahreswechsel für viele zu einem besonderen Ereignis werden zu lassen.
Das Silvestival-Feuerwerk der Kultur verbindet ganz spielerisch Unterhaltung mit Anspruch. Kammermusik und Weltmusik, Kabarett und Musiktheater, Zirkus-Geist und zündender Jazz haken sich gelöst unter. Es herrscht grenzenloses oder zumindest schubladenfreies Seh- und Hör-Vergnügen. Den Genuss für Ohr und Herz bereichern bildgewaltige Kurzinszenierungen auf der Grenze zwischen Tanz-Projektion-Artistik und traurig-schauriger Komik: Das Festival verspricht Unterhaltung auf hohem Niveau, die trotz der geballten Veranstaltungsdichte in den Köpfen der Besucher haften bleibt. Gut 5000 Besucher durften die Macher 2017 begrüßen, die Zahl dürfte sich erneut nach oben bewegen. Die sechste Auflage des Silvestival verspricht zumindest einiges. Dazu gehören neben dem musikalisch Weltreisenden Balkan-Partysanen Shantel, der kürzlich beim Bardentreffen in Nürnberg euphorisch von Tausenden gefeiert wurde, mit seinem Bucovina Club Orkestar und den bayerischen Dancehall-Helden Jamaram, auch renommierte Künstlergrößen wie Pianistin Evgenia Rubinova, Jazzer Thilo Wolf und die fränkischen Song-Satiriker Gankino Circus, aber auch lokale Aufsteiger wie #zweiraumsilke, A Tale of Golden Keys, das Feuerbach Quartett, El Mago Masin sowie Hannah & Falco.
Feuertanz in der Kirchenruine, Pop-Klassiker im Nationalmuseum, Soul mit Seele im Club - in dieser Festival-Nacht, die bundesweit wohl einmalig sein dürfte, ist alles möglich und die Gleichzeitigkeit ausdrücklich erwünscht. Die Bandbreite reicht vom Barock bis zum Hip-Hop, von "Babylon Berlin"-Inspirationen bis zu Trompeter Tobias Weidinger, der seine Qualitäten nicht zuletzt bei Seeed unter Beweis stellen durfte und mit Saxophonist Lutz Häfner die Bühne betritt. Ob da noch Platz davor ist? Das kann man als Besucher einfach herausfinden. Auf der Homepage (www.silvestival.de) ist eine Ampel zu finden, die permanent darüber berichtet, wie voll es in den einzelnen Spielstätten ist oder nicht. Rot besagt folgerichtig, es geht besuchermäßig nichts mehr – auch witzige Spielereien sind für eine werdende Kulturhauptstadt nicht verboten. Im Gegenteil. Verboten ist es zwar nicht. Aber aus Überzeugung verzichten die Veranstalter selbst auf reale Böller - auch Besucher sind angehalten, auf das Mitbringen dieser zu verzichten. Die Veranstalter wollen unterhalten. Und nicht mit technischem Schnick-Schnack, sondern mit bodenständigen Aktionen überraschen. Um für das Jahr 2025 gerüstet zu sein. Dann, in sechs Jahren, würde das Silvestival das neunte Mal über die Bühne gehen – zumindest, wenn die Macher aus dem Kulturamt ihren zweijährigen Turnus beibehalten und, wovon nicht auszugehen ist, die besondere Feier zur Jahreswende nicht einstampfen. Und in einem kann man sich dabei heute schon sicher sein: Es würde in sechs Jahren erneut größer, schneller, höher und weiter gehen. Ohne dabei die Bodenhaftung zu verlieren. Das hat die zuständige Riege um Kulturchefin Julia Lehner in den letzten Jahren eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Egal, wie groß dimensioniert einzelne Veranstaltungen inzwischen ablaufen: Die Herkunft und der Ursprung dieser werden von den Leuten nicht vergessen. Im Fokus stehen Künstler und Besucher. Der feine Werbeeffekt: Den nimmt man nur allzugerne mit. Nicht mehr. Aber eben auch nicht weniger. Karten zum Preis von 37 Euro gibt es im Vorverkauf zu erwerben.