Die Nürnberger Kindertheater haben sich in der sommerlichen Spielzeitpause für die nächste Saison gewappnet und warten mit neuem Programm und jeder Menge Theaterspaß auf. Dabei ist das Programm so bunt wie die Theater selbst.
Los geht es bereits am 12. Oktober, 19.30 Uhr – da feiert „Heidi“ im Theater Pfütze Premiere. Auch 138 Jahre nach Erscheinen des Romans von Johanna Spyri hat die Geschichte um das Waisenkind Heidi, das bei ihrem Großvater, dem Alm-Öhi, ein neues zu Hause findet, noch immer nicht an Reiz verloren (empfohlen ab 8 Jahren). Eine weitere Premiere gibt es im Februar kommenden Jahres zu sehen. Dann wird Thomas Bosch das Publikum mit einem neuen, noch geheimen Solo überraschen. In sich hat es eine Uraufführung, die für Juni 2019 angekündigt und im Rahmen der jungenMET von Musikern und Musikerinnen sowie Mitgliedern des Stadttheaters Fürth und des Theaters Pfütze erarbeitet und präsentiert wird. „Die besseren Wälder“ handelt von einem Wolfsjungen, das mit seinen Eltern aus dem angestammten Revier flieht, um in einem anderen Wald eine neue Heimat zu finden. Doch am Grenzzaun fallen Schüsse und der kleine Wolf bleibt als einziger Überlebender zurück. Ein Schafs-Ehepaar findet ihn und nimmt ihn bei sich auf. Die Integration in die Schafherde scheint zu gelingen, bis er das Schafsmädchen Melanie kennenlernt. Nach einer durchzechten Nacht wird Melanie mit durchgebissener Kehle neben ihm aufgefunden und er gerät in Verdacht, der Täter zu sein. Seine Vergangenheit als Wolf holt ihn ein… Das musikalische Stück über die eigenen Wurzeln, und Ängste könnte aktueller kaum sein (UA: 23.6.2019, 18 Uhr im Kulturforum Fürth, empfohlen ab 13 Jahren). Diese und weitere Spielzeit-Highlights werden in geselliger Runde, gefüllt mit Musik und Theater, an zwei Abenden im Oktober vorgestellt (21.10. und 23.10., jeweils 18 Uhr).
Im Theater Mummpitz stehen in der kommenden Saison drei Premieren auf dem Programm. Bereits am 14. Oktober wird es auf der Bühne ganz zauberhaft. „Nur ein Tag“ erzählt die Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft zwischen Wildschwein, Fuchs und Eintagsfliege. Letztere glaubt, ein langes und aufregendes Leben vor sich zu haben, denn sie sprüht nur so vor Energie und Lebensfreude. Ihre zwei großen Freunde sind traurig und bringen es nicht übers Herz, ihr die Wahrheit zu sagen. Um ihre Trauer zu erklären, erfinden sie eine Geschichte über ganz seltene „Eintagsfüchse“. Ganz ergriffen zögert die Fliege nicht lange und macht es sich fortan zur Lebensaufgabe, den Fuchs glücklich zu machen (empfohlen ab 6 Jahren). Ganz anders, aber ebenso lehrreich, nimmt sich die szenische Lesung „Foxtrott“ (nach dem Kinderbuch von Helme Heine) aus, das anhand des gleichnamigen Jungfuchses zeigt, dass jedes Kind andere Talente besitzt und seinen eigenen Weg im Leben finden muss. Man ahnt, dass dies nicht nur ein Lehrstück für Kinder ist, sondern auch für alle Eltern (Premiere: 18.11.2018, empfohlen ab 4 Jahren). Zum nunmehr zehnten Mal präsentiert das Theater Mummpitz in Zusammenarbeit mit dem Montessori Zentrum Nürnberg im Juni 2019 ein gemeinsames Chorprojekt, bei dem Kinder der 3. und 4. Klasse unter dem neuen Motto „Welt ausmalen!“ singen und spielen (Premiere: 1.6.2019, empfohlen ab 5 Jahren). Weiter im Programm ist die erfolgreiche Reihe „Jazz für Kinder“ im Café Mahlzahn im Foyer des Kachelbaus. An jedem ersten Sonntag der Monate Oktober bis Mai geht Bassist Ferdinand Roscher gemeinsam mit anderen Musikern und Musikerinnen auf eine Reise durch die Welt des Jazz und nimmt Musikfans jeden Alters gerne mit. Das gesamte Programm der neuen Spielzeit steht unter www.theater-mummpitz.de für weitere Informationen bereit.
Im Theater salz+pfeffer wird die neue Spielzeit erst am 19. Oktober eingeleitet und zwar mit der Vorstellung eben dieser (20 Uhr). Bis dahin ist das Ensemble auf „Außendienst“, unter anderem in Moskau beim 12. Kindertheaterfestival Gavroche. Wenn es so langsam auf Weihnachten zugeht, hat „Die Weihnachtsgans Auguste“ Premiere (11.11., 15 Uhr). Der Weihnachtsklassiker von Friedrich Wolf wird für Kinder ab 7 Jahren empfohlen und ist an 23 Terminen zu sehen, wobei einige schon jetzt ausverkauft sind. Schnell sein lohnt sich also. Bei der sogenannten „Extraprise“ am 30. Oktober kann man den Puppenspielern bereits bei der Probe über die Schulter schauen und erfährt, wie ein Theaterstück entsteht. Nach der Probe ist Zeit, die Spieler und die Regisseurin Annika Pilstl kennenzulernen und Fragen zu stellen. Natürlich werden auch zahleiche Stücke erneut ins Programm aufgenommen. Eines sei an dieser Stelle besonders hervorgehoben: „Olaf, der Elch“. Das herrlich schräge Puppenspiel nach dem Buch von Volker Kriegel erzählt von einem Elch, der wegen seines übergroßen Geweihs zum Gespött der Leute wird – und es wird nicht besser, als er auch noch eine der Schaufeln verliert. Jetzt ist er nicht mal mehr als Weihnachtselch zu gebrauchen. Doch dann trifft er auf den einäugigen Weihnachtsmann und die Geschichte nimmt an Fahrt auf… (ab 1.12., empfohlen ab 9 Jahren). Im Frühjahr 2019 widmet sich das Theater salz+pfeffer dem Märchenerzählen und lässt Puppen und Objekte selbst zu Wort kommen. Dabei geht es quer durch den Märchenwald und wieder zurück – Termine werden zu gegebener Zeit bekanntgegeben. Alle Infos finden sich auf der entsprechenden Homepage unter www.salzundpfeffer-theater.de.
Im Gegensatz zu den anderen drei Theatern widmet sich das Gostner Hoftheater – übrigens das älteste Privattheater Nürnbergs – neben dem erwachsenen Publikum, insbesondere den jungen Erwachsenen. Gleich vier Eigenproduktionen feiern in der neuen Saison Premiere. „Ismene, Schwester von“ lässt die Schwester Antigones sprechen, die in dem antiken Stoff kaum Beachtung findet und auch in der schulischen Betrachtung eher in den Hintergrund rückt. Schließlich ist sie eben keine Heldin. Das Stück von Lot Vekeman rückt Ismene und ihre Ängste und Gedanken in den Vordergrund. Im Schatten ihrer Schwester zweifelt sie sogar an ihrer eigenen Existenzberechtigung (Premiere: 14.11., 20 Uhr; öffentliche Probe: 12.11., 20 Uhr, empfohlen ab ca. 16 Jahren; fürs Klassenzimmer buchbar). Interessant klingt auch das Stück „Caligula und das Mädchen auf der Treppe“ von Helwig Arenz, das am 20. Februar 2019, 20 Uhr, uraufgeführt wird. Die sehr unterschiedlichen Eltern von Luka – intellektuell fixiert – und Janette – liebevoll, aber oft egozentrisch abwesend – leben in ein und demselben Mehrfamilienhaus. Im Austausch miteinander über ihre nervigen Eltern entwickeln die beiden Jugendlichen eine gegenseitige Eifersucht, aber auch Freundschaft. Wie das Leben „in Freiheit“ und gemeinsam aussehen würde, das malen sich die beiden gerne aus (empfohlen ab ca. 16 Jahren). Spannend klingen auch die Premieren im Frühjahr und Frühsommer kommenden Jahres: „Jihad, Baby“ erzählt vom sechszehnjährigen Jona, der, angewidert von der politischen Korrektheit seiner Eltern, gefallen am Islam findet. In einer Moschee findet er Zugehörigkeit, hegt sogar Konvertierungspläne. Schnell gerät er aber auf einen Weg, der nur noch wenig mit dem Islam zu tun hat und damit auch in Konflikt mich sich selbst (Premiere: 9.4.19, 19 Uhr; öffentliche Probe: 4.4., 19 Uhr; empfohlen ab 15 Jahren; fürs Klassenzimmer buchbar). Der etwas holprige Titel der vierten Premiere verrät viel über deren Inhalt. „Der gewissenlose Mörder Hasse Karlsson enthüllt die entsetzliche Wahrheit, wie die Frau über der Eisenbahnbrücke zu Tode gekommen ist“ spielt im strengen Winter 1948 in einer kleinen schwedischen Gemeinde. Zwei Jugendliche wollen den Erwachsenen eins auswischen und beginnen einen Streich, der schließlich in einer Tragödie endet. Die Premiere nach Henning Mankells Stück findet am 29. Mai 2019, 20 Uhr statt und wird ab 11 Jahren empfohlen. Weitere Infos zum Spielplan gibt es unter www.gostner.de.
Hinweis!
Auch in diesem Jahr findet zusätzlich zu den Einzelprogrammen der verschiedenen Theater die Nürnberger Kindertheaterreihe statt, die vom Amt für Kultur und Freizeit der Stadt Nürnberg veranstaltet wird. Von Oktober bis April gibt es in 20 Spielstätten über die ganze Stadt verteilt einmal im Monat spannendes und lustiges Kindertheater für alle Kinder ab 3 Jahren. Das Programm findet man unter kuf-kultur.nuernberg.de.
Fotocredits:
Olaf der Elch, Theater salz+pfeffer, Foto © Jutta Missbach
Die besseren Wälder, Theater Pfütze, Stückmotiv © Keller / Sander Keller
Kinder im Theater (Chorprojekt „Starke Stimmen“), Foto © Thomas Riese