Schauspiel/Sprechtheater
Das Theater Ansbach wagt sich ab dem 16. Juni (Premiere) an einen der ganz großen Knaller des Schauspielrepertoires, Molières unsterbliche Komödie „Der Tartuffe“. Dieses Lehrstück darüber, wie weit man mit Hochstapelei und Schmeichlertum kommen kann, wird wohl so lange aktuell bleiben, wie es Menschen gibt… Damit nicht genug, läuft im Juli noch – quasi als Erinnerung ans Lutherjahr – die Uraufführung von Friederike Köpfs „Luther! Das klare Wort“.
Am ETA Hoffmann Theater Bamberg ist alles vorbereitet für eine laue Sommernacht, und zwar sowohl in Shakespeares „Sommernachtstraum“ wie auch im Ambiente der Alten Hofhaltung, wo wie alljährlich die Calderón Festspiele stattfinden. Für dieses magische Verwirrspiel hat Susi Weber die Regie besorgt, während für die Musik Bettina Ostermeier verantwortlich zeichnet. Die Premiere ist am 30. Juni, gespielt wird bis Ende Juli.
Zum Schauspielfinale der Saison hat sich das Landestheater Coburg einen Erzklassiker ausgesucht: Shakespeares „Macbeth“, das Drama um Macht und Männlichkeit, aber auch um eine intrigante Lady. Schauspieldirektor Matthias Straub lässt es sich nicht nehmen, das Stück selbst zu inszenieren; am 2. Juni ist Premiere im Großen Haus.
Am Landestheater Dinkelsbühl haben die Sommerfestspiele begonnen. Geboten werden seit Anfang Juni und noch bis Mitte August drei Stücke für Erwachsene und – meist vormittags – das Kinderstück Aladdin von Herwig und Brigitta Thelen. Abends stehen auf dem Programm: das Schauspiel „Das Boot“ von Lother-Günther Buchheim, bekannt geworden durch die Verfilmung von Wolfgang Petersen; die Schlagerrevue der 70er-Jahre „Und es war Sommer“ mit Live-Band von Hilke Bultmann; das Schauspiel „The King’s Speech – Die Rede des Königs“ von David Seidler, dessen Verfilmung 2011 mit 4 Oscars ausgezeichnet wurde.
Dass im Markgrafentheater Erlangen mit seiner Ausrichtung auf das Sprechtheater auch gegen Saisonende noch Neues ansteht, war zu erwarten. Am 7. Juni gibt es die Uraufführung von „I’m a Loser, Baby“, am 29. Juni die Premiere von „Paradies spielen“. In diesem Stück von Thomas Köck geht es um Migrationsströme, Brandherde und Ausgrenzungen. Es versteht sich, so der Untertitel, als ein Abgesang auf das Abendland.
Beim Stadttheater Fürth steht der Juni ganz im Zeichen der 36. Bayerischen Theatertage. Damit wird zum zweiten Mal nach 2007 das zentrale Festival der bayerischen Theater in Fürth stattfinden. Einmal mehr hat das Publikum die Möglichkeit, den ganzen Reichtum der bayerischen Theaterlandschaft aus Staats-, Stadt-, Landes- und Privattheatern an einem Ort konzentriert zu erleben (siehe auch Sonderbeilage).
Am Staatstheater Nürnberg geht eine Ära zu Ende, die des Schauspieldirektors Kurt Kusenberg, der ebenso wie Intendant Peter Theiler seine Tätigkeit beendet, freilich nicht aus denselben Gründen. Nach 18 Jahren wird sich Kurt Kusenberg mit mehreren Finalabenden unter dem Motto „Glück gehabt“ von seinem Publikum verabschieden. Am 14., 15. und 22. Juli sind Überraschungsgäste und viel Musik angesagt. Zuvor gibt es jedoch noch eine letzte Premiere und ein kleines Festival zu absolvieren. Am 2. Juni hat „Raumstation Sehnsucht“ im Schauspielhaus Premiere, eine musikalische Produktion von Bettina Ostermeier und Friederike Engel, die mit ihren unvergesslichen Songs aus der Musikgeschichte das Theater noch einmal für den scheidenden Schauspieldirektor zum Beben bringen soll. Vom 28. Juni bis zum 1. Juli findet der internationale Dramenwettbewerb unter dem Motto „Talking about Borders – Über Grenzen sprechen“ statt, der zugleich ein Festival der Partnerschaft mit den baltischen Ländern Estland, Lettland und Litauen sein will. Das Siegerstück des Dramenwettbewerbs 2017 in Tschechien und in der Slowakei wird uraufgeführt, ein neues für die Preisverleihung 2018 gekürt.
Die letzte Schauspielpremiere am Mainfrankentheater Würzburg ist anlässlich der Landesgartenschau auf dem ehemaligen Gelände der Leighton Barracks zu sehen. „Leighton’s Jukebox“ lautet der Titel dieses szenisch-musikalischen Abends, der sich auf den amerikanischen Hauptmann John A. Leighton bezieht. Nach ihm, der 1944 im Krieg umkam, war viele Jahre lang ein stadtteilgroßes Kasernenareal auf dem Hubland benannt. Premiere ist am 2. Juni.
Musiktheater I: Oper
Das Theater Hof präsentiert ab 16. Juni zum ersten Male in seinem Haus die barocke Zauberoper „Alcina“ von Georg Friedrich Händel. Diese Premiere ist überhaupt die erste Gelegenheit in Hof, eine Barockoper zu erleben. Das nach dem im 16. Jahrhundert berühmten Epos „Der rasende Roland“ entstandene und 1735 in London uraufgeführte Werk lebt von verschwenderischem Melodienreichtum und einer zauberhaften Geschichte. Es inszeniert Hinrich Horstkotte, die musikalische Leitung hat Daniel Spaw.
Die letzte Neuinszenierung an der Staatsoper Nürnberg gilt einem der Meisterwerke des Frühbarock, Claudio Monteverdis 1641 entstandenem „Il ritorno d’Ulisse in patria“ (Die Rückkehr des Odysseus). Der Dirigent und Lautenist Wolfgang Katschner wird die Produktion in historisch orientierter Aufführungspraxis leiten, die Inszenierung obliegt Mariame Clément in Koproduktion mit dem Pariser Théatre des Champs-Elysées und der Opéra de Dijon. Gesungen wird in italienischer Sprache, die Premiere ist am 3. Juni. Auf die Wiederaufnahme der sehr sehenswerten „Tosca“ von Giacomo Puccini ab dem 15. Juni weisen wir gerne hin. Auf die festliche Abschiedsgala für den scheidenden Intendanten des Staatstheaters dürfen wir ebenfalls gerne in der Opernrubrik hinweisen, denn der nach 10 Jahren nach Dresden wechselnde Peter Theiler ist ein großer Aficionado des Musiktheaters. „Addio del passato“ heißt es aus diesem Anlass am 30. Juni im Opernhaus. Endgültig Saisonende ist aber erst einen knappen Monat später, wenn der 2. Gesangswettbewerb „Die Meistersinger von Nürnberg“ vom 21. bis 26. Juli stattfindet.
Musiktheater II: Operette und Musical
Was sich das Landestheater Coburg als Spielzeitausklang ausgedacht hat, könnte man genauso gut im Opernbereich rubrizieren, denn Kurt Weills / Bertolt Brechts „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ ist genauso gut Operette wie Musical oder eben Oper. Jedenfalls ist das Stück auf ewig modern, denn seine Moral lautet: Man darf alles, wenn man nur genug Geld hat. Die Fabel über das moderne Sodom und Gomorrha wird von Konstanze Lauterbach in Szene gesetzt. Die musikalische Leitung obliegt GMD Roland Kluttig. Premiere ist am 22. Juni im Großen Haus. Unbedingt erwähnen müssen wir noch, dass dem Landestheater eine ebenso hohe wie originelle Ehre zuteil wurde: BR-Klassik vergab des Operetten-Preis „Frosch des Jahres“ an Coburg für die exzellente Inszenierung von Erich Wolfgang Korngolds „Die stumme Serenade“. Das sei, so hieß es in der Laudatio der Redaktion von „Operetten-Boulevard“, „zeitgemäße, gelungene Operette“!
Am Theater der Stadt Schweinfurt gastiert das Theater Hof am 24. Juni mit seiner Musicalproduktion „Sweet Charity“. 1966 mit Shirley MacLaine in der Titelrolle verfilmt, bietet das mit Preisen überschüttete Erfolgsmusical von Cy Coleman ganz großen Broadway. Kurt Schrepfer hat das Stück inszeniert, das neben dem Orchester, Chor und Solisten auch das Ballett beschäftigt.
Ballett und Tanztheater
Am Landestheater Coburg haben am 17. Juni die „First Steps“ ihre Premiere in der Reithalle. Es sind zwar mit Sicherheit nicht die ersten Schritte, die da von den Ballettprofis der Coburger Compagnie gewagt werden, aber in diesem Format, das schon fast eine Institution geworden ist, werden choreographische Miniaturen von den Mitgliedern des Ensembles vorgestellt, die vielleicht erste Schritte in Richtung eigenständiger Choreographien bedeuten. Die Tänzer und Tänzerinnen des Ballet Coburg gestalten auch selbst das Bühnenbild und die Kostüme.
Das Markgrafentheater Erlangen zeigt am 6. Juni ein Tanztheater-Gastspiel unter dem Titel „ZZZ Insectes“, das von der Compagnie Myriam Naisy / L’Hélice gezeigt wird. Wie der Titel schon ahnen lässt, werden die Zuschauer in das magische Reich der Insekten eintauchen.
Zwei besondere Ballettereignisse hat sich das Stadttheater Fürth für den Saisonschluss aufgehoben. Vom 3.-7. Juli gastiert das Bayerische Staatsballett II, will heißen dessen Junior Company, mit zwei Choreographien in Fürth. Gerhard Bohners „Das tria-
dische Ballett“ (nach Oscar Schlemmer) vereint sich an diesen Abenden mit „3 Préludes“, einer Choreographie von Richard Siegal mit der Musik George Gershwins. Für den 15. Juli ist dann „Das Fest der Besten“ angekündigt, eine große Jubiläumsgala des Ballett Forum Franken, das auf’s Engste mit der Stadt Fürth verbunden ist. Das Fest ist zugleich ein Rückblick auf 20 Jahre „Der Goldene Schuh“, den Ballettförderwettbewerb des Forums. Von klassischem Ballett bis Contemporary und vom Musical bis zur Operette wird die Bandbreite des Abends reichen.
Auf die Wiederaufnahme von „Tango!“ am Theater Hof ab dem 1. Juli weisen wir gerne hin. Es ist ein Ballettabend mit Choreographien von Barbara Buser und dem Ensemble.
Zweimal noch in dieser Saison kann man am Theater der Stadt Schweinfurt Tanztheater und Ballett erleben. Vom 14. bis 17. Juni gastiert die Compania Eva Yerbabuena aus Sevilla mit „Apariencias“, einem Stück, das ganz auf die Faszination des Flamenco-Tanzes setzt. Begleitet wird diese Darbietung von einem der besten Flamenco-Komponisten und -Gitarristen: Paco Jarana. Am 22. Juni kommt ein Tanztheater aus Österreich zu Besuch nach Schweinfurt, das Salzburg Ballett Peter Breuer. Es präsentiert mit „Mythos Coco“ ein Handlungsballett, das sich auf die berühmte Modeschöpferin Coco Chanel bezieht und 2016 am Landestheater Salzburg uraufgeführt wurde.
Ein Jubiläum gibt es am Staatstheater Nürnberg zu feiern: 10 Jahre Staatstheater Nürnberg Ballett unter der künstlerischen Leitung von Ballettdirektor Goyo Montero. Aus diesem Anlass wird es am 23. Juni eine Gala voller tänzerischer Höhepunkte geben und die vergangene Dekade darf künstlerisch Revue passieren. Weitere Termine: 24., 28. und 29. Juni sowie 6. Juli. Zuvor besteht jedoch noch die Gelegenheit, die neueste Produktion der Nürnberger Ballettcompagnie zu sehen: die drei Choreographien unter dem Titel „Powerhouse“ werden noch bis 8. Juni gezeigt.
Blick nach Thüringen
Das Theater Erfurt wagt sich ab dem 1. Juni an eine Rarität: Gaspare Spontinis Oper „Agnes von Hohen-
staufen“. Spontinis Musik bildet das Bindeglied zwischen Mozart und Gluck einerseits sowie großer französischer und deutscher Oper des romantischen Typus andererseits. Als führender Opernkomponist seiner Zeit wurde Spontini 1820 nach Berlin verpflichtet, stieß jedoch auf die Ablehnung national gesinnter Kreise. Die Kritiker lehnten seine Oper „Agnes von Hohenstaufen“ aus einem Ressentiment heraus ab, denn sie mochten nicht akzeptieren, dass ein in Frankreich zu Ruhm gelangter italienischer Komponist mit einem deutschen Stoff für eine historisch-romantische Oper betraut wurde. Einen Monat später beginnen die DomStufen-Festspiele mit Georges Bizets „Carmen“. Die Aufführungen gehen bis Mitte August.
Am Meininger Staatstheater gibt es am 14. und 16. Juni eine Begegnung der besonderen Art: Tänzer des Theaters Eisenach und Schauspieler des Deutschen Nationaltheaters treffen sich in den Kammerspielen zu „On the Edge“. Ziel dieser Begegnung soll vor allem die Ergänzung der jeweils spezifischen Mittel der Künstler sein. Wann wird Bewegung zum Spiel, welchen Stellenwert hat Sprache, wie entsteht eine szenische Form? Der Choreograph Andris Plucis und der Regisseur Hasko Weber bereiten diese Kooperation vor und werden sie auch gemeinsam begleiten.
Die letzte Premiere des Deutschen Nationaltheaters Weimar findet am 2. Juni statt. Giuseppe Verdis „Ein Maskenball“ nach Eugène Scribes Drama, in dem es einmal mehr um Liebe, Verschwörung und Eifersucht geht, wird in einer Neuinszenierung Eva-Maria Höckmayrs aus der Taufe gehoben. Die musikalische Leitung hat Stefan Lano.
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Venezianische Masken, Foto © pixabay.com
Ballett und Tanztheater, Foto © pixabay.com