Spiegelei mit Blattspinat und Bamberger Hörnla
Harry Luck liest aus seinem ersten Frankenkrimi
veröffentlicht am 16.04.2015 | Lesezeit: ca. 4 Min.
Am 23. April lässt sich so manches machen. Man kann beispielsweise – und das wird ja gerade in Franken gern getan – bei einem Seidla des 23. April 1516 gedenken. Seither existiert ein Passus in der Bayerischen Landordnung, der das Reinheitsgebot regelt. Man kann auch auf Halldór Laxness anstoßen, den isländischen Literaturnobelpreisträger von 1955, der am 23. April 1902 geboren wurde. Freunde des pikaresken Romans mögen sich an „Don Quijote“ erinnern, dessen Autor, Miguel de Cervantes, am 23. April 1616 das Zeitliche segnete. Dies widerfuhr just an jenem Datum auch Wilhelm Shakespeare, der zudem an einem 23. April (1564) geboren worden sein soll.
Kein Wunder, dass die UNESCO 1995 diesen an bedeutsamer Literatur satten Tag zum Tag des Buches ausgerufen hat. Sie griff damit eine katalanische Tradition auf, derzufolge die Katalanen am 23. April ihren Schutzpatron Sant Jordi hochleben lassen und sich einander Rosen und Bücher schenken. In diesem Jahr ist dies in Bamberg der Tag, an welchem Harry Luck in der Buchhandlung Hübscher von 20 Uhr an seinen neuen Roman (und seinen ersten Frankenkrimi) „Bamberger Hörnla“, der beim Kölner Emons Verlag herausgekommen ist, vorstellen wird. Und es sei hier schon einmal auf eine weitere Lesung hingewiesen, am 28. April um 19.15 Uhr in der „Bücherwelt“ im ERTL-Einkaufszentrum in Bamberg/Hallstadt, Emil-Kemmer-Str. 19. Dann wird auch Musik geboten. Harry Luck liest, Christoph Eß spielt Horn.
Eß ist seit 2007 Solohornist der Bamberger Symphoniker und war zwei Jahre zuvor Preisträger beim ARD-Wettbewerb in München. Es hat seinen guten Grund, dass Eß Lucks Lesung umrahmt. Mit den titelgebenden, sowohl im Singular als auch im Plural gültigen „Bamberger Hörnla“ ist nämlich keinesfalls die leckere, von Sterneköchen gern verarbeitete Kartoffelsorte gemeint. Eher schon das dem Croissant ähnliche Plundergebäck, auf das die Bürger der Domstadt schwören, solange sich darinnen nur beste Butter, keinesfalls aber Margarine oder dergleichen, befindet. „Bamberger Hörnla“ nennt sich, zum dritten, das (fiktive) Horntrio, das in dem Regionalkrimi eine bedeutende Rolle spielt. Eß wird Solo-Werke von Gioachino Rossini, von dem Norweger Trygve Madsen und von Jörn Arnecke, der 2009/2010 Stipendiat des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia war, interpretieren. Arneckes „Bamberger Hörnchen“ entstand 2010 als Auftragswerk für den ARD-Wettbewerb.
Leserinnen und Leser, die mit der Domstadt vertraut sind, werden bei der Lektüre von Lucks Roman auf zahlreiche ihnen bekannte Lokalitäten zwischen Austraße, Konzerthalle und Erba-Insel stoßen. Auch werden sie die ein oder andere der Dramatis personae (zu) erkennen (glauben), beispielsweise einen chinesischen Imbiss-Betreiber. Das hat natürlich seinen Reiz. Davon lebt ja das Genre Regionalkrimi, dergleichen verdankt es seine Beliebtheit. Für Spannung ist ohnehin gesorgt, und neben dem Thanatos hat auch der Eros seinen Auftritt. Schließlich entpuppt sich De Boer, der belgische Chefdirigent der Bamberger Symphoniker, als Schürzenjäger.
Harry Luck, der von sich sagt, er sei so musikalisch wie ein Bamberger Hörnla, ist gebürtiger Remscheider des Jahrgangs 1972. In München studierte er Politikwissenschaft und arbeitete hernach als Redakteur und Korrespondent an der Isar. 2003 erfolgte seine Krimidebüt. Seit 2012 ist er mit seiner Familie an der Regnitz zuhause, wo er die Öffentlichkeitsarbeit des Erzbistums leitet. Mit „Bamberger Hörnla“ hat Luck seinen ersten Frankenkrimi vorgelegt. Es steht zu erwarten, dass der recht spießige Hauptkommissar Horst Müller weitere Fälle zu lösen haben wird. Wir sind gespannt.
Copyright Fotos:
Harry Luck und Christoph Eß, Fotos © Hendrik Steffens