Immer stärker dringt die Klimakrise ins Bewusstsein der westlichen Welt und löst vielleicht eine neue Denk- und Lebensweise aus. Auch der Kulturbetrieb wird diesen tiefgreifenden Wandlungsprozess durchleben. Selten wurde sich über die Relevanz von Theaterarbeiten über eine Saison hinaus Gedanken gemacht, denn Geld und Aufmerksamkeit gab es nur für Neues. Durch die Corona-Pandemie und die Entschleunigung, die sie zwangsläufig mit sich brachte, werden nun bestimmte Fehlentwicklungen endlich greifbar und neue Wege des nachhaltigen Produzierens gewinnen an Realität. Das re:festival will hier gezielte Impulse setzen und deshalb hat das Team der Tafelhalle Nürnberg ein Programm auf die Beine gestellt, das Wiederaufnahmen, das heißt ältere, bereits existierende Arbeiten aus der freien Szene Bayern in den Fokus nimmt und zum Überdenken einlädt – strukturell wie inhaltlich.
SETanztheater und Trio Miosko (Nürnberg) eröffnen am Donnerstag, 22.9. mit „traffic“ einem (fast) CO2-neutralen choreografischen Konzert für Streichtrio Electronica, eine analoge Tänzerin und digitale Tanzcompagnie. Henrik Kaalund (Fürth) geht in einer Wiederbeschäftigung mit seiner zwölf Jahre alten Produktion „DreaMe“ (23. und 25.9.) den Wechselwirkungen zwischen Wirklichkeit und Wunschrealität in der schönen neuen Medienwelt nach. In ihrer begehbaren durational Musiktheater-Performance „Hält uns wach“ (27. und 28.9.) sensibilisieren die Künstler:innen vom fachbetrieb rita grechen (München) für den unerbittlichen Lebensrhythmus des Kapitalismus. Das O-Team (München/Stuttgart) zeigt mechanisches Tanz- oder musikalisches Figurentheater und nähert sich in „Wetware“ (30.9.) der Neuerfindung der Natur durch technischen Fortschritt, dem Verhältnis zwischen Mensch und Maschine. Auf der Basis von Fromms „Haben und Sein“ beleuchtet das Spiel.Werk Ansbach in seiner Tanztheaterperformance „Habenwollen“ (1.10.) das Verhältnis von Glück und Konsumgier. Abschließend liefert die gefeierte Choreografin Anna Konjetzky (München) mit ihrer Produktion „Chipping“ (3.10.) aus dem Jahr 2014 eine virtuose tänzerische Befragung der Rastlosigkeit in unserer leistungsoptimierten, auf ständige Erreichbarkeit ausgelegten, niemals stillstehenden Informationsgesellschaft.
In Kooperation mit dem TANZ_TAUSCH_NETZWERK (Köln, Leipzig, Stuttgart, Nürnberg) wird das Netzwerken als wichtigste Form des Zusammenarbeitens in einer nachhaltigen Kulturwelt erfahrbar (24. und 25.9.) und in einem Showing (1.10.) in Zusammenarbeit mit dem fall into place_land art festival Kirchfembach die Brücke zur im ländlichen Raum entstehenden darstellender Kunst geschlagen.
Workshops, Improvisationsformate zwischen Musik und Tanz, die sich fremde Bühnenräume zu eigen machen und verschiedene Partys runden das Festivalprogramm ab. Rethink, recycle, replay – beim re:festival in der Tafelhalle! Weitere Infos unter: refestival.nuernberg.de