Gleich drei Ausstellungen teilen sich die Präsentationsflächen in diesem Herbst in Bamberg. Während der Kunstverein Bamberg den „Kunstraum Kesselhaus“ mit einer Ausstellung der Künstler*innen Carlos de Abreu, Dan Dryer, Sonja Engelhardt, Pravdoliub Ivanov, Notburga Karl und Thomas Trinkl zu einem künstlerischen Spielplatz macht - einem „Porosity Playground“, so der Titel der Ausstellung, zeigt der BBK Oberfranken in der Stadtgalerie Villa Dessauer unter dem Titel „Waldeslust“ Werke von 34 Künstler*innen, die sich mit dem komplexen und hochaktuellen Thema Wald auseinandersetzen. Nahezu zeitgleich erinnert die Staatsbibliothek Bamberg mit Ihrer Ausstellung „Joseph Heller und die Kunst des Sammelns“ an einen nicht nur regional bedeutsamen Kunstsammler und Sammelkünstler. Zeitgleich stellt sie die Ergebnisse eines Heller gewidmeten Forschungsprojekts vor.
Kunstverein Bamberg (24. Oktober bis 28. November 2021)
Poröses und Durchlässiges zeichnet die moderne Kunst in mehrerer Hinsicht aus. Sie kann sich beim Betrachten von Kunst ergeben, wenn der Blick eine Materialität in eine filternde, fragile Zustandsform überführt – aber auch die Interpretationen oder Bedeutungszuweisungen an Kunst können durchlässig oder fließend sein. In ihren skulpturalen und multi-medialen Arbeiten thematisieren die Künstler*innen solche Phänomene der Wahrnehmung, der Bedingungen von Orten, von Material und dem Selbst. Der im Titel der Ausstellung anklingende spielerische Umgang mit Raum, Ort und Betrachter bildet das Fundament für das Hinterfragen der individuellen künstlerischen Produktionsbedingungen und ihren gemeinsamen Schnittstellen. Er findet sich ebenfalls in der Arbeit von Pravdoliub Ivanov, der im Wintersemester die Gast Professur Diversity an der Universität Bamberg innehat, und zur Ausstellungsteilnahme eingeladen wurde. Verstanden als Möglichkeitsraum verweist das Wort „Playground“ ebenfalls auf das Ansinnen dieser Künstler*innen, sich immer mit großer Offenheit und Lockerheit auf Dinge und Orte einzulassen.
BBK Oberfranken Jahresausstellung Waldeslust (16. Oktober bis 28.11.2021)
Der Wald ist Sinnbild für Ruhe und Erholung und sein fragiles ökologisches Gleichgewicht ist die sichtbare Metapher für die natürliche Lebensgrundlage des Menschen, die wir im 21. Jahrhundert zu zerstören drohen. Die deutsche Kulturgeschichte ist mit dem Wald auf vielfältige Weise verknüpft, weshalb das Verhältnis der Deutschen zum Wald einzigartig in Europa ist. Schon Tacitus schrieb in „De Germania“, daß dieses Land „mit seinen Wäldern einen schaurigen, mit seinen Sümpfen einen widerwärtigen Eindruck“ mache, denn den Germanen bot die dunkle und gefährliche Wildnis des Waldes im Kampf mit den Römern einen sicheren Rückzugsort, Ort von Dämonen und Fabelwesen, wo sie in heiligen Hainen ihren Göttern Opfergaben brachten. Die Künstlerinnen und Künstler des BBK Oberfranken sind der deutschen Kulturgeschichte des Waldes auf die unterschiedlichste Weise mit sehr individuellen Arbeiten nachgegangen, von der sprichwörtlichen Bedeutung des Wort Waldeslust, über die Wiedergabe subjektiver Naturstimmungen bis hin zum Umgang mit der Ressource Holz.
Staatsbibliothek Bamberg (27. September bis 18. Dezember 2021)
Bereits frühzeitig hatte der Bamberger Kunstgelehrte und -sammler Joseph Heller (1798–1849) die seinerzeit noch Königliche Bibliothek in freundschaftlicher Verbundenheit zur Erbin seiner kostbaren Kunstgegenstände, Handbibliothek sowie Schriftstücke erklärt. Im August 1851 glückte dann die Übernahme des umfangreichen und gattungsübergreifenden Nachlasses. Heller gilt daher bis heute als der bedeutendste Mäzen der Staatsbibliothek Bamberg. Seit 2017 verfolgt ein gemeinsam mit dem Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte in Marburg durchgeführtes DFG-Projekt das Ziel, die historische Sammlungsordnung Hellers digital nachzubilden und jedermann zugänglich zu machen. Ausgewählt wurde dafür ein bedeutendes Konvolut von Graphikblättern, darunter Werke von Albrecht Dürer (1471–1528), Lucas Cranach d. Ä. (1472–1553) / d. J. (1515–1586) und Hans Holbein d. Ä. (1460–1524). Im Sterngewölbe der Staatsbibliothek stehen der Sammler Heller und sein Mentor, der damalige Bibliotheksdirektor Joachim Heinrich Jäck (1777–1847), im Fokus und kommen sogar selbst zu Wort. Ihre lebenslange Freundschaft, gefestigt durch eine gemeinsame Reise, die sie 1821 durch Deutschland, Österreich und Italien führte, wird anhand der währenddessen erworbenen Exponate nachvollzogen. Der Scagliolasaal zeigt den Umgang der Bibliothek mit dem reichen Erbe. Ein Medientisch erweitert den Blick auf im Laufe des Forschungsprojekts entstandene Digitalisate samt wissenschaftlichen Kurzbeschreibungen. Zu sehen sind hier weitaus mehr Objekte des Heller’schen Nachlasses als die Ausstellungsräume fassen, und auch ihre Verbindungen untereinander werden nachvollziehbar. Im Lesesaal dokumentieren ausgewählte Bücher Hellers rege Publikationstätigkeit. Sie laden die Besucher ein, zu schmökern, den Sammlungsschwerpunkten und Interessensgebieten Hellers nachzuspüren, die bis heute nicht an Aktualität eingebüßt haben. Die Staatsbibliothek präsentiert unter www.bamberger-schaetze.de/heller einen von Joseph Hellers frühen Sammlungsschwerpunkten, den Graphikbestand von und nach Albrecht Dürer (1471–1528). Anhand der hochauflösenden und frei nutzbaren Digitalisate können Interessierte der Blatthistorie von über 2000 Kunstwerken, einschließlich verschiedener Zustände und sammlungsspezifischer Blattmontagen, nachspüren.
Weiterführende Informationen zu den Ausstellungen, den teilnehmenden Künstlern, den Ausstellungsorten sowie den Öffnungszeiten findet man im Netz unter www.kunstverein-bamberg.de, www.staatsbibliothek-bamberg.de und www.bbk-oberfranken.de.