Florian Weber. Ein Name, wie es ihn tausendfach gibt. Und doch genießt er längst mehr als nur ein bisschen Strahlkraft. Das liegt auch am Schlagzeuger der Sportfreunde Stiller. Am 28. April kommt der 49-jährige Tausendsassa ins Kunsthaus neuneinhalb am Gerberplatz. Im Gepäck hat er sein kürzlich veröffentlichtes Machwerk „Maradona Mío“ – eine Hommage an das argentinische Genie Diego Armando Maradona. Im Vorfeld des Rendezvous in der Wagnerstadt hat sich Art. 5|III mit dem vielseitig begabten Weber unterhalten. Der war einst selbst recht talentierter Sportler, oberbayerischer Meister im Schwimmen, erfolgreich im Basketball und auch im Fußball nicht ganz unbegabt. Neben seiner Karriere als Musiker kann der in Schrobenhausen aufgewachsene Tausendsassa auch als Maler und eben als Buchautor glänzen. „Maradona Mío“ ist bereits das vierte Machwerk, das der Sportwissenschaftler veröffentlicht hat.
Als Kulturschaffender war ich noch nicht so oft in Bayreuth. Wohingegen wir mit den Sportfreunden in frühen Jahren ja schon da waren, in den letzten Jahren aber nicht mehr. Als Fan von 1860 München weiß ich gar nicht. So viele Punkte haben wir gegen Bayreuth nicht geholt. Aus Bayreuther Sicht müssten da eher die Bayreuther freudestrahlen. Ansonsten bin ich da jetzt gespannt. Sie kommen sicher mit irgendeiner Anekdote um die Ecke!
(lacht): Das stimmt allerdings. Ein Studentenclub. Ich weiß, wie wir freudestrahlend und mit stolz geschwellter Brust Fotos vor dem „Ausverkauft“-Schild gemacht haben. Damals gab es Social Media noch nicht. Aber immerhin hatten wir eine Homepage und eine My Space-Seite. Das haben wir den Leuten schon kundgetan, die uns damals schon gehört und gesehen haben. Das muss ja irgendwann in den 90er-Jahren gewesen sein. 1996 haben wir uns gegründet. Vor 1998 waren wir denke ich nicht in Bayreuth. Auf alle Fälle ist das schon sehr, sehr lange her.
Das stimmt. In Pegnitz war ich sogar einmal mit meiner Band „Bolzplatz Heroes“ obendrauf. Einmal haben wir mit den Sportfreunden innerhalb von 24 Stunden drei Konzerte gespielt. Da haben wir am Tag davor in Darmstadt gespielt. Nachmittags ging es zurück nach Bayern, Radersdorf – ganz in der Nähe meiner Heimat. Und dann abends nach Pegnitz zum Waldstock. Da wären wir gar kein Headliner gewesen. Wurden es aber, da wir uns so mit der Zeit verfranzt hatten. Und die Waikiki-Bombers oder irgendjemand aus der Gegend musste dann leider unseren Slot besetzen und wir kamen dann doch als Headliner. Aber weder die Band noch die Zuschauer haben es uns übelgenommen. Es war wie immer ein toller Auftritt dort auf dem Waldstock-Festival.
Das ist eine interessante Frage. Im Frankenland bewegst du dich einfach zwischen Würzburg, Schweinfurt, Bamberg, Bayreuth und dann kommt Nürnberg noch dazu. Und Coburg. Da waren wir ja auch schon. Das ist immer so eine Abwägung, wo man sich aufhält. Und die ideale Halle für uns gibt es in Bayreuth auch nicht. In unserer Hochzeit haben wir mal in Bamberg und in Würzburg in den großen Arenen gespielt. Es wurde auf alle Fälle Zeit, dass wir wieder mal kommen.
Das Ganze war eine Auftragsarbeit. Zumindest ein Vorschlag meiner alten Freundin Anna Jung, die inzwischen beim Voland & Quist-Verlag arbeitet. Sie fragte mich, ob ich bei der Ikonenreihe dabei sein will. In der geht es darum, dass Autoren über ihre Lieblingsfußballer schreiben. Alle aufgezählten Personen sind natürlich auch interessant. Aber mein absoluter Lieblingsfußballer ist nun einmal Diego Maradona. In dem Buch, fast schon ein Büchlein mit seinen 100 Seiten, die ich verfasst habe, geht es mehr um mich und um dieses Erwachsenwerden mit diesem Phänomen und seinem Zauber, den Diego da vom Stapel gelassen hat.
Das stand ja auch in Zusammenhang mit der Band, wie ich mich da am Schlagzeug präsentiert habe mit fast schon schreinartigen Devotionalien, Fahnen, Figürchen. Ich habe Diego lieben- oder zumindest kennengelernt, als ich sechs Jahre alt war. In der Zeit war ich begeisterter Fan von ihm. Vielleicht sogar wegen seiner Kanten und Taten, die nicht unbedingt ein aktueller Superstar von sich geben würde. Mit Luftgewehr auf Journalisten schießen, ein bisschen koksen, ein bisschen rumhuren. Vielleicht war das der Zauber, der mich da so gefesselt hat. Wenngleich er für mich trotz Messi, Zidane und wie sie alle heißen und die ich alle toll finde, der Beste war. Und jeder Techniker braucht an seiner Seite einen Wasserträger, der für ihn abräumt. Wenn ich das mit meinem Schlagzeug an Diegos Seite bringen kann – dann ist das doch eine wunderbare Verbindung!
1989? Nein, da war ich nicht im Stadion. Ich habe das Spiel erwähnt im Buch. In dem Jahr hat Neapel dreimal gegen deutsche Mannschaften gespielt. Gegen Stuttgart, Bremen und Bayern. Ich war damals zwar schon begeisterter Diego-Fan, aber als Fan von 1860 – seit ich zehn Jahre alt bin – hat mich nicht einmal Diego ins Bayern-Stadion gezogen. Vielleicht war auch die Verbindung noch nicht so intensiv. Ich habe allerdings freudestrahlend festgestellt, dass Diego auch den Bayern eine auf den Sack gegeben hat (lacht).
Wenn man 1860-Fan ist: Auf alle Fälle. Wenn man Maradona-Fan ist, dann auf alle Fälle nicht. Wenn man Bayreuth-Fan ist, weiß ich es nicht. Die Story der SpVgg kenne ich gar nicht so gut. Man ist ja Fan, davon, wo man reingeboren ist. Als 60-Fan bist du in den 90er- und Anfang der 2000er-Jahre schon so ein bisschen vom Höhenflug geküsst worden. Mit Championsleague-Qualifikation und Thomas „Icke“ Hässler im Team. Da hätte man sich vom damaligen Präsidenten Karl-Heinz Wildmoser erhofft, dass er ein bisschen auf dem Boden bleibt und ein eigenes, kleines Stadion baut und nicht so dem großen FC Bayern München hinterhermarschiert. Das haben sie verpasst, eine ordentliche Löwengrube zu bauen und dann als zweiter Verein in München so ein bisschen alle ärgern. Als Bayreuth-Fan? Klar wünscht man sich wieder einmal zweite Liga. Aber das ist glaube ich schon ein weiter Weg. Genauso wie für die Sechziger gerade.
Weder noch. Ich finde es furchtbar, dass man sich seit Jahren nicht einigt und einen gemeinsamen Weg geht. Ismaik hat man sich in den Verein gesetzt. Und dass er mit den getätigten Einlagen jetzt nicht aussteigt, ist völlig verständlich. Zum Kotzen ist für mich eher, dass man keine Verbindung findet. Irgendwie fehlt die Bodenhaftung. In der Saison spielst gegen den Abstieg. Du gewinnst fünf Spiele und steigst gefühlt auf. Dann verlierst du wieder ein paar Spiele und es geht wieder nur um den Klassenerhalt. Das ist alles ein bisschen eine Farce seit vielen Jahren. Ich bin gespannt, ob sich in den nächsten Jahren einer findet, der das hinkriegt und den Verein wieder gesund nach oben bringt und nicht nur auf seinen eigenen Vorteil schaut. Also ich werde das nicht sein! Sich auf Traditionen besinnen ist schön, aber die Geister, die ich rief, mit denen muss ich klarkommen. Mein Gott.
Nein, das kenne ich nicht.
Das klingt spannend. Das müsste klappen! Wenn es die Zeit zulässt, komme ich da mal vorbei.
Ich lese Anekdoten aus dem Buch. Das ist ja kein Roman, sondern eher eine Erlebnisaufzählung über mich, die Studentenzeit mit Maradona. Auch über die Band und ihn. Mit der haben wir in dem wunderbaren Jahr 2006 nicht nur ihn, sondern auch Pele getroffen. Das kommt alles in dem Buch vor. Ich habe meine Gitarre dabei. Es kann durchaus passieren, dass das ein oder andere Lied gespielt wird. Es wird auf jeden Fall ein gemütliches Zusammensein!
Ich mich auch. Und wenn ich schon einmal etwas Werbung machen darf. Wir kommen mit den Sportfreunden Stiller im Sommer auch wieder nach Franken. Am 27. Juni spielen wir beim Festival auf Gut Wöllenried bei Würzburg. Also können wir uns gleich zweimal sehen! Und die Lesung ist ja an einem Sonntag. Da spielt zumindest die Altstadt nicht und wer Bock auf Fußball hat, der ist herzlich zu einem gemütlichen Abend eingeladen!