Metropolitan

Stadtverführungen Nürnberg/Fürth XV.

Ein Einblick der etwas anderen Art.

veröffentlicht am 04.08.2014 | Lesezeit: ca. 5 Min.

Wer die Städte Nürnberg und Fürth einmal außerhalb der üblichen Anlässe wie Fussballderby, Kirchweih oder Volksfeste kennenlernen will, kann dies in diesem Jahr bereits zum 15. Mal bei den sogenannten Stadt(ver)führungen tun. Der seit dem Jahr 2000 so erfolgreiche „Führungsmarathon mit dem besonderen Ansatz“ gehört zweifelsohne zu den Jahreshighlights des Großraums Nürnberg.

Tempora mutantor, unter das Motto „Zeitenwende“ haben die Veranstalter den diesjährigen Führungsmarathon gestellt. Das Thema lehnt sich an viele historische Jahrestage sowie Jubiläen an, so beispielsweise den Ausbruch des Ersten und Zweiten Weltkrieges vor 100 bzw. vor 75 Jahren oder den 175. Geburtstag der Photographie. Weitere Bezugspunkte sind die Stadt- und Verkehrsentwicklung in Nürnberg, der Klima und Energiewandel, technische und digitale Entwicklungen sowie wirtschaftliche, politische, soziale und gesellschaftliche Veränderungen in der Vergangenheit und Gegenwart Nürnbergs.

Unverändert, weil überaus bewährt, ist das Konzept der Veranstaltung. Prominente, Künstlerinnen und Künstler, Institutionen, gemeinnützige Organisationen, professionelle Stadtführerinnen und Stadtführer sowie Menschen mit besonderen Interessen laden die Besucherinnen und Besucher dazu ein, versteckte Sehenswürdigkeiten zu entdecken und Neues über bekannte Orte zu erfahren. In diesem Jahr stellen sich zum Beispiel Eva Brütting (Direktorin der Comödie Fürth), Gabriela Heinrich (MdB), Alexander Koller (Geschäftsführer Funkhaus Nürnberg), Oliver Tissot (Kabarettist) und Rudolf Wundling (Leiter der Musikschule Nürnberg) um nur ganz wenige zu nennen. Insgesamt sind es mehr als 50 bekannte Persönlichkeiten, für deren Engagement sich die Organisatoren besonders bedanken. Aber nur durch die Bereitschaft vieler nicht so im Rampenlicht stehender Personen, sich intensiv an diesem Projekt zu beteiligen, macht eine Veranstaltung dieser Größenordnung überhaupt erst möglich und damit auch zu etwas ganz Besonderem.

Den Startschuss zu den Stadt(ver)-führungen 2014 bildet das Projekt „Familiennest“ auf dem Gelände des ehemaligen Quelle-Rechenzentrums und des Grete-Schickedanz-Kindergartens. Nach der Eröffnung durch die Kulturreferentin der Stadt Nürnberg, Frau Prof. Dr. Julia Lehner, stellt der Geschäftsführer des Evangelischen Siedlungswerkes, Hannes B. Erhardt, die Entstehung des Projekts „Familiennest“ vor, eines zukunftsweisenden Wohnquartiers mit 50 Reihenhäusern und einer Kindertagesstätte und geht damit sprichwörtlich „in medias res“, also mitten in die Dinge. Schnell und zügig zur Sache zu kommen tut bei dieser Mammutveranstaltung auch not, sind es doch annähernd 400 unterschiedliche Termine, die innerhalb von 3 Tagen in den beiden Städten wahrgenommen werden können und natürlich auch wollen. Da es für den einzelnen unmöglich ist alle Veranstaltungen zu besuchen, haben die Veranstalter die unterschiedlichen Projekte übersichtlich kategorisiert, damit man eine schnelle Auswahl nach vorhandener Interessenslage treffen kann. Von “A“ wie Altstadt (hier gibt es u.a. eine Führung durch den Nürnberger Burggarten oder auch eine Suche nach den „drei verschwundenen Kapellen“ bei St. Lorenz) über „K“ wie Kinder (mit Themen wie „Es werde Licht“ oder auch einer „Historischen Schnitzeljagd“) bis hin zu „S“ wie Stadtteile (bei der man u.a. einen „Kunstspaziergang“ durch Langwasser machen oder Wissenwertes über die „Kulturwende unter dem Quelle Turm“ erfahren kann) reicht das Repertoire. Und für die Nachbarstadt Fürth ist natürlich auch eine extra Kategorie geschaffen worden. „Ludwig Erhard und das neue Zentrum“ sind dabei ebenso ein Thema wie eine Fahrradtour durch „Little America“, die interessante Einblicke in das Leben der in Fürth statio-

nierten US-Soldaten vermitteln soll. Aber auch in Fürth, genau so wie in Nürnberg, werden im Rahmen der Stadtverführungen die Weltkriege thematisiert. „Gegen das Vergessen im Wandel der Zeiten“ heisst die Führung durch die Paulskirche, bei der mit einer Klanginstallation an den Beginn des Ersten Weltkrieges erinnert wird.

Die ersten Veranstaltungen beginnen Freitag und Samstag jeweils um 09.00 Uhr, der Tag endet führungstechnisch jeweils um 23.00 Uhr. Am Sonntag öffnen sich um 10.00 Uhr die ersten Türen, den Abschluß bildet das Projekt „Wahrnehmungswandel“ um 20.30 Uhr im Hands-on-Museum turmdersinne am Nürnberger Westtor. In 60 Minuten dreht sich alles um die aktive Erfahrung bestimmter Wahrnehmungsphänomene und den Blick zurück in die Wissenschaftsgeschichte.

Auch in diesem Jahr ist es dem Projektteam um Diana Meisel (Nürnberg) und Eike Söhnlein (Fürth) gelungen, eine Großveranstaltung der besonderen Art auf die Beine zu stellen. Natürlich handelt es sich um ein Event, dass scheinbar für die Bewohner der beiden Veranstaltungsstädte gemacht ist, aber gerade für die Besucher von Außerhalb bietet sich an diesem letzten September Wochenende die einzigartige Möglichkeit, Städtetourismus der besonderen Art zu erleben.

Copyright Fotos: © Uwe Niklas

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