Frauenfiguren in Oper oder Musiktheater folgen meist einer stereotypen Darstellung: hysterisch, naiv, mordend, wie auch immer. Die Sopranistin Mara Maria Möritz, 1996 in Augsburg geboren, hat sich dieses Thema vorgenommen, mit dem Ziel, einen Perspektivwechsel herbeizuführen. Wie die Rollen jeweils in einzelnen Inszenierungen umgesetzt und interpretiert werden könnten, so die Sängerin, hinge besonders von den Rahmenbedingungen der Theaterhäuser sowie den Menschen vor Ort ab. Etwa, wie viel Eigeninterpretation möglich sei, wie die Strukturen oder auch Führungspositionen besetzt seien. So müssten Opern-Handlungen aus heutiger Sicht ganz anders gelesen und betrachtet werden, um sie stimmig zu verorten.
Ein eigenes Stück ist daraus entstanden, das Möritz unter dem Titel „Les Voix Féminines“ am 11. und 12. Juli im Kulturforum Fürth vorstellen wird. Eine verlassene Frau steht im Zentrum des Abends. Interpretierungsmöglichkeiten gibt es reichlich. Genau das möchte Möritz über einen Perspektivwechsel spiegeln. Ihre Protagonistin steht dabei für alle Frauen, die in dieser belastenden Situation ganz unterschiedliche Wege gehen könnten.
Diese Grundkonstellation verknüpft Möritz mit drei ganz unterschiedlichen Kompositionen, die alle aufgrund irgendeiner Trennungssituation entstanden waren. In „La voix humaine“, einer Mono-Oper von Francis Poulenc (1899 – 1963), nach einem Theaterstück von Jean Cocteau, sagt die Sopranistin, gehe es um eine Frau, die mit ihrem Ex telefoniert, um ihre Beziehung und ihr Leben kämpft. Lili Boulanger (1893 – 1918) eröffnet in ihrem Lieder-Zyklus „Clairieres dans le ciel“ eine andere Sichtweise, während Germaine Tailleferres (1892 – 1983) Protagonistin mit ihrem Ex-Partner abrechnet. Eine Überlegung dabei könnte sein, ob Musik überhaupt geschlechtergemäß gelesen werden kann. „Für mich“, sagt Möritz, „ist die Essenz einer Musik wesentlich.“ Dieses Werke-Trio verknüpft Möritz mit der Bühne als Reflexionsfläche, ergänzt um einen smarten Spiegelungsraum. Das Publikum wird so gefühlt selbst Teil dieses einzigartigen Musikpasticchios. Begleitet wird die Sängerin von Vladyslava Udod am Klavier.
Vor den beiden Aufführungen setzt Mara Maria Möritz am 9. Juli ein musikalisches Podiumsgespräch, bei dem Fragen zum Thema sowie der Inszenierung erörtert werden können. An feste Theaterstrukturen, sagt sie, sei ihre Produktion nicht gebunden, so könne sie immer auch neue Impulse mit aufnehmen.
Weitere Informationen unter www.maramaria-moeritz.com oder www.kulturforum-fuerth.de.