Das Winterfestival in Bad Kissingen, in seinen Anfängen eher ein Appendix zum höchst renommierten „Kissinger Sommer“, hat eine erstaunliche Entwicklung gemacht und sich zu einem eigenständigen Festival gemausert. Heuer beginnt es am 17. Dezember und endet am 7. Januar nach 15 Veranstaltungen. Der Start fällt wild aus, denn zum Festivalbeginn lautet die Devise „Alle Jahre wilder“. Diese Anspielung bezieht sich auf das Ensemble „Wildes Holz“, ein Trio aus Blockflöte, Gitarre und Kontrabass – eine originelle Kombination. Drei Musiker treiben ihren Spaß mit Weihnachtsliedern, und das geht von Klassik und Romantik bis zu Rock und Disco. Gespielt wird im prächtigen Max-Littmann-Saal des Regentenbaus.
Am Sonntag, 18. Dezember folgt im Rossini-Saal des Arkadenbaus eine „Matinée classique“. Percussion zweiPLUSeins ist unter dem Motto „Sanft melodisch trifft auf scharf rhythmisch“ angekündigt. Die beiden Perkussionisten Philipp Mohr und Tim Weidig loten die Vielseitigkeit der Perkussionsinstrumente aus und absolvieren dabei einen Gang durch die Musikgeschichte.
Abends folgt eine „Europäische Weihnacht“ in der Herz-Jesu-Kirche, wo die Kirchenmusiker Burkhard und Brigitte Ascherl mit ihren Chören auf die nahenden Festtage einstimmen. Das nahende Weihnachtsfest kündigt sich auch drei Tage später im Kurtheater an, allerdings unter einer leicht ironischen Überschrift: „Stille Nacht bis es kracht“ prophezeien die „studierte Melancholikerin“ Tina Teubner und der Musiker Ben Süverkrup.
Konventioneller bzw. traditionsgerechter geht es am 23. Dezember im Regentenbau zu, wenn das große Weihnachtskonzert eine „Alpenländische Weihnacht“ verspricht. Die hochkarätige Besetzung mit Christian Wolff (Erzähler), den Regensburger Domspatzen und dem Blechbläsersextett Ensemble Classique sowie einer Harfenistin garantiert ein musikalisches Erlebnis der besonderen Art rund um die Weihnachtsgeschichte.
Die längst zum Klassiker gewordene Besetzung Trompete und Orgel wird am 1. Weihnachtsfeiertag in der Herz-Jesu-Kirche aufgeboten. Der Trompetensolist Michael Lindner und der Organist Burkhard Ascherl präsentieren Werke von Händel, Telemann, Baldassari, Vivaldi und Bach.
Am 26. Dezember folgt im Rossini-Saal abermals eine „Matinée classique“, diesmal geprägt „Von Schwermut, Leichtmut und Übermut“. Das blutjunge Duo Olivia Bergmann (Klavier) und Benjamin Bächler stellt mit dieser außergewöhnlichen musikalischen Vereinigung ein breit gefächertes Programm von Telemann bis zu heutigen Zeitgenossen vor.
Der Abend des 2. Weihnachtsfeiertages ist im Kurtheater dem Ballett gewidmet. Der Auftritt des „Italian National Ballett“ widmet sich einem Evergreen des Repertoires, Tschaikowskys „Nussknacker“, der sich auch den Eingebungen E.T.A. Hoffmanns verdankt. Prachtvolle Kostüme sind ebenso zu sehen wie die Eleganz des Balletts zu genießen.
Am 27. Dezember gibt es im Rossini-Saal „Harfenzauber mal zwei“ zu hören. Das Harfenduo Silke Aichhorn und Regine Kofler hat schon oft kuriose Situationen erlebt, weil sich die beiden Musikerinnen stupend ähnlich sehen und leicht für Zwillingsschwestern gehalten werden können, obwohl sie mitnichten verwandt sind. Französische Romantik steht auf dem Programm, Musik aus Wales, aber auch Smetanas „Moldau“.
Für den darauf folgenden Tag ist an selbiger Stelle Younee angekündigt, die Starpianistin, Komponistin und Singer-Songwriterin aus Südkorea. Mit ihrem virtuosen Klavierspiel und ihrer überwältigenden Improvisationskunst wird sie ihre eigene Stilart effektvoll rüberbringen: Free Classic & Jazz. Am 29. Dezember darf man sich im Max-Littmann-Saal über Denis Wittberg und seine „Schellack-Solisten“ wundern. Mal schauen, ob die Tanz- und Unterhaltungsmusik der 20er und 30er Jahre sowie die extravaganten Eigenproduktionen dieser seit 20 Jahren überaus erfolgreichen Formation einen unterhaltsamen Konzertabend garantieren. Wir sind da sicher!
Anderntags heißt es im Kurtheater „Bach goes Breakdance“, und man kann gespannt darauf sein, was die „Goldberg Moves“ in ihrer spektakulären Show auf die Bretter zaubern. Nach dem Jahreswechsel ist im Regentenbau ein Neujahrskonzert angesagt. Das klingt traditionell, aber Achtung: „Blechschäden“ sind angedroht! Seit über 30 Jahren begeistert diese „Spaßfraktion“ der Münchner Philharmoniker mit dem Etikett „altbewährt und nie erreicht“ das Publikum und lässt dabei kein musikalisches Genre aus.
Das Konzert an Epiphanias spielt mit Worten, aber die Kenner – die Kennerinnen nicht zu vergessen – können natürlich mit der Anspielung „Schöne Mannheims“ etwas anfangen. Versprochen wird im Rossini-Saal: „Es wird ja immer schöner!“. Die Schönen, das sind die Sängerinnen und Schauspielerinnen Anna Krämer und Susanne Back sowie die Operndiva Smaida Platais. Am Klavier sitz mit Stefanie Titus natürlich auch eine Schöne.
Festival-Ausklang ist am 7. Januar im Max-Littmann-Saal mit einem Abschlusskonzert, das ganz einfach „Fulminant“ zu werden verspricht. Das Symphonieorchester des Prager Nationaltheaters ist zu Gast und bringt Marek Kozak mit, einen der begabtesten Pianisten der jungen Generation.