Wenn Weihnachten naht, wird ein Ruf jedes Jahr aufs Neue laut: der fromme Wunsch nach dem Frieden auf Erden. Getragen von dieser schönen Illusion, veröffentlichte Selma Lagerlöf, die erste mit dem Nobelpreis bedachte Frau, deren wunderbare Geschichten zum schwedischen und weltweiten Kulturgut gehören, 1933 eine Geschichte mit eben jenem Wunsch als Titel. So wundersam und selten sich die Erzählung selbst ausnimmt, so unglücklich ist die Geschichte der Veröffentlichung der deutschen Übersetzung. Zwar bereits 1940 von der österreichischen Jüdin Marie Franzos ins Deutsche übersetzt, war sie jedoch durch die Kriegswirren nur den im schwedischen Exil lebenden Deutschen bekannt.
Im Verlag Urachhaus ist pünktlich zu Weihnachten nun ein kleiner (Geschenk-)Band mit sieben Weihnachtsgeschichten der Schriftstellerin erschienen, der erstmalig auch die wenig bekannte Erzählung „Frieden auf Erden“ in deutscher Übersetzung beinhaltet. Wie viele ihrer Geschichten handelt sie von dem Zwiespalt zwischen Vergeltung und Vergebung und wurde bewusst ans Ende des Bandes gestellt. Davor finden sich altbekannte Geschichten wie „Die heilige Nacht“, „Ein Weihnachtsgast“ oder „Die Mausefalle“. Alle haben sie eines gemein: Sie erinnern den Leser an die Weihnachtsbotschaft – in Lagerlöfs einzigartiger warmer Sprache. Untermalt werden die Geschichten mit sieben stimmungsvollen Weihnachtsbildern ihres Künstlerfreundes Carl Larsson.
Selma Lagerlöf: Friede auf Erden. Die schönsten Weihnachtsgeschichten, Urachhaus, Deutsch, 144 Seiten, 16,00 €, ISBN: 978-3-8251-5133-1