Die Gattung Bläserquintett gehört ähnlich wie Streichquartett und Klaviertrio zur „Grundausstattung“ jeder Kammermusikreihe. Beim Musikverein Bamberg war es jetzt wieder mal so weit: mit dem Carion-Quintett trat ein Ensemble im Joseph-Keilberth-Saal auf, das längst preisgekrönt ist und auch auf ARD-Meriten zurückblicken darf. Das dänisch-lettische Quintett hatte für den Auftakt Noten mitgebracht, die ebenfalls zur Grundausstattung dieser Besetzung gehören könnten, doch handelte es sich bei Mozarts Divertimento Nr. 1 Es-Dur KV 113 um eine Bearbeitung für Bläserquintett.
In die heimische nordeuropäische Welt ging es anschließend mit Carl Nielsens dreisätzigem Quintett op. 43. Schön, so etwas einmal in vollendeter Interpretation von Musikern geboten zu bekommen, die es wissen müssen, denn der Komponist gilt ja gewissermaßen als der „dänische Brahms“. Allerdings sind solch gewagte Harmonien und gewitzte Motive von dem originalen Brahms nicht bekannt.
Eine sehr originelle Musik ist das, garniert mit diversen Soli und mit dem Wechsel zwischen Konvention und dissonanten Einfällen spielend. Die vier Musiker an Oboe, Klarinette, Horn und Fagott sowie die Flötistin Dóra Seres bereicherten die zum Teil geradezu skurrilen Einfälle des Komponisten mit Aufstellungswechseln, also quasi halbszenisch.
Ebenso originell war an diesem Abend die Programmauswahl für die zweite Konzerthälfte, denn Werke von György Ligeti, Dmitri Schostakowitsch oder gar Franz von Suppé bekommt man selten zu hören. Ligetis sechs Bagatellen aus dem Jahre 1953 mögen noch halbwegs präsent sein auf den Konzertpodien, aber Schostakowitschs „Tahiti Trot“ oder von Suppés Ouvertüre aus der Operette „Banditenstreiche“?
Auch bei Ligeti spielte das Ensemble mit Gesten – man schien sich die Motive gegenseitig zuzuwerfen. Charmant ist das, so wird Musik plastisch und sinnfällig! Notenständer braucht das Quintett hier nicht, alles wird auswendig gespielt, was die Vertrautheit und die Virtuosität im Umgang mit dieser Musik erklärt. Bei Schostakowitsch ließen sich bekannte Weisen vernehmen, und der choreographische Stil des Carion-Quintetts fand seine Fortsetzung dort ebenso wie bei Suppé und in den Zugaben. Dass die mozartsche Zauberflöte zum Schluss aus dem Off erklang, war noch so eine der vielen originellen Ideen, mit denen dieses famose Ensemble aufwartet. Schön, dass der Musikverein diese Formation nach Bamberg bringen konnte.