„Die ganze Welt ist eine Bühne.“ – Dieser zum geflügelten Wort gewordene Satz William Shakespeares besitzt im Zeitalter des Barock besondere Gültigkeit: Die Idee, das irdische Leben sei purer Schein und eine göttliche Inszenierung, in der jeder Mensch die ihm zugewiesene Rolle zu spielen habe, ist Fundament der damaligen europäischen Weltsicht. In höfischen Festen und dem sich verbreitenden multimedialen Gesamtkunstwerk der Oper inszenieren und spiegeln die damaligen Herrscher als von Gott eingesetzte Vertreter diese Welt zu dessen Lob und zum eigenen Machterhalt.
Unter völlig anderen Vorzeichen verwirklicht sich im bürgerlichen Zeitalter des 19. Jahrhunderts die Idee des „Theatrum Mundi“ wohl nirgends nachdrücklicher als in Richard Wagners Gesamtkunstwerk der Bayreuther Festspiele. Vor allem im Ring des Nibelungen spiegelt sich eine überkommene Ordnung aus Aristokratie, korrupter Finanzwelt und dekadenter Politik, die zu überwinden Wagners Ziel ist, um sie durch eine „ästhetische Weltordnung“ zu ersetzen.
Hundert Jahre später, zu Beginn der studentischen Unruhen des Mai 1968, konstatiert der französische Autor Guy Debord, dass die Menschen in einer „Gesellschaft des Spektakels“ leben, einer Scheinwelt des Konsumismus, in der ‚Wirtschaft’ die Rollen verteilt zum alleinigen Zweck des zeitlosen Selbsterhalts – eine Feststellung, die im Zeitalter der Social Media nichts an Aktualität und Prägnanz verloren hat.
In Kooperation mit der Hochschule Hof/Campus Münchberg, dem Iwalewahaus Bayreuth und BayFinK nimmt das Richard Wagner Museum Bayreuth die Wiedereröffnung des Markgräflichen Opernhauses zum Anlass, um in seiner diesjährigen Sommerausstellung dem Begriff des Welttheaters nachzuspüren.
Sonderausstellung „Theatrum Mundi. Barockes Welttheater, Bühnenfestspiel, Spektakel“ vom 18. Juli bis 4. November 2018 im Richard Wagner Museum Bayreuth
Fotocredits:
Visualisierung des Raumes zum Spektakel; Hochschule Hof / Campus Münchberg