Es war ein kurzweiliger Abend am 05. November im Festsaal des Bistumshaus St. Otto, bei dem der Heinrichs-Verlag, gemeinsam mit den drei stolzen Autoren - Uwe Schillhabel, Christian Schmitt und Heinz Tillig - den schmucken neuen Bamberg-Bildband präsentierte. Die kommentierten Ansichten sowie die Erinnerungen des Sohnes des Fotografen Hans Tillig wurden vom Publikum sehr interessiert verfolgt. Mit Beispielen streiften die Verfasser durch das Buch und erreichten mit Leichtigkeit ihr Ziel: sie regten an zur Erinnerung, zum Vergleich und zur Einordnung dieses in dieser Dimension und Qualität so einzigartigen Oeuvres aus vergangen Tagen, das seine Zeitzeugen wie deren Nachfahren gleichermaßen in seinen Bann zog und noch ziehen wird. Monate akribischer Kleinstarbeit am umfangreichen und ergiebigen Nachlass Tilligs gingen dem Abend voraus, die nun final, einen Tag vor Buchveröffentlichung, zur gemeinsamen Feierstunde für Autoren, Fotografie- und Bamberg-Liebhaber wurde. Vor allem unveröffentlichte Aufnahmen des leidenschaftlichen Postkartenverlegers fanden ihren Weg in das Buch. Viele Abzüge, die ganz offensichtlich ohne den Gedanken an kommerzielle Verwertung entstanden. Entsprechend progressiv fällt Tilligs Bildsprache aus. Entsprechend sind der dokumentarische wie der ästhetische Wert der Fotografien einzuordnen. Dies gilt für altbekannte, touristisch geprägte Motive ebenso wie für die Motive fernab der bekannten Touristenrouten. Tilligs Augenmerk gilt, das unterstreichen die Autoren, der kompositorischen Anordnung und dem sorgfältigen Arrangement. Tilligs bildnerisches Erbe fügen sie in eine Reihe bekannter Bamberg-Fotografen wie Alois Erhardt, Max Gardill oder Emil Bauer ein. Und in der Tat, die präsentierte Auswahl hält, was die Initiatoren versprechen. Ob das Café Haas, damals Tanzschule Bohlein, der Schuh Nowak an der Kreuzung Luitpold-/Obere Königstraße mit seiner stilechten Leuchtreklame oder die Aufnahmen der Kaufhaus-Hertie-Fassade mit weltoffenem, auffällig inszeniertem Länderschwerpunkt Asien oder opulenter Weihnachtsbeleuchtung. Ob der Bau des Finanzamts oder die baulichen Fortschritte des Bamberger Ostens mit neuartigen Formen der Architektur. Die Zeugnisse der alten Stadt in modernen Nuancen, die Trends und Moden der Zeit, wie sie sich über die Stadt legten, mal zaghaft und schonend, mal sehr dominant, spiegeln den Zauber anderer Zeiten und dokumentieren eindrucksvoll das Bild der sich verändernden alten und sich entwickelnden neuen Stadt Bamberg. Zehn thematische Kapitel (Gesichter einer Stadt, Stadt am Fluß, Stadt im Wachsen, Feste, Stadt im Winter u.a.) bestimmten der Autoren Auswahl. Darüber hinaus erfährt der Leser Autobiographisches sowie Details zur fotografischen Ausrüstung des Künstlers. So kann er eintauchen in Person, Leben und Werk eines leidenschaftlichen und intensiven Hobbyfotografen mit technisch und ästhetisch besonderem Anspruch. So kann er Bamberg durch eine Zeitmaschine hindurch wieder und neu erleben.
Tilligs Stadtbilder Bamberg 1955 – 1968, Uwe Schillhabel, Christian Schmitt und Heinz Tillig, 24,5 x 29,7 cm, 244 Seiten, Hardcover, Heinrichs-Verlag 2019, 24,90 Euro, ISBN: 978-3-89889-226-1