Zu den ungeschriebenen Gesetzen in Bayreuth gehört der in Stein gemeißelte Festspielbeginn am 25. Juli sowie der Verzicht auf eine Neuinszenierung nach einem „Ring“-Jahr. Doch das ist diesmal pandemiebedingt anders. Die Besonderheit zweier Neuproduktionen – „Tristan“ und „Ring des Nibelungen“ – liegt darin begründet, dass die Coronasituation auch für den Festspielchor erhöhte Risiken birgt. Das gilt natürlich besonders für die großen Choropern „Lohengrin“, „Tannhäuser“ und „Der fliegende Holländer“, die im Extremfall ersetzt werden müssten, also beispielsweise angesichts höherer Infektionszahlen und der damit verbundenen Aerosoldichte auf der Bühne. Dann stünde der „Tristan“ mit seinem kleineren Choranteil (der sich notfalls auch einspielen ließe) als Ersatz bereit.
Nicht zuletzt deshalb macht sich der „Tristan“ nach seiner Premiere am Eröffnungstag zunächst rar und wird lediglich am 12. August abermals aufgeführt. Die Regie in dieser von Cornelius Meister dirigierten Neuproduktion obliegt Roland Schwab. Die Partie der Isolde obliegt Catherine Foster, Stephen Gould wird sich um den Tristan bemühen. Thematisch bezogen lockt dreimal der Abend unter dem Titel „Nach Tristan“ auf die Kulturbühne im Kino „Reichshof“. Die Reihe „Diskurs Bayreuth“ bietet an zwei Abenden mit dem „Festspiel Open Air“ die Möglichkeit, bei freiem Eintritt in sommerlicher Atmosphäre Darbietungen von Mitwirkenden der Festspiele zu erleben.
In der Mitte der Festspielzeit lädt die „Taff-Festspielnacht“ wieder zum Goldbergsee ein, um einem von Pietari Inkinen dirigierten Programm beizuwohnen. Wer den „Lohengrin“ in der beeindruckenden Inszenierung Yuval Sharons noch erleben will, muss sich beeilen, denn sie läuft heuer aus. Fünfmal wird sie ab 4. August noch gegeben. Christian Thielemann dirigiert. Die Tetralogie wird in der langersehnten Neuinszenierung von Valentin Schwarz (Pietari Inkinen hat die musikalische Leitung) ab 31. Juli dreimal angeboten. Die Besetzung wartet mit Andreas Schager als Siegfried und Daniela Köhler als Brünnhilde auf.
Die Festspiele werden heuer beschlossen von zwei Konzerten im Festspielhaus, die wie im letzten Jahr von Stardirigent Andris Nelsons geleitet werden. Der besondere Reiz dieser Konzerte liegt in der Platzierung des Orchesters und ihrer akustischen Folgen: Nicht im tiefen Graben wird gespielt, sondern auf der Bühne. Erfahrungsgemäß sind die Chancen nicht schlecht, hierfür noch Karten zu bekommen. Der Online-Sofortkauf startet übrigens am 29. Mai.