Kulturstadt mit Stolz – die Isarmetropole atmet Kultur
München, eine Stadt voller Stolz, in einem Land voller Stolz ist deutlich spürbar DIE bayerische Kulturzone metropolitaner Großstadtmenschen - mit Stolz.
Stolz kommt von „prächtig“ und drückt das Gefühl einer großen Zufriedenheit aus, mit sich selbst oder anderen. Die Hochachtung seiner selbst also, die in München vielfach steckt, speist sich aus dem Fremd- und vor allem Selbstbild der Münchner – von Urgestein bis Neubürger. Das bekommt auch der Besucher zu spüren. Auf sehr charmante Art. Denn der Schein trügt nicht, er untermauert.
Viel Stolz kann auch mal lähmend sein, gerade wenn sich Kulturpolitiker auf falschem Stolz auszuruhen suchen. Dieses Bild allerdings zeichnet München in keiner Weise. Die Felder der Kultur sind reichhaltig bestellt. Von den glänzenden Spitzen der Münchner Kulturlandschaft über ihre facettenreiche Vielfalt bis zu den Perlen, die aus dem Abseits spitzen und den gelungenen, wie ergiebigen Kontrapunkt der Münchner Kulturszene gleich mehrfach setzen.
München museal – Fremde Welten, zeitgenössische Positionen, visuelle Glanzlichter
Die museale Landschaft ist üppig und vielfältig. Dies kumuliert in den Statuten der alljährlichen Langen Nacht der Münchner Museen, die im Oktober vom Zentrum Odeonsplatz aus, entlang sechs Busrouten, gut 100 Orte erschließt, die zum Lernen, Staunen und Erleben einladen. Beteiligt sind nahezu alle großen Häuser wie Lenbachhaus, Museum Mensch und Natur, Glyptothek, Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, Museum fünf Kontinente, Deutsches Museum, Pinakothek der Moderne, Museum Brandhorst, Alte Pinakothek und Haus der Kunst. Auch die Städtischen Kunsträume Rathausgalerie, Artothek & Bildersaal, der Kunstverein München, der DG Kunstraum Diskurs Gegenwart, das Maximiliansforum sowie diverse Spezialmuseen wie Deutsches Theatermuseum, Paläontologisches Museum, Museum Mineralogia oder das Valentin-Karlstadt-Musäum präsentieren sich im Reigen der nächtlichen Museumstouren. Weiterhin sammlungsbezogene Häuser wie das Museum Villa Stuck oder die Sammlung Schack mit Meisterwerken der deutschen Malerei des 19. Jahrhunderts. Schließlich ergänzt um einige rare Höhepunkte der Musemsnacht wie dem 14. Rollenden Museum München, das 100 Oldtimer am Vorplatz des Verkehrsmuseums versammelt, der Führung durch das imposante Müller`sche Volksbad oder die Öffnung des Europäischen Patentamts am Bob-van-Benthem-Platz mit seinem signifikanten Stahl-Skelett-Bau an der Isar. Wer sich in München museal austoben will, hat die Qual der Wahl eines ganzjährigen, umfangreichen Angebots an Dauer- und Wechselausstellungen, in denen sich Höhepunkte auf internationalem Niveau dicht aneinanderreihen.
Diesen Winter sind unter anderem das Finale des 200 Jahre alten Kunstverein München, das am 19. November mit der Ausstellung „Noor Abuarafeh - Resistive Narratives“ endete, die Ausstellung „Mythos Spanien“ in der Kunsthalle und vor allem auch William Turner im Kunstbau des Lenbachhaus große Akzentuierungen im Ausstellungswesen der Isarmetropole.
Während die Kunsthalle nach Joaquin Sorolla aktuell mit Ignacio Zuloaga unter dem Titel „Mythos Spanien“ erneut glanzvolle Phänomene der spanischen Kunst- und Mentalitätsgeschichte zelebriert (noch bis 4. Februar zu sehen), widmet sich das Lenbachhaus in seinem Kunstbau gegenwärtig Joseph Mallord William Turner.
Den Vorreiter der Moderne präsentiert es in zwei chronologischen Serien. Einerseits Werke, die Turner zur öffentlichen Präsentation nutzte, andererseits Arbeiten, die zu Lebzeiten hinter den Kulissen blieben. Augenmerk legt die Ausstellung zudem auf die Rezeption Turners und auf seine zahlreichen technischen Zeichnungen, die er für Lehre und Forschung schuf. Turner hat vor allem eines: Die Landschaftsmalerei salonfähig gemacht und dabei jede Menge malerischer Konventionen über den Haufen geworfen. Naturwissenschaften, Mythos, Geschichte und Zeitgeschehen unterlegten seine Motivation. Seine Leidenschaft galt dem Licht und der Atmosphäre, für die seine Malerei zum Experimentierfeld wurde. Insgesamt 40 Gemälde und 40 Aquarelle und Skizzen sind dank der Kooperation mit der Tate Britain, London in der Ausstellung noch bis zum 10. März zu sehen.
Fernab ausgetretener Pfade überrascht die Ausstellung „Doppelbelichtung“ zur Fotografin Ruth Walz im Deutschen Theatermuseum und zeigt, was im Genre der Theaterfotografie und damit im Bühnenspiel steckt. Ruth Walz (1941) ist eine deutsche Theaterfotografin, deren Bilder seit den 70er Jahren unsere Vorstellung von Theater prägen. Gezeigt werden Aufnahmen von ihr und ihrer Kollegin und Freundin Abisag Tüllmann (1935-1996). Kongenial verknüpft die Präsentation, kuratiert von Ruth Walz höchstpersönlich, das Medium Fotografie und Theater und deutet auf zahlreiche Nuancen fruchtvoller Wechselwirkungen dieser Disziplinen. Dem Theaterfan erschließen sich so neue Perspektiven, die den künftigen Theaterbesuch wie den Blick auf seine Bildsprachen nachhaltig verändern dürften. Die Ausstellung ist noch bis 4. Februar zu sehen.
Das MUCA, Museum of Urban and Contemporary Art, zeigt erstmals in Deutschland in einer großen Einzelausstellung einige der ikonischen Werke von Damien Hirst. 40 Werke, darunter Installationen, Skulpturen und Gemälde, beinhaltet die Ausstellung. Natural History (Formaldehyd-Skulpturen), Spin Paintings, Medicine Cabinets, Treasures from the Wreck of the Unbelievable, Cherry Blossoms sowie Spot- und Butterfly-Paintings. Hirsts Reflexion über die komplexen Beziehungen zwischen Wissenschaft, Religion, Schönheit, Leben und Tod prägt seine Arbeiten und zieht das Publikum direkt in diesen weiträumigen Diskurs.
Im DG Kunstraum Diskurs Gegenwart zeigte die Ausstellung Doppelpass VI gleich zwei Künstlerinnenpositionen: Judith Hummel und Esther Zahel suchen und finden ihr „Zuhause“ auf sehr unterschiedliche Weise. Hummel sucht Herkunft auf dem Pfad der einst flüchtenden Großmutter mit filmisch-performativen Spuren, die tief graben und stark wirken. Zahel malt sich ihr Zuhause schlichtweg auf die Leinwand. Zwei künstlerisch zeitgenössische Positionen zum kurzweiligen, aber spätfolgenschwangeren Hineinlegen mit äußerst charmanten Impulsen zur Auseinandersetzung mit der eigenen Heimstätte, mit Seitenwink zur persönlichen Form der Erinnerungskultur.
Münchens Museumslandschaft bietet neben zahlreichen Meilensteinen verschiedenster Epochen eine aufmerksame, maßgeschneiderte Erinnerungskultur. Beispielsweise mit der bis siebten Januar bestehenden Ausstellung „München Displaced“ – Heimatlos nach 1945 im Münchner Stadtmuseum oder mit der Dauerausstellung „National-Sozialismus in München“, die die dunklen Kapitel der städtischen Historie von 1918 bis 1945 auf 300 m2 hell beleuchtet. Prominente Stätte des Erinnerns ist gleichermaßen das Amerika-Haus. Eines der wenigen Häuser seiner Art, das sich bis in die Gegenwart behaupten konnte. Vielerorts sind die Pendants längst von der Bildfläche verschwunden.
München museal, das lässt sich dank verlängerter Öffnungszeiten zur Museumsnacht während der Stippvisite mit Überzeugung sagen, ist in der Dichte seines Angebots unvergleichlich und in seinen vielen Spitzen international aufgestellt. Die Fülle birgt jedoch gleichzeitig die Gefahr, den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen. So mancher Einheimische war immerhin zur Museumsnacht erkennbar auch zum ersten Male in der ein oder anderen Einrichtungen. Für Gäste ist die Angebotsfülle gleichermaßen reizvoll wie erschlagend.
München theatralisch – eine Stadt wie eine große Bühne
Ähnlich verhält es sich mit Münchens Theaterlandschaft. Die Vielfalt ist groß. Die Qualitäten unterschiedlich, doch meist auf hohem Niveau. Augenfälliger Koloss und Edelstein der Bühnenszene der Landeshauptstadt ist das Nationaltheater. Die Münchner Staatsoper, die nicht nur mit ihren 2.101 Plätzen Größe zeigt. 600.000 Gäste jährlich können nicht lügen. Damit ist gut jeder zehnte Wiesen-Besucher auch Opernhausgast. Damit trifft auf jeden Winter-Tollwood-Gast ein Operngänger. Das Drei-Sparten-Haus spielt jeweils von September bis Juli. Pro Spielzeit stehen 40 Opern aus fünf Jahrhunderten auf dem Programm und mehr als 20 Ballette vom 19. Jahrhundert bis zur zeitgenössischen Produktion. Zudem werden Konzerte und Liederabende gegeben. Das größte Opernhaus Deutschlands verfügt über ein eigenes Orchester – das Bayerische Staatsorchester – und eine Ballettcompagnie – das Bayerische Staatsballet.
Am Abend der Stippvisite stand „Madame Butterfly“ von Giacomo Puccini auf dem Programm. Bei ausverkauftem Hause. Wer Münchens Top-Adresse besuchen will, plant besser mit Weitblick. Der Opernbesuch zwischen Puccini-Pathos und opulenter Atmosphäre wurde dank großartiger Solisten, allen voran Protagonistin Elena Stikhina als Cio-Cio-San und mitreißender Dynamik aus dem Orchestergraben - das charismatische Dirigat erledigte Daniel Oren - zum kreisrunden Gesamterlebnis erster Güte: Schöne Kunst, schöne Musik, schöne Räume, schöne Menschen. Der Suizid der Hauptfigur sprach zu vielen und vor allem alle Mütter im Saal an, die in der Erzählung mit dem potenziellen Verlust der Liebe und des eigenen Kindes konfrontiert wurden, so dass das Schicksal der Butterfly zum Finale so manche Träne gelöst hat. Der Höhepunkt des Pathos kam zum Schluss. Ganz wie wir die Oper lieben: Großes Kino für große Gefühle und Momente in einem großen, prächtigen und wunderschönen Theater.
Neben dem klassischen Zugpferd der Hochkultur in München, stehen zahlreiche weitere Theaterhäuser und Bühnen zur Auswahl. Von historisch prunkvollen Räumen bis zur modernen Spielstätte lässt München als Theaterstadt kaum Wünsche offen: Das Residenztheater mit seinen drei Spielstätten, als Ensembletheater, das im Schwerpunkt neben klassischem Repertoire auf zeitgenössische Dramatik setzt. Das Deutsche Theater mit seinem umfassenden Musical-Angebot. Die Münchner Kammerspiele, das einzig erhaltene Jugendstil-Theater Deutschlands. Das opulente Prinzregententheater in Bogenhausen, Spielstätte, in erster Linie für das Auge, für Kabarett, Konzert und Oper. Das 1983 eröffnete Münchner Volkstheater im Schlachthofviertel. Das Kinder- und Jugendtheater Schauburg. Das Werk7 Theater im Werkviertel. Theaterformate im Utopia, der schicken, umfunktionierten historischen Reithalle. Und nicht zuletzt das Münchner Marionettentheater sowie die Freien Darstellenden Künste, die ihre Kräfte in der spektakulären Spielstätte „das Schwere Reiter“ im Kreativquartier München bündeln.
Ganzjährig stehen in zahlreichen Theatern und einigen Off-Bühnen, wie auch in spannenden Festivalformaten vielfältige Darstellungen zur Verfügung. An einem Wochenende ist das gerade mal zu erahnen.
München und Musik – ein eingespieltes Team
München und Musik sind eng miteinander verknüpft. Im Musiktheater und konzertant sehr stark aufgestellt, ist München, insbesondere der Olympia-Park, ein regelmäßiger Host für die großen Stars der weltweiten Musikszene, die sich dort bereits zahlreich verewigt haben. Ebenso lässt sich auf den Spuren einschlägiger Komponisten wandeln und das München des Freddy Mercury erkunden. Neben dem Staatsorchester fahren die Münchner Philharmoniker, das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und die Münchner Symphoniker ihre eigenen Programme. Der Jazz ist traditionell in der Unterfahrt zu Hause, in der Isarphilharmonie, im Mister B`s, in der Jazzbar Vogler und immer wieder auch im Nightclub des Bayerischen Hofes. Während popkulturelle Highlights in der Muffathalle, im Backstage oder im Milla Club zu finden sind, um nur einige wenige zu nennen. Legendär auch die Konzerte im einzigartigen Krone-Bau, der Ende Dezember zur neuen Zirkus-Spielzeit lädt.
München im Kulturspagat - von Hochkultur bis Alltagstradition
Dass Münchens Kultur immer und immer öfter eine Reise wert ist, ist offensichtlich wie unstrittig. Das gilt für den großen Kulturfächer der Kulturmetropole von Bier, Glühwein, Musik, Literatur und Kunst, über ihr abwechslungsreiches Theaterangebot, bis zur großen Oper. München beherrscht ihn, den erstklassigen, urbanen Kulturspagat: Hochkultur, bis Off-Szene, bis Heimatliebe. Liebhaber der Volkskultur finden Münchens Alltagskultur gar in einem maßgeschneiderten Kulturprogramm des Münchner Kulturreferats mit den hierfür etablierten Formaten: „Bier! Ein Münchner Lebensgefühl“, „Jodeltreff“, „Sing Sang Sonntag“ oder „Zwiefache tanzen“. Ein willkommener Kontrast zur ausgedehnten Eventkultur.
Aktuell lädt das Winter-Tollwood zahlreiche Münchner:innen und Gäste in die Großstadt, auf die Theresienwiese. Sie sind gut beraten den Aufenthalt zu verlängern und sich ein kleines, feines Stück vom leckeren Kuchen abzuschneiden, den Münchens Kulturlandschaft ganzjährig für alle Altersgruppen bereithält. München ist eben weit mehr als einen Besuch wert!