Wechselvoll wäre wohl eine Untertreibung, wenn man sich die Geschichte von Schloss Ettersburg ansieht. Als Jagdschloss zu Beginn des 18. Jahrhunderts erbaut und Mitte des Jahrhunderts durch ein sogenanntes „Neues Schloss“ ergänzt, diente es bereits sehr früh kulturellen Zwecken. Bach musizierte hier, Goethe, Herder, Wieland und auch Schiller hielten Einzug auf Ettersburg und bildeten den berühmten „Musenhof“. Ab der Mitte des 19. Jahrhundert versammelte sich hier die intellektuelle Elite Weimars und Namen wie Liszt, Andersen und Hebbel verhalfen Ettersburg zu einer weiteren Blütezeit. 1919 ging das Schloss in den Besitz des Landes Thüringen über. Ab 1945 diente das Schloss als Offiziersschule, später als stalinistische Justizschule und zuletzt als Altersheim. Die Gebäude standen ab 1979 leer und verfielen zusehend. Nach der friedlichen Revolution 1989/90 gründeten kultursinnige Bürger das Kuratorium Schloss Ettersburg e. V. und sorgten für eine kulturelle Belebung des ruinösen Ensembles. Seit 1998 ist das Schloss Teil des UNESCO-Weltkulturerbes „Klassisches Weimar“. Im Februar 2008 wurde das renovierte Schloss nach nur eineinhalbjähriger Sanierung übergeben. Heute bietet das Schloss ein vielfältiges und ambitioniertes Kulturprogramm, was nicht zuletzt das Pfingstfestival beweist. In der Tradition der frühen Jahre kann man hier vom 7. April bis zum 23. Juni Musik der verschiedensten Stilrichtungen, Theater und Lesungen erleben, ein Programm dessen Heterogenität für fast jeden Besucher etwas bereithält. Den Anfang macht „Überhaupt die fürchterliche Zerissenheit jetzt!“, eine konzertante Lesung von Claudia Michelsen, die von Karl Epp (Gitarre) musikalisch begleitet wird. Einen Tag später präsentieren Barbara Buntrock (Viola) und Daniel Heide (Klavier) Sonaten von Paul Hindemith, Rebecca Clarke und Ernest Bloch. Clubkonzerte am 1. und 2. Mai, ein Ettersburger Gespräch (5. Mai) mit Jakob Augstein und Karlheinz Weißmann oder am 19. Mai mit Jürgen Trittin und Jan Fleischauer, eine archäologische Radwanderung über den Ettersberg und dem diesjährigen Schlusspunkt, ein Lyrischer Salon, der sich am 23. Juni, anlässlich des bevorstehenden 75. Jahrestages des Attentats auf Adolf Hitler (20. Juli 1944) mit der Idee des „geheimen Deutschlands“ auseinandersetzt, leisten beredtes Zeugnis von der Vielseitigkeit des hier nur auszugsweise dargestellten Programms.
Das gesamte Programm sowie Tickets zu den einzelnen Veranstaltungen findet man im Netz unter www.schlossettersburg.de
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Schloss Ettersburg © Schloss Ettersburg
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