„Wie können Mensch und Natur in Einklang leben?“ – eine Frage, die so alt zu sein scheint, wie die Menschheit selbst und trotzdem aktueller denn je diskutiert wird. Das Verhältnis zwischen Mensch und Natur hat nicht nur grundlegend die Philosophie geprägt – Hume, wir sehen dich –, sondern auch der Literatur und Kunst in den vergangenen Jahrzehnten viel Stoff zur Auseinandersetzung geboten. Nun haben sich zwei Museen in Nürnberg, das Germanische Nationalmuseum und das Neue Museum Nürnberg, dieser wichtigen Fragestellung angenommen. Mit ihren Ausstellungen nehmen sie die menschengemachte Zerstörung der Natur in den Blick und liefern individuelle Lösungsansätze für ein harmonischeres Wechselspiel.
Die große kulturhistorische Ausstellung „Hello Nature. Wie wollen wir zusammenleben?“, die noch bis Anfang März 2025 im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg zu sehen ist, thematisiert umfassend und interdisziplinär das komplexe Verhältnis zwischen Mensch und seiner Umwelt und nimmt dabei auch die kulturökologische Geschichte Europas in den Blick: Wie hat sich das Verhältnis zwischen Menschen und Natur im Laufe der Jahrtausende verändert? Was bietet uns „Mutter Natur“? Wo dominiert sie uns? In drei Sektionen – Beherrschung, Bedrohung und Bewahrung – führt die Ausstellung die Besucherinnen und Besucher durch die Kulturgeschichte und trägt Bilder und Vorstellungswelten zusammen, die zu Formen einer rücksichtsvollen Mensch-Natur-Beziehung inspirieren. Ein besonderes Highlight dürfte Jeroen van der Most und Peter van der Puttens „544 Letters from Nature“ sein. Sie haben sich die Frage gestellt, was die Natur uns mitteilen würde, könnte sie sprechen. In 544 Briefen finden sie einige Antworten. Aber auch außerhalb der Ausstellungsexponate lädt das Germanische Nationalmuseum dazu ein, ins Gespräch zu kommen. Einmal im Monat, immer freitags um 19 Uhr, werden in interdisziplinären Runden mit hochkarätigen Gästen zentrale Ausstellungsthemen vertieft und diskutiert. Mehr Informationen zur Ausstellung „Hello Nature“ und dem Ausstellungsprogramm finden Interessierte unter www.gnm.de.
Ebenso nimmt sich das Neue Museum Nürnberg der wichtigen Thematik von Mensch und Natur an. Ab dem 13. Dezember wird die Ausstellung „Earth, Wind and Fire – der Natur auf der Spur“ gezeigt und mit ihr eine tiefgehende Auseinandersetzung mit dem Bild der Natur in der zeitgenössischen Kunst heraufbeschworen. Das Spektrum reicht von Land Art und Spurensicherung bis zur Konzeptkunst und sehr individuellen Ansätzen. „Der Künstler kann nur sichtbar machen, was in der Natur bereits existiert“, sagt Nikolaus Lang, ein Künstler der Ausstellung. Und Richard Longs Credo – er stellt ebenfalls aus – lautet: „Die Natur liegt in allen Dingen. Sie bestimmt unser Leben.“ Doch wer hier schöne Landschaftsmalereien und romantische Blicke auf die Natur erwartet, ist bei „Earth Wind and Fire“ fehl am Platz. Statt die Romantik und die Schönheit im Bild zu suchen, wird das Verhältnis des Menschen zur Natur auf eine analytische und dokumentierende Art und Weise in den Fokus gerückt. „UNRAT“ und „NATUR“ werden zu zwei Seiten einer Medaille, wie eine Grafik des Konzeptkünstlers Timm Ulrichs beweist.
Gemäß dem Ausstellungstitel „Zurück zur Natur“ soll jedoch nicht nur die Entfremdung des Menschen von der Natur thematisiert werden, sondern auch die Kraft der Kunst genutzt werden, um utopische Bilder einer Versöhnung zu entwerfen. Ein solches stellt zum Beispiel ein Kreis dar, wie ihn Richard Long mit gefundenen Steinen auslegt. Dieser Kreis symbolisiert eine Spirale, eine Entwicklung, eine zyklische Wiederkehr – eine Versöhnung? In einer Ideenwerkstatt für junge Menschen ab 16 Jahren zum Thema Klimaschutz, stattfindend am 12. Dezember von 17 bis 19 Uhr, können diese Ansätze weiterverfolgt und diskutiert werden. Mehr zur Ausstellung „Earth, Wind and Fire – der Natur auf der Spur“ im Neuen Museum Nürnberg finden Interessierte unter www.nmn.de/de/.