An ihm scheiden sich die Geister, kein Zweifel, aber egal wie man zu dem schillernden Superstar der internationalen Orgelszene steht, an seiner überragenden Könnerschaft besteht kein Zweifel. Cameron Carpenter ist kein Kirchenorganist traditionellen Zuschnitts, aber auch kein abgehobener Virtuose oder gar ein Blender, mag sein Auftritt (inklusive Outfit!) auch spektakulär anmuten. Brillant ist sein Spiel, durchdacht sein Repertoire, originell sind seine Ideen. Dass er die vorhandenen Konzertsaalorgeln meidet und anstatt dessen auf seiner stets mitgebrachten, eigenen mobilen Orgel musiziert, hat ihm manche Kritik eingebracht. Aber nur so ist es ihm möglich, all jene musikalischen und klanglichen Möglichkeiten zu realisieren, mit denen er sein ständig wachsendes – und teilweise recht junges – Publikum überrascht.
Bei seinem Orgelkonzert am 23. Dezember im Joseph-Keilberth-Saal steht neben Solowerken J.S. Bachs eine „Symphonische Erzählung“ auf dem Programm – in Anlehnung an das Motto der laufenden symphonischen Saison. In einer eigenen Bearbeitung stellt er die zweite Symphonie des Amerikaners Howard Hanson aus dem Jahre 1930 vor. In den Tagen zuvor gastiert er auch mit dem Orchester unter der Leitung Christoph Eschenbachs in München und Bamberg. Dann wird neben dem Konzert für Orgel, Pauken und Streicher von Francis Poulenc eine Bearbeitung von Sergei Rachmaninows „Rhapsodie über ein Thema von Paganini“ geboten, die Carpenter selbst arrangiert hat. Man wird gespannt darauf sein dürfen, wie der Virtuose das immens anspruchsvolle Werk – eines der brillantesten Klavierkonzerte – auf der Orgel umsetzt.
Cameron Carpenter mag bei Traditionalisten für Stirnrunzeln sorgen, doch zweifelsohne hat er in den letzten Jahren für die „Königin der Instrumente“ neue Publikumsschichten erschlossen. Ein gewisses Quantum an Showeffekten hat daran seinen Anteil, so seine glitzernde Bühnenkostümierung oder der riesige digitale Spieltisch, der wie das Cockpit eines Flugzeugs mitten auf dem Podium platziert wird. Für das Publikum ist der Solist hautnah präsent, und es beeindruckt, wie fulminant er an den unzähligen Registerknöpfen, auf den Tasten der fünf Manuale und auf den Fußpedalen agiert. Alles in allem ist das, modern ausgedrückt, eine „Performance“ der besonderen Art!
Fotocredits:
Cameron Carpenter, Foto © Heiko Laschitzki