Wer des Öfteren in oder um Nürnberg unterwegs ist, wird vielleicht schon von dem Projekt etwas mitbekommen haben. Aktuell ist alle zwei Monate eine Unabhängige Lesereihe (UL) aus dem deutschsprachigen Raum in den schönsten Kneipen, Buchhandlungen und Programmkinos der Stadt Nürnberg zu Gast. Hierbei handelt es sich nicht etwa um Buchserien die selbstständig von Ort zu Ort ziehen, sondern um ein wachsendes Netzwerk in der freien Literaturszene. Die UL, ein seit 2018 eingetragener Verein, setzen sich zusammen aus natürlich die Lesereihen selbst, aber auch Autor*innen, Lesebegeisterten, Kurator*innen, Nürnbergern, Gästen und vielen weiteren Mitgliedern. Die UL setzen sich für eine form- und zugangsoffene Literaturlandschaft ein, in der Literatur als soziale Praxis gelebt und gefeiert wird – in all ihrer Diversität und gesellschaftlichen Relevanz. Deshalb ist jede Lesereihe ein Unikat, denn jede verwirklicht ihr eigenes Programm und ihr eigenes Literaturformat.
Jetzt haben sich alle Unabhängigen Lesereihen zusammengeschlossen und ein gemeinsames Festival auf die Beine gestellt, zu dem sie vom 12. bis zum 15. September in den Z-Bau nach Nürnberg einladen. Über 25 Lesereihen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die in ihren Heimatstätten bereits neue Orte für Literatur geschaffen haben, kommen erstmals zusammen und zeigen, was die gegenwärtige Literatur ausmacht, was sie verhandelt und wer sie schreibt. Neue Stimmen von lokalen bis hin zu internationalen Autor*innen werden zu Gast sein. Die neuen Formate der jeweiligen UL könnten unterschiedlicher nicht sein: junge Prosa von Schauspieler*innen interpretiert, als intime Wohnzimmerlesung, politische und poetische Diskussionen auf Bühnen und Bierbänken, musikalisch und sprachübergreifend vorgetragene Lyrik, Genre- und Grenzüberschreitungen, literarische Gameshows und Autor*innen an DJ-Pulten… der Kreativität der Veranstalter und des Publikums sind keine Grenzen gesetzt. Die UL und das Festival haben sich auf die Fahne geschrieben, die strikte Trennung von Dichter*innen und Publikum aufzubrechen. Literatur ist keine abgekapselte Entität, sondern geht Schaffende und Rezipienten gleichermaßen an. Deshalb soll im Haus für Gegenwartskultur, wie der Z-Bau auch genannt wird, ein Raum geschaffen werden, der ganz der Vernetzung und dem offenen Gespräch dient. Drumherum lockt ein breites Angebot mit Workshops, Diskussionen, Partys und mehr. Dazu kooperiert das Festival mit Akteur*innen und Initiativen aus der Nürnberger Literatur-, Kunst- und Kulturszene.