Wer Würzburg in diesem Sommer besucht, kommt um eine Person kaum herum: alles dreht sich in der Residenzstadt um Julius Echter von Mespelbrunn. Der Fürstbischof dieses Namens regierte 44 Jahre lang, von 1573 bis 1617. Bis heute gehört Echter zu den prominentesten Würzburger Persönlichkeiten. Der strenge Gegenreformator bietet noch immer Stoff für Kontroversen. Unbestreitbar ist jedoch, dass niemand Stadt und Land so sehr geprägt hat wie er. Straßen, Plätze, Schulen, Apotheken, Weinberge sind nach ihm benannt, die von ihm gegründete Universität trägt ebenso seinen Namen wie das Juliusspital.
Doch wer war Julius Echter eigentlich? Damit beschäftigen sich zu seinem 400. Todestag gleich zwei Würzburger Museen eingehend: das Martin von Wagner Museum und das Museum am Dom.
Ausstellung im Museum am Dom
Während sich das Martin von Wagner Museum der Frage widmet, wie es zur Langzeitwirkung des Fürstbischofs kam, versucht sich die Ausstellung „Julius Echter (1573-1617). Der umstrittene Fürstbischof“ im Museum am Dom über die Einbettung in historische Hintergründe der Person und dem Wirken Julius Echters von Mespelbrunn offen und kritisch zu nähern. Hierzu werden zahlreiche hochkarätige und internationale Exponate präsentiert. In sechs Sektionen werden vom 23. Juni bis 17. September 2017 sowohl die Biographie Echters und sein Aufstieg bis zum Fürstbischof beleuchtet, als auch die politischen Strukturen seiner Zeit, seine Netzwerke und Prägungen und das Doppelamt aus weltlicher und geistlicher Herrschaft. Die besondere Prägung Würzburgs und Frankens, die sich bis heute an Universität, Juliusspital und Marienfestung sowie den zahlreichen „Echter-Kirchtürmen“ zeigt, wird für den Besucher auch durch mediale Aufbereitung sinnlich erfahrbar gemacht.
Weil keine Persönlichkeit der Würzburger Geschichte in einem solchen Maße polarisiert wie Julius Echter, will die Ausstellung im Museum am Dom vor allem versuchen, Erklärungsansätze für die heute nach wie vor kontroverse Wahrnehmung der Person Julius Echter anzubieten. Die oft thematisierten Schattenseiten seiner Regierung, die Vertreibung der Protestanten, die Enteignung der jüdischen Gemeinde und die Verbrennung vermeintlicher Hexen spielen dabei in der Ausstellung ebenso eine Rolle, wie Versuche der bewussten Selbstinszenierung des Fürstbischofs als Ideal eines gerechten und weisen Herrschers. Der Besucher wird dazu eingeladen, die Person Julius Echter aus verschiedenen Perspektiven wahrzunehmen und sich abschließend ein eigenständiges Urteil zu bilden – sie möchte ein Forum des lebendigen Austauschs über historische und aktuelle Debatten sein.
Erarbeitet wurde die Ausstellung im Museum am Dom von Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg in Zusammenarbeit mit dem Kunstreferat der Diözese Würzburg. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, begleitend ist ein Audioguide in deutscher und englischer Sprache erhältlich.
Ausstellung im Martin von Wagner Museum in der Residenz Würzburg
Die zweite Ausstellung zu Julius Echter im Martin von Wagner Museum im Südflügel der Residenz wird von der Universität Würzburg als gemeinsames Projekt des Museums, der Universitätsbibliothek und des Universitätsarchivs in Kooperation mit dem Mainfränkischen Museum ausgerichtet. Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg sowie das Kunstreferat der Diözese sind Partner der universitären Ausstellung. Die Ausstellung im Martin von Wagner Museum, die vom 25. Juni bis 24. September 2017 zu sehen sein wird, nimmt unter dem Titel „Julius Echter, Patron der Künste. Konturen eines Fürsten und Bischofs der Renaissance“ vor allem Echters Wirken in Kunst, Architektur und Wissenschaften in den Fokus.
Julius Echter hatte erkannt, dass gezielte Kulturpolitik sich auszahlt. Also baute er seine Residenzstadt um, errichtete in seinem Territorium rund dreihundert Kirchen, förderte bildende Künste und Musik, erneuerte das Bildungswesen, sammelte Kunstwerke und Bücher. Zugleich blieben Ausgangspunkt und Ziel seines Handelns stets religiös motiviert. Seinem Eifer für das Seelenheil seiner Untertanen stand die Entfaltung höfischer Repräsentation gegenüber. Aus der Doppelrolle als Bischof und Fürst ergab sich ein bisweilen widersprüchliches kulturelles Profil und fortdauernder Ruhm.
Die umfassende Ausstellung veranschaulicht mit rund 200 Exponaten, wie Würzburg über Kunst, Architektur und Wissenschaft Anschluss an die internationale Renaissance fand. Mit Leihgaben aus dem In- und Ausland ermöglicht sie ein authentisches Bild der Kultur um 1600 in und um Würzburg – in Form von Gemälden, Druckgrafik, Miniaturen, Zeichnungen, Münzen, Skulpturen, Bauplastik, Möbeln, Tapisserien, Büchern, Goldschmiedekunst, Waffen, Briefen und anderen Originaldokumenten. Plastische Modelle und interaktive Animationen lassen die Echterzeit lebendig werden. An einem Multitouch-Tisch wird eine historische Stadtansicht zum Sprechen gebracht, bei einem Architekturspiel können die Besucher per Datenbrille in die Rolle Julius Echters schlüpfen. Und wer sich die von Orlando di Lasso dem Fürstbischof gewidmete Komposition anhört, kann am Touchscreen die Partitur dazu mitlesen – die zudem im Original ausgestellt ist.
Mit dem Kombiticket kann neben der Echter-Ausstellung in der Residenz auch das gesamte Schloss besichtigt werden. Ebenfalls im Preis enthalten ist die Dauerausstellung in der Staatsgalerie Würzburg mit Werken aus dem Goldenen Zeitalter Venedigs (ebenfalls in der Residenz). Doch auch die Ausstellung allein lohnt sich. Eingang und Kasse zur Echter-Ausstellung befinden sich im 2. Stock des Südflügels der Residenz. Das Kombiticket ist am Haupteingang erhältlich.
Fotocredits:
Die Freien Künste huldigen Julius Echter als Schutzherrn der Studien. Sein Schild zeigt die von ihm gegründete Universität, Foto © Von Wagner Museum, Würzburg