Fast drei Jahrzehnte lang schon ist Roth für einige Tage die weltweite Musikhauptstadt. Im malerischen mittelfränkischen Kleinstädtchen trifft sich die Belle Etage des Blues zu den traditionellen Rother Bluestagen. Und auch in diesem Jahr - zwischen 21. und 29. März - geben sich klangvolle Namen die Klinke in die Hand. Mit einer einmal mehr herausragenden Mixtur aus alten Recken und Jungspunden, die sich aufmachen, die Musikwelt auf den Kopf zu stellen.
Einen nahezu kometenhaften Karrierestart legte die junge Bassistin Kinga Glyk hin. Mit Glück hatte das weniger zu tun. Ihre große Musikalität und ihr Können am E-Bass brachten der gerade einmal 22-Jährigen Lobeshymnen allerorten ein - am 22. März darf die Polin das Publikum in Roth verzücken. Nahezu irrwitziges Bass-Slapping macht jeden Auftritt der nicht nur optisch, sondern auch musikalisch überzeugenden Newcomerin zu einem absoluten Hochgenuß. In nichts hinterher steht ihr Yasi Hofer. Die drei Jahre ältere Ulmerin überzeugte schon an der Seite von Savoy Brown vor zwei Jahren in Roth das Publikum - diesmal begleitet sie der gerade einmal 32-jährige Gitarrist, Sänger und Songwriter Ryan McGarvey aus Albuquerque - der ließ vor einigen Jahren aufhorchen, als er den von Eric Clapton höchstselbst ausgerufenen Crossroads-Wettbewerb im Wettstreit gegen 4000 (!) Konkurrenten gewann. Er spielt in der Belle Etage der ganz Großen mit. Womit? Mit Recht! Ebenfalls dort anzusiedeln ist der Österreicher Norbert Schneider, nicht minder grandios verspricht der Auftritt von Eric Bibb zu werden. Bibb, einer der einflussreichsten Blues-Musiker weltweit, vertritt dabei die "ältere" Generation. Der 68-Jährige gilt als herausragender Live-Performer, hat das in Roth mehrfach bewiesen. Gespannt sein darf man auf das Bluestage-Doppel des altbekannten Briten Aynsley Lister und der 30-jährigen Gitarristin und Sängerin Samantha Fish aus Kansas City. Großer verspricht auch San2. Der gerade 41 Jahre alte Ingolstädter haucht der längst verloren geglaubte Motown-Ära wieder neues Leben ein.
Das absolute Highlight liefern die Bluestage schon zur Eröffnung. Sascha Vollmer und seine Band Hot Boogie Chillun rocken die Bühne. Sascha wer? mögen viele fragen. Sascha Vollmer, besser bekannt als Mastermind von BossHoss. Er hat den Blues im Blut. Seit der Gründung vor 15 Jahren ist The BossHoss eine der beliebtesten deutschen Formationen. Mit Hot Boogie Chillun wagt er den Blick zurück. Es war seine erste Band, die vor einigen Jahren nach zehnjähriger Schaffenspause wiederbelebt wurde. Und jetzt vielversprechende Bluestage einleiten darf.