So viele Katastrophen gab es gefühlt noch nie: Terrorismus, Kriege, Naturkatastrophen und kosmische Phänomene liefern ein tägliches Bedrohungsszenario. Und nun auch in der Stadtgalerie Villa Dessauer: eine entfesselte Natur mit tosenden Wasserbergen oder glühenden Feuersbrünsten lässt vom 30. September bis 11. November 2018 die dortige Museumslandschaft untergehen. Gerhard Mayers großformatige Aquarelle offenbaren das ganze Drama. Das MoMA in San Francisco wird von Eisschollen eingefroren – Caspar David Friedrichs Eismeer lässt grüßen –, das Metropolitan Museum, New York wird gar kaleidoskopartig in fremde Welten aufgefaltet und auch die Bamberger Villa Dessauer bleibt nicht verschont, ein riesiger Meteorit droht in den nächsten Sekunden auf das Gebäude stürzen. Reißerische Motive und grelle Farborgien nähern sich bisweilen dem Abgrund zum „Kitsch“ – jedoch ohne abzustürzen.
Gerhard Mayer ist international bekannt geworden durch seine systematischen Zeichnungen – etwa im Neuen Museum in Nürnberg –, die – basierend auf einem strengen Regelwerk – aus Elementarteilen zusammengesetzt, fließende Räume bilden. In seiner jüngsten Werkreihe kehrt er zu malerischen Positionen zurück und thematisiert „Museumslandschaften“. Die erhabenen Kunsttempel der Moderne stehen im Focus. Entgegen ihrer öffentlichen Wertschätzung gehen sie hier auf vielfältige Weise allerdings einem unausweichlichen katastrophalen Ende entgegen.
Seit vielen Jahrhunderten sind Künstler von Schreckensszenarien fasziniert und verarbeiteten sie in ihrer Kunst. Gerhard Mayers Inspirationsquellen liegen vor allem bei den filmischen Dystopien, die bereits eine lange Tradition haben. Als Künstler hat Gerhard Mayer durchaus eine enge emotionale Beziehung zum Thema Museum, sieht aber auch die gegenwärtige Krise dieser Prestige-Bauten, die stellvertretend für die gesamte kulturpolitische Situation stehen. Hieran entzündet sich der Prozess der Fiktionalisierung: die Angriffe auf unser hohes Kulturgut sind rein imaginär, eröffnen aber ein neues Blickfeld, fernab der historisch gewordenen Zerstörungswut der frühen Avantgarden.
Fotocredits:
Gerhard Mayer, Museumslandschaften, Villa Dessauer Bamberg